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Aktie im Fokus: RWE – Ist die Talsohle erreicht?

Dass RWE noch lange nicht pleite ist, hängt nicht nur damit zusammen, dass eine Menge Arbeitsplätze gefährdet wären, sondern weil auch ein ¼ der Anteile am Unternehmen bei Städten und Kommunen liegt. Diese schreiben zwar in den vergangenen Jahren aufgrund der jährlich zusammengestrichenen Dividende Einnahmeverluste in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe, doch wie heißt es so schön: mitgehangen, mitgefangen. Dabei kann man RWE nicht vollends die alleinige Verantwortung für die Misere der letzten Jahre zuschreiben. Denn die Politik war an dem Aufbau von Atomkraftwerken nicht weniger beteiligt als nun auch beim Beschluss zum Atomausstieg. Sie hat daher ihren Beitrag ebenso dazu geleistet, dass Aktien der Versorger bei den Aktionären einen Status der sichersten Wertpapiere bekamen. Die Dividendenpolitik der Unternehmen tat dann dabei ihr Übriges.

Ist die Talsohle erreicht?
Der Wert der RWE-Aktie lag vor der Finanzkrise bei 100 Euro. Das letzte markante Tief lag bei knapp unter 10 Euro je Aktie. Das war im September 2015 und ist schon ein starkes Stück. Von einem der sichersten Dividendenpapiere hat sich die RWE-Aktie zu einem Spekulationsobjekt durch und durch gemausert. Spekulationen sind derweil größtenteils gar nicht mehr so sehr auf Gewinne auf Quartals- oder Jahresebene bedacht, sondern sind meistens politisch motiviert. Da stellt sich dann die Frage: Wie weit ist die Politik gewillt, dem Unternehmen unter die Arme zu greifen?

Der letzte starke Absturz, der sich kurz vor der Ausbildung des Tiefs bei 9,00 Euro je Aktie ereignete, folgte auf ein Gerücht, dass der im Rahmen eines Stresstests ermittelte notwendige Rückstellungswert für den Abbau der Atommeiler und Entsorgung des Atommülls den verfügbaren bei Weitem übersteigt. Man wäre damit, de facto, pleite. Just meldete sich Sigmar Gabriel höchstpersönlich damals zu Wort und dementierte: Ergebnisse lägen zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht vor. Der Kurs erholte sich allerdings bis zur Veröffentlichung der echten Ergebnisse nicht mehr.

Ausgliederung schreitet voran
Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse des Stresstests, der zeigte, dass die Mittel ausreichen würden, stabilisierte sich der Aktienkurs und wurde durch die geplante Abspaltung, ganz nach dem Vorbild EONs, zusätzlich gestützt. Der Kurs fluktuierte seitdem in einer Spanne zwischen 10,00 – 14,00 Euro je Aktie. Zuletzt ist er Anfang Juli aus dieser Spanne nach oben ausgebrochen und signalisiert eine mögliche Wende.

Das Voranschreiten der geplanten Abspaltung der Tochter Innogy und ihre Börsenplatzierung wird bei Aktionären äußerst positiv aufgenommen. Die Tochter Innogy wird größer sein als das Mutterunternehmen und die Gewinne sollen bis zu 80 % ausgeschüttet werden. Dabei vereint die Tochter die Sparten Ökostrom, Vertrieb und Stromnetze. Bei der Mutter bleibt der Energiehandel sowie die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen, also Gas- und Kohlekraftwerken.

Etwas Unterstützung seitens der Poltik
Noch unbestätigt, aber in der Prüfung befindet sich eine eventuelle Genehmigung zur Ratenzahlung der auf RWE zukommenden Kosten für den Abbau und die Entsorgung, deren Höhe mit dem anstehenden Kabinettbeschluss zum Atomgesetz in den nächsten Wochen vorliegen wird. Die Zahlung in Raten könnte RWE einiges an Lasten zunächst nehmen.

Prognose
Einige Analysten sind davon überzeugt, dass das meiste Negative nun eingepreist worden ist. Das könnte durchaus sein, bedeutet allerdings nicht, dass die Aktie nun zu neuen Hochs aufbricht. Sie könnte auch in den nächsten Jahren einfach nur seitwärts fluktuieren. Zumal eine Dividende für Stammaktien für 2015 komplett gestrichen wurde. Als Dividendenpapier ist es schwer vorstellbar, dass das Potenzial nach oben sehr groß ist, sofern keine gezahlt wird.

Selbst wenn eine Pleite abgewendet werden konnte, heißt es lediglich, dass man sich ab jetzt auf das Potenzial des Unternehmens konzentrieren wird, und hier ist noch lange nicht alles in Butter. Die aktuelle Erholung ist daher interessant, mehr aber auch nicht. Auf dem Weg nach oben sollte zumindest die 18,00-Euroje-Aktie-Preiszone nachhaltig überwunden werden, damit die Wende aus mittelfristiger Sicht bestätigt wird.

 

Chart: RWE AG (täglich)

 

Hinweis der Redaktion: Übersicht über den RWE Insiderhandel von 2007 bis 2016

 

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