Lebenszeichen vom IPO-Markt

Der Markt für Börsengänge liegt seit fast einem Jahr brach. Jetzt traut sich mit dem Onlinebroker Flatex wieder ein Aspirant aufs Parkett. Weitere könnten folgen.

Das letzte Lebenszeichen vom Markt für Neuemissionen in Deutschland wurde am 27. Juni des Jahres 2008 vernommen. SMA Solar debütierte und überzeugte. Die Aktie des Solarunternehmens konnte seither knapp 20 Prozent zulegen – angesichts des schwierigen Marktumfeldes keine Selbstverständlichkeit.

Dennoch: Nachahmer hat es bislang nicht gegeben. Immerhin, mit dem Biotechnologie-Unternehmen HepaHope hat zuletzt ein US-Konzern ein Listing in Deutschland durchgeführt. Und jetzt steht mit dem Onlinebroker Flatex auch der erste deutsche Aspirant in den Startlöchern. Die Erstnotiz ist für den 30. Juni vorgesehen. Weitere Unternehmen könnten folgen. Dr. Kay Baden von Kirchhoff Consult etwa sieht “50 Unternehmen, die innerhalb von ein bis zwei Jahren an die Börse gehen könnten” – immer vorausgesetzt, das Umfeld stimmt.

Warten auf den “Eisbrecher”

Noch zu Jahresbeginn war Baden optimistisch, 2009 fünf bis zehn größere IPOs (Initial Public Offering) in Deutschland zu erleben. Mittlerweile hat er seine Erwartungen allerdings zurückgeschraubt: “Es sieht im Moment so aus, dass wir dieses Jahr keinen Börsengang mit einem dreistelligen Volumen sehen werden. Die eine oder andere kleine Platzierung im zweistelligen Millionenbereich mag vielleicht gelingen.”

Das schlechte Abschneiden von HepaHope hat dabei laut Baden kaum Einfluss – die Aktie hat ausgehend vom Ausgabepreis fast 40 Prozent an Wert verloren. “Ich messe dem keine Bedeutung für das IPO-Geschäft zu. Der Markt wartet auf einen großen Eisbrecher”, so der Experte.

“Akuter Kapitalbedarf”

Für eine Wiederbelebung des IPO-Marktes spricht auch, dass viele Unternehmen ihren Kapitalbedarf derzeit anderweitig kaum stillen können. Die Banken gehen bei der Vergabe von Krediten nach wie vor sehr restriktiv vor. “Es gibt sehr viele Unternehmen, die akuten Kapitalbedarf haben und diesen über einen Börsengang finanzieren wollen.”

Manch ein Konzern musste in der Vergangenheit sogar Wachstumspläne zurückstellen, erklärt Baden. “Wer bei Investmentbankern nach einem möglichen Zeitfenster für ein IPO fragt, wird auf 2010 verwiesen. Viele Investmentbanker sind zurzeit im Bereich Restrukturierung tätig. Daran wird sich so schnell nichts ändern.”

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Marktstimmung ausschlaggebend

Dennoch könne man die gegenwärtige Markt- und Stimmungslage nicht ignorieren. Zwar hat sich der DAX von seinen Tiefständen erholt, aber es sei “nicht abschätzbar, wann Börseneinführungen wieder möglich sein werden”. Gewinner dieser Entwicklung dürften allen voran die Kleinanleger sein. Die Qualität der Börsenneulinge dürfte sich verbessern, Unternehmen mit einem wenig überzeugenden Konzept und einer schwachen Bilanz dürften den Sprung gar nicht erst wagen. “Diese Kandidaten machen das, was richtig ist: Sie bereiten sich in Ruhe auf ein mögliches IPO vor. Dies beginnt bei der Umstellung des Rechnungswesens auf IFRS, umfasst die Formulierung einer Story und erste Gespräche mit Banken. Wann der konkrete Startschuss gegeben wird, ist dabei offen.”

Eisbrecher im Kielwasser

Vorausgesetzt, Flatex feiert ein erfolgreiches Debüt – zur Zeichnung stehen vom 17. Juni bis voraussichtlich 26. Juni 800.000 Anteilscheine zum Festpreis von 3,90 Euro –, könnte mit Schott Solar ein Eisbrecher im Kielwasser folgen. Schließlich sei “aufgeschoben nicht aufgehoben”, wie der Schott-Vorstandsvorsitzende Martin Heming auf der Messe Intersolar erklärte. Sein Konzern hatte den Börsengang im vergangenen Jahr unter Verweis auf die Finanzmarktkrise verschoben. Das Unternehmen wollte rund 550 Millionen Euro erlösen.

Quelle: Der Aktionär, Nr. 26/09

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