Italiener sagen „No“ zur Verfassungsreform! Auswirkungen auf MIB, Unicredit und Monte dei Paschi

RoboForex: Am gestrigen Sonntag standen die letzten Wahlen für dieses Jahr auf der Agenda. Neben der Präsidentschaftswahl in Österreich stimmten die Italiener über eine von Ministerpräsident Renzi angestrebte Verfassungsreform, welche eine Umwandlung und Verkleinerung des Senats bedeutet hätte. Italien hat sich damit gegen eine Beschleunigung von Reformen ausgesprochen, auch wenn ein Großteil der Italiener eher für einen Rücktritt Renzis als gegen die Verfassungsreform gestimmt haben dürfte.

Für Italien bedeutet dies nun eine erneute politische Unsicherheit, da Renzi bereits in der Nacht seine Niederlage anerkannte und die Verantwortung dafür übernahm. „Meine Regierungsarbeit endet hier“, teilte Renzi in einer ersten Reaktion nach dem Referendum mit. Nach dem „Brexit“ im Sommer und der US-Präsidentschaftswahl im November stellt diese Wahlniederlage einen weiteren Schlag gegen die etablierten politischen Parteien dar.
 

Marktsituation DAX – 05. Dezember 2016

Wenn es nach den Schlagzeilen der letzten Woche ginge, stünde den Anlegern heute ein Börsenchaos mit dramatischen Kursverlusten bevor. Aber wie auch der US-Wahl macht der Markt nicht das was im Vorfeld erwartet worden ist. Zumindest dann, wenn man sich an der Oberfläche der Mainstream-Medien bewegt.
 


Im frühen Handel des heutigen Handelstages stieg der deutsche Leitindex auf über 10.700 Punkte an und egalisierte dabei einige temporäre Widerstandsbereiche. „Buy the Rumour, Sell the News“, findet hierbei eine analoge Anwendung. Auch wenn in Italien zwei Wochen vor dem Referendum keine Umfragen mehr durchgeführt worden sind, so waren sich Experten relativ einig, dass die italienische Bevölkerung für eine Verfassungsreform keine Zustimmung erteilt. Dass die Umfragen nicht unbedingt eintreten müssen, haben wir dieses Jahr zwar bereits beim Brexit und in den USA gesehen, hier hatten die Umfragen aber auch im Vorfeld einen Sieg des politischen Establishments vorhergesagt.

Die Erwartungen des Marktes waren daher vor dem Referendum relativ klar. Es wird in Italien keine Verfassungsreform geben und ein Rücktritt Renzi´s ist dann unausweichlich. Dieses Endergebnis hatte der Markt dann bereits in der vergangenen Handelswoche eingepreist (Sell the Rumour). Mit Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses war dann der letzte verbliebene Unsicherheitsfaktor für dieses Jahr aus dem Markt und in Anbetracht der anstehenden EZB-Sitzung traten die Käufer dann wieder verstärkt in den Markt und beförderten den DAX auf ein Kursniveau, welches wir bereits zu Anfang der letzten Handelswoche gesehen hatten.


Das Referendum liegt nun ebenfalls hinter den Anlegern und sowohl bei der italienischen Verfassung als auch beim DAX bleibt der Status Quo unverändert. Wenn man bedenkt, dass die kurzfristigen Auswirkungen für die Finanzmärkte tatsächlich sehr gering sind und die wichtigsten Fragen hierzu frühestens Ende 2017 bzw. 2018 gestellt werden, erscheint einem die erste Reaktion des DAX nicht mehr so verwunderlich. So ist zumindest der aktuelle Stand und was anderes ist für den Markt zunächst nicht relevant. Ob sich dieser aktuelle Stand nun doch zeitnah verändert, kann zwar nicht ausgeschlossen werden, aber das Risiko für schnelle Wendungen bringen die Aktienmärkte nun mal immer mit sich.


Mit der bullishen Bewegung zur Handelseröffnung hat der deutsche Leitindex auch den übergeordneten Widerstand bei 10.800 Punkten wieder ins Visier genommen. Ob dieser in den kommenden Tagen getriggert wird, dürfte auch davon abhängen, wie die EZB auf das Referendum in Italien reagiert und ob das Anleihekaufprogramm durch die EZB verlängert wird.

Marktsituation S&P500:

Beim „Weltleitindex“ S&P 500 kam es vor der Börseneröffnung in den USA zu keinen nennenswerten Kursreaktionen auf das Referendum in Italien. Nachdem der S&P vor dem Wochenende bereits in eine Konsolidierungsphase übergetreten ist, wurde diese zu Wochenbeginn bei rund 2.188 Punkten temporär beendet. Damit hat der S&P 500 sein erstes Korrekturziel abgearbeitet und nun ein Kursniveau erreicht von dem eine neue Impulsbewegung durchaus gestartet werden könnte.
 

Sollte hier allerdings keine neue bullishe Impulsbewegung einsetzen, liegen die nächsten Korrekturziele auf der Unterseite bei 2.180 Punkten, 2.169 Punkten bzw. am 38,2er- und 50er-Retracement der vorangegangen Rallybewegung.
 

Marktsituation FTSE MIB:

Der italienische Leitindex FTSE MIB bleibt auch zur Handelseröffnung in seiner Seitwärtsrange gefangen und musste keine stärkeren Verluste hinnehmen. Auf der Oberseite bleibt der entscheidende Widerstand bei 17.400 Punkten erhalten. Auf der Unterseite stellt die Marke bei 16.000 Punkten die untere Begrenzung der Seitwärtsrange dar. Erst wenn diese beiden Kursmarken überwunden bzw. unterschritten werden, werden die nächsten Kursziele auf der Ober- und Unterseite aktiviert.
 

Da die Seitwärtsrange bereits seit August diesen Jahres Bestand hat, ist diesem Bereich eine erhöhte Bedeutung beizumessen. Ein Ausbruch dürfte daher eine stärkere Bewegung nach sich ziehen.
 

Marktsituation Unicredit:

Der italienischen Bankenbranche hatte zuvor die größten negativen Auswirkungen aus dem Referendum zu erwarten. Der italienische Bankensektor gilt als sehr angeschlagen und ein Rettungspaket dürfte durch die politische Unsicherheit weitaus schwerer umzusetzen sein als unter einem gestärkten Ministerpräsidenten Renzi.
 

Die italienische Unicredit notierte daher zur Handelseröffnung deutlich im Minus, konnte im Laufe des Vormittags die Verluste aber zum Teil wieder ausgleichen. Damit bleibt mit dem bearishen Bruch der Aufwärtstrendlinie weiterhin das signifikanteste Signal im Chart. Eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung ist daher in den kommenden Tagen das Szenario mit der höchsten Wahrscheinlichkeit. Allerdings sollte auch hier die am Donnerstag tagende EZB im Auge behalten werden, da hier unter Umständen stützende Maßnahmen für den italienischen Bankensektor ergriffen werden könnten. Bis zum entscheidenden Widerstandsbereich bei 2,40 EUR hat die Unicredit allerdings noch eine Distanz von gut 20 Prozent zu überwinden. Bis dato bliebe das Chartbild eher bearish zu werten.
 

Marktsituation Monte dei Paschi:

Das Sorgenkind der italienischen Bankenbranche, die Banco Monte dei Paschi, kam zur Handelseröffnung wesentlich stärker unter Druck, konnte aber die anfänglichen Verluste ebenfalls ausgleichen. Dabei wurde allerdings der wichtige Unterstützungsbereich bei 0,205 EUR durchbrochen, sodass zumindest bis Donnerstag weitere Kursverluste realistisch sind. Sofern dieser Bereich aber zeitnah zurückerobert werden kann, wären Anstiege bis 0,25 EUR und 0,285 EUR möglich. Über diesen Widerstandsbereichen würde sich das Chartbild dann auch wieder zunehmend aufhellen.
 

Dennoch bleibt ein Investment im italienischen Bankensektor von vielen Faktoren abhängig. Die technische Analyse spielt hier neben Kapitalerhöhungen und Maßnahmen der EZB daher nur eine untergeordnete Rolle.

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