Inflation über dem Zielkorridor stützt Gold und Silber

  • Ein überraschender Anstieg der US-Inflation wird Gold bis Jahresende nach oben treiben, bevor seine Zugewinne im zweiten Quartal 2018 wieder abschmelzen.
  • Silber wird mit einem Zuwachs von 13 Prozent bis Ende des zweiten Quartals 2018 voraussichtlich besser als Gold abschneiden, sodass die erhöhte Gold-Silber-Ratio in Richtung ihres langfristigen Durchschnitts fällt.
  • Die Abwärtsrisiken sind bei beiden Edelmetallen begrenzt, da die Fed ihre Geldpolitik grundsätzlich nur schrittweise ändert.

 

ETF Securities: In diesem Artikel aktualisieren wir die Gold- und Silberprognosen anhand unserer internen Modellei. Unser Goldmodell beruht auf vier Schlüsselfaktoren: der US-Inflation, den Nominalzinsen zehnjähriger US-Staatsanleihen, dem US-Dollar-Wechselkurs und der spekulativen Positionierung bei Goldkontrakten.

 

Das Silbermodell macht von der Goldpreisprognose Gebrauch und erweitert sie durch das physische Angebot und die physische Nachfrage auf dem Silbermarkt.

Basisszenario für Gold: Weitgehend seitwärts
Wir rechnen damit, dass Gold bis Jahresende auf 1260 USD/oz. steigt und bis zum zweiten Quartal 2018 wieder auf 1230 USD/oz. zurückfällt. Was den Goldpreis  nach oben treiben wird, ist ein überraschender Anstieg der US-Inflation. Gedeckelt werden die Zugewinne von den steigenden Zinsen. Auch der Abwärtsdruck ist begrenzt, da die Zinsen nur schrittweise angehoben werden.

Prognose Goldpreis 2017

Die Fed strafft weiter …
Die Fed wird die Zinsen nach unserer Überzeugung 2017 noch einmal anheben und darüber hinaus den Umfang ihrer Bilanz reduzieren, indem sie fällige Schuldverschreibungen in ihrem Bestand auslaufen lässt, ohne dass sie die Erlöse reinvestiert. In der ersten Jahreshälfte 2018 wird sie die Straffung der Geldpolitik per Zinsanhebung und Bilanzkürzung fortsetzen.

Die zehnjährigen Nominalzinsen in den USA dürften im Zuge der Straffung von derzeit 2,4 Prozent bis Jahresende auf 2,8 Prozent und bis Mitte 2018 auf 3,2 Prozent ansteigen. Zugleich erwarten wir, dass sich die Renditekurve weniger abflacht als in normalen Zyklen, da sich die Straffung zumindest teilweise auf das längere Ende der Kurve konzentriert, indem fällige Anleihen nicht reinvestiert werden.

…aber die Realzinsen bleiben gedämpft
Andererseits sind wir der Überzeugung, dass die Inflation über 2 Prozent steigt und damit die Zunahme der Realzinsen dämpft. Bisher hat die Stärke des Arbeitsmarkts nicht zu höheren Löhnen geführt, doch genau dies wird unseres Erachtens eintreten.

 

Schätzungen des Congressional Budget Office zufolge beträgt die langfristige natürliche Arbeitslosenquote 4,7 Prozent, und da die Arbeitslosigkeit gegenwärtig bei 4,4 Prozent liegt, sollten wir bald erste Anzeichen für einen Anstieg der Inflation sehen. Wir rechnen mit einer Verbraucherpreisinflation von 2,3 Prozent am Jahresende und von 2,5 Prozent im zweiten Quartal 2018.

US-Dollar wertet auf
Die steigenden US-Zinsen und damit einhergehend die zunehmenden Zinsdifferenzen dürften den US-Dollar bis Jahresende handelsgewichtet um 3 Prozent und bis zum zweiten Quartal 2018 handelsgewichtet um 6 Prozent steigen lassen. Die Aufwertung des US-Dollar wird sich negativ auf den Goldpreis auswirken.

Die spekulative Positionierung ist aus historischer Sicht weiter erhöht
Anlagen in Gold sind häufig ein Gradmesser für die Unsicherheit im Markt. Obgleich das Hauptrisiko einer Zunahme des Populismus unseres Erachtens in Europa nachgelassen hat, bestehen andere Risiken fort und die Anleger werden sich wohl in Form von Gold abzusichern versuchen. Zu diesen Risiken zählen unter anderem:

 

  • das Säbelrasseln der Atommächte USA und Nordkorea
  • die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten, da sich Katar den Forderungen seiner Nachbarn nicht beugen will
  • eine Welle des Handelsprotektionismus, weil die USA ihre jüngsten Drohungen in die Tat umsetzen

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ein ausgewachsener Krieg ist keineswegs das Basisszenario, aber die Aktualität dieser Risiken wird die Anleger belasten. Wir rechnen damit, dass die spekulative Positionierung in Goldkontrakten netto long bei rund 120.000 Kontrakten und damit leicht über dem langfristigen Durchschnitt von 89.000 bleibt, das heißt deutlich unter dem Hoch von 348.000 Kontrakten nach dem Brexit im Juli 2017.

Alternative Szenarios
Die folgende Tabelle stellt die alternativen Szenarios für Gold im zweiten Quartal 2018 dar.

Geldpolitik, Inflation, Wechselkurse: Goldpreis-Szenarien für 2017

Im Bärenszenario agiert die Fed restriktiver, da sie die Zinsen aggressiver nach oben treibt und die Bilanz schneller kürzt. In Anbetracht der üblichen Verzögerungen wird die Inflation bis dahin noch nicht unter 2 Prozent gefallen sein. Das gedämpfte Interesse an Gold wird die spekulative Positionierung auf 40.000 Kontrakte netto long senken.

Im Bullenszenario gibt sich die Fed mit der Straffung zufrieden und wartet auf Bestätigung, dass die Erholung fortschreitet. Die Inflation steigt auf 3,1 Prozent. Die spekulative Positionierung von Gold springt netto long auf 200.000 Kontrakte, da sich die Anleger über ein ungeordnetes Ende der lange Zeit lockeren Geldpolitik Sorgen machen.

Silber übertrifft Gold
Wir rechnen damit, dass Silber bis Jahresende auf 18,70 USD/oz. steigt und dann bis zum zweiten Quartal 2018 wieder auf 18,10 USD/oz. nachgibt.

 

Gold Silber Ratio

Silber hat zwar mit einer Preiskorrelation von fast 80 Prozent eine enge Beziehung zu Gold. Doch steht es Rohstoffen näher als Gold, da der Preis stärker vom physischen Angebot und von der physischen Nachfrage bestimmt wird.

Als Proxy-Variablen für die industrielle Nachfrage werden in unserem Silbermodell die globalen Einkaufsmanagerindizes verwendet, die sich nach Erreichen eines Fünfjahreshochs zu Anfang des Jahres in den letzten Monaten auf hohem Niveau einpendelten. Da die Schwellenmarktländer den globalen Index nach wie vor bremsen, rechnen wir damit, dass sie moderat zurückgehen werden.

Als Proxy-Variable für das Angebot blicken wir auf die Mineninvestitionen. Da 75 Prozent des Silberangebots als Nebenprodukt bei der Förderung anderer Metalle anfallen, verwenden wir die Summe der Investitionen der hundert größten Metallbergbauunternehmen, die sich stark rückläufig entwickelt. Allein im letzten Jahr nahmen die Investitionen um 23 Prozent ab. Vor sechs Monaten betrug der Rückgang im Jahresvergleich sogar 27 Prozent.

Darüber hinaus nutzen wir den Silberbestand der Börsen als Näherungswert für das Angebot. Ein Anstieg des Börsenbestands deutet an, dass mehr Silber sofort verfügbar ist. Die Börsenbestände waren zwar für einen Großteil des Jahres erhöht. Doch nehmen wir an, dass sie sich nach dem erneuten Angebotsdefizit bei der Silbergewinnung auf den Stand vom Vorjahr ermäßigen werden.

Relative Preise näher an normalen Niveaus
Die stärkere Zunahme der Silberpreise sollte zu einer Korrektur der seit einem Jahr hohen Gold-Silber-Ratio führen. Aus Sicht der aktuellen Preise wird sich Gold voraussichtlich bis ins zweite Quartal 2018 weitgehend seitwärts bewegen, während Silber beinahe 13 Prozent hinzugewinnen dürfte.

 

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