Helaba: USA – Wieder ein lausiger Start in 2017?

Helaba: Ab Herbst letzten Jahres haben die meisten Stimmungsbarometer in den USA deutlich zugelegt. Dennoch blieb die Wirtschaft auf ihrem moderaten Expansionskurs. Im ersten Quartal machte sich wohl wieder ein Problem bemerkbar, das die Statistiker seit geraumer Zeit plagt: Pünktlich zum Jahresbeginn fällt das Wachstum immer besonders schwach aus. Mit nur 0,7 % gegenüber Vorquartal (Jahresrate) knüpfte das reale BIP im Q1 an die enttäuschenden Werte im Winterhalbjahr 2015/2016 (0,9 % und 0,8 %) an. Bleiben die USA also trotz “Trump-Euphorie” bei Verbrauchern, Unternehmen und an den Aktienmärkten in einem Wachstumsband unterhalb des Trends gefan- gen? Vieles spricht dafür, dass die Delle im Q1 wieder einmal vor allem Sondereffekten geschuldet war.

 

Blendet man diese aus, so sprechen manche Indikatoren dafür, dass die ausgeprägte Schwäche der Ausrüstungsinvestitionen im vergangenen Jahr nun zu Ende geht. Der schwache Lageraufbau im Q1 lässt wegen des zu erwartenden Rückpralleffekts sogar eine stärkere Dynamik im Q2 erwarten. Vor diesem Hintergrund gehen wir von einem deutlich höheren Plus beim BIP im Frühjahr aus. Dazu würden auch die inzwischen zwar wieder rückläufigen, aber noch immer hohen Werte bei den aussagekräftigsten Stimmungsindikatoren wie den ISM-Einkaufsmanagerindizes passen. Auch im zweiten Halbjahr sollte das Wachstum oberhalb des Trends von circa 2 % bleiben.

Aktuell sieht es allerdings nicht so aus, als würden schon im laufenden Jahr spürbare konjunkturel- le Impulse von der Fiskalpolitik kommen. Die von Donald Trump versprochene und Ende April endlich zumindest grob skizzierte Steuerreform hat noch einen langen Weg vor sich. Wenn es gut läuft, wäre ein Inkrafttreten Anfang 2018 plausibel. Von einer Infrastrukturinitiative ist derzeit nichts zu sehen. Positiv zu verbuchen ist vor allem, dass sich die neue Regierung relativ geschmeidig gezeigt hat, was die zahlreichen plakativen Wahlkampfaussagen zum Thema Handelspolitik angeht. Zwar ist TPP gestorben und die Nafta wird “neu verhandelt”.

 

 

Damit ist der Zeitpunkt eines möglichen unilateralen Ausstiegs der USA aus der nordamerikanischen Freihandelszone erst mal verschoben. Auch im Verhältnis zu China waren zuletzt realistischere Töne aus Washington zu hören. Trotz Einzelmaßnahmen wie Anti-Dumping-Zöllen auf Milch und Bauholz aus Kanada sowie auf ausländischen Stahl ist ein echter Handelskrieg mit China oder die Einführung einer klar WTO- widrigen „big border tax“ weniger wahrscheinlich geworden.

Langsame Normalisierung der Geldpolitik
Die Kernteuerung bewegt sich derzeit weiterhin im Rahmen unserer Prognosen. Ohne Energie und Nahrungsmittel steigen die Preise seit geraumer Zeit im Bereich von 2 % bis 2,3 %. Daran dürfte sich zunächst nicht viel ändern, auch wenn wegen Handelshemmnissen steigende Importpreise ein Risiko bleiben. Im Jahresschnitt 2017 sollte die Gesamtteuerung bei etwa 2,5 % liegen. Dies dürfte ausreichen, um die Notenbank auf Kurs zu halten. Wir rechnen mit einer etwas schnelleren Rücknahme des extremen Expansionsgrads der Geldpolitik in diesem Jahr. Statt für einen Zinsschritt pro Jahr dürfte es 2017 für zwei reichen. Damit bleibt die Fed weiter auf dem Gas und verringert nur den Druck etwas. Daran würde auch ein graduelles Abschmelzen der Notenbankbilanz, das zuletzt wieder diskutiert wurde, nichts ändern.

Autor: Patrick Franke

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