Geopolitische Risiken für Anleger: Rückkehr der Angst?

BlackRock Asset Management: Daß in den USA und Europa mehr Unternehmen die Gewinnerwartungen für das zweite Quartal übertroffen haben als im langjährigen Durchschnitt, hat in der vergangenen Woche die Anleger kaum interessiert. Auch das immer noch sehr solide Wachstum in großen Teilen der Welt und die Aussicht darauf, daß auch dieses Wachstum zu steigenden Unternehmensgewinnen führen dürfte, konnte die schlechte Stimmung nicht vertreiben.

 

Der DAX verlor im Wochenverlauf 2,3%, der Eurostoxx 50 sogar 2,9%, während einmal mehr – typisch für Zeiten höherer Risikoaversion – der amerikanische S&P 500 mit einem Minus von 1,4% besser wegkam. Über der Welt der Finanzmärkte hängt die dunkle Wolke geopolitischen Risikos – und das dürfte auf Sicht auch so bleiben.

 

Nordkorea drückt Kurse
Der Hauptgrund für die Rückkehr der Angst dürfte, wie vielfach kommentiert, der Konflikt um Nordkorea sein. Sollte es dort wirklich zu einer militärischen Auseinandersetzung mit den USA kommen, würde dies die globale Sicherheitslage naturgemäß dramatisch verändern. Angesichts der handelnden Charaktere ist aber schwer einzuschätzen, wie ernst zu nehmen dieser Konflikt wirklich ist.

 

Wir halten die Wahrscheinlichkeit dafür, daß tatsächlich Raketen auf den US-Stützpunkt Guam abgeschossen und damit Gegenmaßnahmen des US-Militärs provoziert werden, für relativ gering. Allein die Tatsache aber, daß man einen derartig sinnlosen Konflikt heutzutage für denkbar hält, erinnert daran, mit welchen Restrisiken auch Anleger umzugehen haben.

 

Sollte hingegen die Einschätzung zutreffen, daß sich der Nordkorea-Konflikt auf mittlere Sicht ebenso wieder beruhigen dürfte wie die Gemüter der beteiligten Präsidenten, bietet die gegenwärtige Phase schwächerer Märkte eher eine Gelegenheit, Positionen in Risikoanlagen wie Aktien zu günstigeren Preisen auf- oder auszubauen.

Dabei sei daran erinnert, daß Nordkorea nur einer von mehreren Konflikten ist, die derzeit für Verunsicherung sorgen. Auch die Situation in Venezuela ist in den letzten Tagen keineswegs besser geworden. Nach wie vor versucht Präsident Nicolas Maduro, das Land in eine stalinistische Diktatur zu verwandeln, gegen den erbitterten Widerstand weiter Teile der Bevölkerung.

 

Und in Südafrika hat letzte Woche Präsident Jakob Zuma es gerade noch geschafft, ein parlamentarisches Mißtrauensvotum abzuwenden, welches ihn zum Rücktritt gezwungen hätte. Grund der dortigen Unzufriedenheit mit der Regierung sind Vorwürfe von Vetternwirtschaft und Korruption.

 

All dies liest sich bedrohlich angesichts der Tatsache, daß heute völlig zu recht erhebliche Teile von Anlegerportfolios in Schwellenländern investiert sind. Es ist also nicht nur Nordkorea, das uns an die Unsicherheit der Welt erinnert. Es gibt noch andere eher unrühmliche Bespiele, darunter die Tatsache, daß auch die bisherige Führungsmacht der westlichen Welt derzeit etwas – sagen wir: unsortiert – daherkommt.

 

Was bedeutet das für die Anleger?
Unterm Strich denken, wir, daß derzeit die Angst vor geopolitischen Risiken den Blick auf die guten Fundamentaldaten übermäßig vernebelt. Fakt ist, daß sowohl in den USA als auch in Europa die großen Volkswirtschaften auf solides BIP-Wachstum in der Größenordnung von 2% in diesem Jahr zusteuern, daß Japan 2017 stärker wächst als im Vorjahr und in China das Risiko einer harten Landung überschaubar bleibt.

 

Die gegenwärtige Phase vorsichtigerer Positionierung und höherer Volatilität sollte somit eher Chancen bieten.

In diesem Umfeld kommt es der Makrosituation durchaus zupaß, daß trotz soliden Wachstums die Normalisierung der Zentralbankpolitiken sehr moderat ausfällt. Grund hierfür ist die nach wie vor sehr niedrige Inflation. Auch die letzte Woche veröffentlichten US-Verbraucherpreisdaten – Jahresrate 1,7% und damit schwächer als erwartet – deuteten nicht auf einen strafferen Kurs der Fed hin.

 

In dieser Woche veröffentlichen sowohl die amerikanische Notenbank als auch die EZB ihre letzten Sitzungsprotokolle, in denen sich möglicherweise Hinweise auf die nächsten Schritte finden (Drosselung der Anleihenkäufe in Europa, eventuelle Zinserhöhung im Dezember in den USA).

 

Vielleicht aber müssen wir uns aber auch bis zur diesjährigen Zentralbankerkonferenz in Jackson Hole (24.-26. August) gedulden, um mehr darüber zu erfahren, wie sich derzeit Fed, EZB & co. die merkwürdig niedrige Inflation erklären und eine angemessene Reaktion ihrer Geldpolitik darauf vorstellen.

Autor: Von Dr. Martin Lück

 

 

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