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Italien setzt auf den Außenhandel

Deutsche Asset Management ETFs: Italiens Wirtschaft wächst nur langsam – zu langsam, um die drängendsten Probleme des Landes zu lösen. Die Hoffnungen ruhen neben staatlichen Fördermaßnahmen auf der Exportwirtschaft und dem inländischen Konsum.


Die Nachricht war Balsam für die italienischen Seelen, als der Internationale Währungsfonds IWF im Juni 2017 die Erwartungen für Italiens Konjunktur angehoben hat. Demnach soll die Wirtschaft im Jahr 2017 um 1,3 % wachsen, in den Jahren 2018 bis 2020 um rund 1 %.

 

Die Anhebung der Erwartungen für 2017 um 0,2 Prozentpunkte begründete der IWF mit der spürbaren Erholung der Volkswirtschaften in der Eurozone sowie einer förderlichen Fiskal- und Geldpolitik. Zugleich stärkte der IWF damit Premierminister Paolo Gentiloni den Rücken, der sich bereits auf Neuwahlen vorbereitet, die Anfang 2018 erwartet werden. Gentiloni betonte, dass der Schritt des IWF Vertrauen und Zuversicht hinsichtlich der Möglichkeiten des Landes bringe.

 

Schlusslicht in der Eurozone
Die gute Stimmung kann allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass Italien das Schlusslicht in der Eurozone darstellt. Zwar gehe es aufwärts, aber eben nur sehr langsam, so der Tenor. Es sei kein allzu großer Veränderungswille zu erkennen, um die bestehenden Probleme zu beseitigen und die Folgen des konjunkturellen Einbruchs nach der Finanzkrise 2008 zu beseitigen – obwohl beispielsweise die Europäische Zentralbank das Feld dafür ebne.

 

Stattdessen müsste Italien "den derzeitigen Aufwind nutzen, um die Wirtschaftsstrukturen zu verbessern". Für die Länder der Eurozone wird 2017 ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 1,7 % erwartet, für 2018 ein Wachstum von 1,8 %.

Arbeitslosigkeit bleibt große Herausforderung
Eines der größten Problem Italiens ist die hohe Staatsverschuldung, die im vergangenen Jahr auf rund 133 % des Bruttoinlandsprodukts angestiegen ist. Das engt den Handlungsspielraum der Regierung stark ein. So sind im Rahmen der Bemühungen, das Defizit einzudämmen, die staatlichen Ausgaben stark zurückgefahren worden.

 

Zugleich hemmt dies auch die Bemühungen, den Arbeitsmarkt anzukurbeln. Zwar hat sich die Arbeitslosenquote auch aufgrund verschiedener Arbeitsmarktreformen seit der Finanzkrise leicht verbessert, dennoch notierte sie 2016 noch bei 11,7 %. In diesem Jahr soll die Arbeitslosenquote Schätzungen zufolge auf 11,5 % sinken, im Jahr 2018 auf 11,3 %.

Dass Italiens Regierung mehr tun muss, zeigt sich vor allem auch an der hohen Jugendarbeitslosigkeit von zuletzt 37,8 %, was die Experten des Auswärtigen Amts als "besorgniserregend" bezeichnen. Zumal dies ein strukturelles Problem sei, das nicht allein mit kurzfristigen Anreizen gelöst werden könne.

 

Positive Signale sehen die Analysten von Germany Trade& Invest (GTAI), der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing, in der Exportwirtschaft als „wichtigem Wachstumstreiber“.

 

Sie haben beobachtet, dass die Unternehmen sich auf den Export konzentrieren und die Investitionen in Maschinen und Anlagen zunehmen: „Einerseits ist der Maschinenpark im verarbeitenden Gewerbe während der langen Krise in die Jahre gekommen, sodass viele Unternehmen dank der positiven Nachfrageentwicklung Ersatz- und Erneuerungsinvestitionen tätigen.

 

Gleichzeitig hat die Regierung großzügige Förderprogramme aufgelegt.“ Diese Förderprogramme sehen beispielsweise weitgehende Abschreibungsmöglichkeiten beim Kauf von Produktionsgütern vor.

Neue Rekorde im Außenhandel
Zugleich versucht die Regierung der Deindustrialisierung des Landes entgegen zu wirken. So hat sich der Anteil des industriellen Sektors an der Bruttowertschöpfung in den vergangenen drei Jahrzehnten von rund 24 auf nunmehr 11,4 % mehr als halbiert. Zugelegt hat indes der Dienstleistungsbereich, der knapp 80 % der Wirtschaftsleistung erbringt. Bezeichnend auch, dass die Nahrungsmittelindustrie den größten Teil der verarbeitenden Industrie darstellt, gefolgt von der Chemie- und Pharmabranche und der Energiewirtschaft.

Insgesamt erzielt der italienische Außenhandel von Jahr zu Jahr neue Rekorde. Die wichtigsten Exportgüter sind Industrieerzeugnisse, Luxusprodukte etwa aus dem Modebereich sowie Nahrungsmittel. Nachdem der Außenhandel 2016 seinen bis dato höchsten Überschuss erreichte, wird für 2017 eine zusätzliche Ausweitung erwartet.

 

Erfreulich entwickelte sich zuletzt auch der inländische Konsum. Nachdem er in den Krisenjahren von 2008 bis 2013 stark rückläufig war, zieht er seit 2014 wieder deutlich an. Die Kaufkraft der italienischen Bevölkerung liegt einer aktuellen Analyse zufolge im europäischen Mittelfeld. Allerdings besteht ein starkes Nord-Süd-Gefälle.

 

So finden sich die kaufkräftigsten Konsumenten in den norditalienischen Städten Mailand, Bologna, Venedig, Turin und Bozen. Hinsichtlich der Konsumgewohnheiten wird in Italien viel Wert auf Qualität und Image der Produkte gelegt. Dies gilt für Lebensmittel ebenso wie für Kleidung, Möbel oder Haushaltsgeräte sowie für Ausgaben für Kultur und Freizeitgestaltung – und dies relativ unabhängig von der Wirtschaftslage.

 

 

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