Was verdienen die Deutschen ihr Leben lang?

Deutsches Institut für Altersvorsorge: „Leben, um zu arbeiten, oder arbeiten, um zu leben?“ Diese Frage ist für viele Deutsche durchaus Ansichtssache. Doch was kommt im Laufe eines Lebens eigentlich an Verdienst zusammen? Welchen Einfluss haben Ausbildung, Berufswahl oder andere Bedingungen?

In der Studie „Gehaltsbiografie 2019“ wurden bei der Ermittlung des Lebenseinkommens zwischen dem 20. und 60. Lebensjahr individuelle Kriterien wie Alter, Schwangerschaft, Qualifikation und Jobwechsel herangezogen.

Die Autoren werteten dafür über 200.000 Vergütungsdaten aus. Die Ergebnisse zeigen, welche Auswirkungen beispielsweise ein abgeschlossenes Studium, die Übernahme von Führungsverantwortung oder die Wahl der Branche für die durchschnittlichen Bruttojahresgehälter spielen können.

Studium bringt höheres Lebenseinkommen
Allein der Unterschied zwischen einer Ausbildung und einem Studium zeigt: ein Studium loht sich in der Regel – vor allem mit zunehmendem Erwerbsalter. So liegt die Gehaltsdifferenz bei 50-Jährigen zwischen Beschäftigten mit und ohne Studienabschluss zugunsten der Akademikerinnen und Akademiker bei fast 30.000 Euro jährlich.

Entscheidend ist allerdings auch die Studienfachrichtung. Informatiker in der Software-Entwicklung verdienen Lebenseinkommen von rund 2,4 Millionen Euro. Die IT-Branche sucht händeringend nach Fachkräften und bezahlt gut.

Bankangestellte kommen auf insgesamt 2,3 Millionen Euro, Elektroniker auf durchschnittlich 1,6 Millionen Euro.

 Arbeitnehmer bekommen weniger, Meister mehr
Deutlich bescheidener nehmen sich hingegen die Lebenseinkommen in anderen Berufen aus. So kommen Beschäftigte in der Altenpflege oder im Einzelhandel auf 1,3 Millionen Euro Lebenseinkommen. Weisen die Erwerbsbiografien zudem Lücken aufgrund von Familiengründung oder Teilzeitjobs auf, reduziert sich das durchschnittliche Lebenseinkommen für sie auf rund 1,14 Millionen Euro.

Etwas mehr hingegen lässt sich im Handwerk verdienen, zumindest in qualifizierten Berufen. So weist die Studie für einen Mechatroniker ein Lebenseinkommen von 1,6 Millionen Euro aus.

Hier könnte sich eine weitere Qualifikation zum Meisterstatus lohnen. Ein Handwerker, der mit 30 Jahren als Meister beispielsweise zum Betriebsleiter aufsteigt, erreicht ein Lebenseinkommen in Höhe von 2,5 Millionen Euro. Damit verdient er im Laufe seines Lebens fast eine Million Euro mehr als der Geselle. Allerdings spielt das Gewerk ebenfalls eine wichtige Rolle.

Auch auf das Alter kommt es an
Zum Berufseinstieg beginnen Fachkräfte ihre Tätigkeit in der Regel ohne leitende Funktion. Das erste Bruttojahreseinkommen mit 20 Jahren beträgt laut Studie durchschnittlich etwas über 30.000 Euro. Gegen Ende der Karriere mit 60 Jahren erreichen sie dann 50.700 Euro pro Jahr.

Über alle Altersgruppen hinweg erhalten Fachkräfte durchschnittlich 45.300 Euro. Führungskräfte hingegen verdienen bereits zum (späteren) Berufseinstieg mit 25 Jahren im Durchschnitt 62.800 Euro. Im Laufe von vier Dekaden steigert sich ihr Einkommen auf rund 128.700 Euro pro Jahr. Dies bedeutet eine Steigerung von rund 105 Prozent.

Auffallend ist allerdings, dass es bei der Einkommensentwicklung von Fachkräften ab dem 40. Lebensjahr eine Stagnation gibt. Führungskräfte hingegen legen in jeder Altersgruppe noch einmal zu.

Betrachtet man die Bruttojahreseinkommen aller Beschäftigten, so starten diese identisch mit den Fachkräften, da zu Führungskräften unter 25 Jahren keine validen Daten vorliegen. Bis zum 60. Lebensjahr jedoch verdoppelt sich dieser Betrag nahezu.

 

 

Verantwortung  zahlt sich ebenfalls aus
Führungsverantwortung erwerben die meisten Deutschen nach einem Studium oder einer adäquaten Ausbildung. Dadurch starten sie zwar durchschnittlich erst mit 25 Jahren ins Berufsleben, verdienen dann allerdings auch schon rund 62.800 Euro im Jahr.

Während normale Fachkräfte in den vier Jahrzehnten zwischen ihrem 20. bis 60. Lebensjahr insgesamt 1,8 Millionen verdienen, erhalten Führungskräfte 3,7 Millionen Euro im Laufe ihrer Karriere.

Dabei existiert ein deutlicher Gender Pay Gap. So erhalten weibliche Führungskräfte am Ende ihrer Karriere (60. Lebensjahr) ein jährliches Bruttogehalt von rund 92.000 Euro. Männliche Führungskräfte hingegen beziehen zu diesem Zeitpunkt durchschnittlich rund 126.000 Euro.

Über alle Altersgruppen hinweg erreicht das Bruttojahreseinkommen durchschnittlich 104.600 Euro pro Jahr. Doch auch hier zahlt sich die richtige Branche aus. Im Banken-Segment beispielsweise erzielen Führungskräfte im Alter von 60 Jahren ein Bruttojahreseinkommen von knapp 180.000 Euro.

Bildung ist eine äußerst wichtige Investition
Natürlich ist und bleibt jede Erwerbsbiografie individuell. Doch die Studie macht generell deutlich, dass eine entsprechende Bildung beziehungsweise die Wahl von Beruf oder Branche das verdienbare Lebenseinkommen stark beeinflussen. Das gilt nicht nur für Führungskräfte.

Zudem lässt sich durch zusätzliche Qualifizierung der Karriere und damit in der Regel auch dem Einkommen auf die Sprünge helfen. Dem kontinuierlichen Zugang zu Fachwissen sowie dem persönlichen Willen, sich ein Leben lang weiter zu entwickeln, kommt also eine Schlüsselrolle beim Lebenseinkommen zu.

 

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