Gute Aussichten für Schwellenländeranleihen in diesem Jahr

Chefportfolioberater Bent Lystbæk blickt optimistisch auf Argentinien und Brasilien, während die Türkei und Mexiko Anlass zur Sorge geben.

2016 war für Schwellenländeranleihen ein richtig gutes Jahr. Mit einer Rendite von 8,3% haben sie sich für die schwachen Jahre von 2013 bis 2015 revanchiert. Chefportfolioberater Bent Lystbæk erwartet, dass auch 2017 ein positives Jahr wird. Er ist Spezialist für Schwellenländeranleihen und Berater des Danske Invest Emerging Markets Debt Hard Currency Fund, der in Schwellenländeranleihen in Hartwährung investiert – das heißt in Anleihen, die in Dollar und Euro denominiert sind.

Schwellenländeranleihen bieten für Anleger die Chance auf eine höhere erwartete Rendite als Anleihen aus Ländern wie Dänemark, Schweden oder Deutschland, wo die Zinsen momentan im Keller sind. Das Risiko ist zwar ebenfalls höher, aber wenn man als Investor seine Anlagen breit streuen möchte, ist es durchaus eine Überlegung wert, einen kleineren Teil des Portfolios mit Schwellenländeranleihen zu besetzen.

Schwellenländeranleihen umfassen sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern. Bent Lystbæk erläutert nachfolgend, was er vom kommenden Jahr erwartet und wo er aktuell die größten Chancen und Risiken für Anleger sieht.


Was erwarten Sie von Schwellenländeranleihen in 2017?

“Meine Erwartungen sind relativ gut. Da in den USA aber das Risiko weiterer Zinsanhebungen besteht, wird die Rendite im Vergleich zum letzten Jahr voraussichtlich geringer ausfallen, aber immer noch positiv. Wir gehen davon aus, dass die Zinserhöhungen in den USA die Zinsen auf Schwellenländeranleihen mit nach oben ziehen werden und damit die Anleihekurse fallen werden.

Für einen Anleiheinvestor besteht die Gesamtrendite aus einer Kombination der laufenden Zinszahlungen der Anleihen und den Kursgewinnen oder -verlusten der Anleihen. Die Zinsen auf Schwellenländeranleihen liegen momentan durchschnittlich bei knapp 6%, und ich gehe nicht davon aus, dass ein möglicher Kursrückgang bei Schwellenländeranleihen die hohen laufenden Zinsen der Anleihen komplett aufzehren wird. Deshalb rechne ich mit einer positiven Rendite in 2017.”


In welchen Ländern sehen Sie das größte Potenzial für Anleger?

“In unserem Schwellenländeranleihen-Portfolio ist Argentinien am stärksten übergewichtet. Was die Entwicklung des Landes anbelangt, sind wir generell zuversichtlich, auch wenn es Unsicherheitsfaktoren gibt. Präsident Mauricio Macri kam im Dezember 2015 an die Macht, aber da er im Parlament keine Mehrheit besitzt, kann er einen Teil seiner angekündigten Reformen nur schwer umsetzen. Er geht mit dieser problematischen politischen Situation aber geschickt um, und wir glauben an die langfristige Reformgeschichte, auch wenn sie wohl eher in kleineren Schritten erfolgen wird, als wir ursprünglich gehofft hatten. Die konjunkturelle Entwicklung hat etwas enttäuscht, und das Land befindet sich immer noch in einer Rezession, aber die jüngsten Daten deuten eine baldige Wende an. Gleichzeitig scheinen die Bestrebungen der argentinischen Zentralbank zu fruchten, die hohe Inflation in den Griff zu bekommen, die die notwendige, umfangreiche Abwertung des Pesos im Dezember 2015 mit sich brachte.

Angesichts der langfristigen Reformgeschichte halten wir argentinische Anleihen für attraktiv bewertet. Argentiniens Pläne für umfangreiche Anleiheemissionen in 2017 geben jedoch Anlass zur Sorge, da sie die Kurse unter Druck setzen können. Deshalb haben wir unsere Position in argentinischen Anleihen etwas reduziert, damit wir den Spielraum haben, um an den kommenden Neuemissionen teilhaben zu können.

Unsere Einschätzung für Brasilien ist ebenfalls positiv, vor allem für die staatliche Ölgesellschaft Petrobras, die momentan über Verkäufe, die Aufgabe von großen, riskanten Projekten und Schuldenabbau eine großangelegte Sanierung ihrer Bilanzen vornimmt.

Wir sind auch sehr zuversichtlich für einige osteuropäische Länder, vor allem für diejenigen, die einen vielversprechenden Reformkurs eingeschlagen haben, wie z.B. Georgien, Serbien und die Ukraine. Die osteuropäischen Länder haben generell den Vorteil, dass sie vor eventuellen Handelsbarrieren in den USA gut geschützt sind, da sie keinen sonderlich großen Handel mit den USA betreiben. Dafür ist Europa ein großer Handelspartner, wo wir 2017 weiteres Wachstumspotenzial sehen.”


Welche Länder betrachten Sie mit der größten Skepsis?

“Wir sind generell skeptisch gegenüber Ländern, die extrem anfällig für externe Faktoren sind. Unter den großen Schwellenländern ist die Türkei zweifellos das Land, das momentan am anfälligsten für externe Faktoren ist. Die Türkei hat hohe Auslandsschulden, wovon der Großteil auf ausländische Währungen lautet, vor allem auf den Dollar. Das macht das Land anfällig für einen starken Dollar und eine generelle Schwächung der türkischen Lira. Seit dem missglückten Putschversuch im Juli 2016 hat die Lira gegenüber dem Euro ca. 25% und gegenüber dem Dollar ca. 30% abgewertet. Das bedeutet, dass die ausländische Schuldenlast merklich gestiegen ist. Das Problem wird dadurch verstärkt, dass die Währungsreserven im Verhältnis zum Schuldenumfang niedrig sind und die durchschnittliche Laufzeit kurz ist, so dass 40% der Auslandsschulden dieses Jahr refinanziert werden müssen.

Dazu kommt noch, dass das Zahlungsbilanzdefizit auf ca. 5% des BIP gestiegen ist, da nach den vielen Terroranschlägen im Land die Einkünfte aus dem Tourismus stark nachgelassen haben. Außerdem ist die politische Situation äußerst angespannt, da Präsident Recep Erdogan diktatorische Züge annimmt und gegenüber politischen Gegnern sowie kritischen Medien im Allgemeinen und der kurdischen Minderheit im Besonderen einen immer unversöhnlicheren Kurs fährt. Daher gibt es unzählige Gründe, die Situation in der Türkei für sehr bedenklich zu halten, sowohl wirtschaftlich als auch politisch.

Auch die Lage in Mexiko erscheint uns ernst, da das Land weltweit am stärksten betroffen wäre, wenn Trump seine Drohungen aus dem Wahlkampf wahr macht, den Einwanderungsstrom zu begrenzen und Handelsbarrieren einzuführen, die sich insbesondere gegen die verarbeitende Industrie in Mexiko und gewisse südostasiatische Länder richten würden.”

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