Handelskonflikt ist derzeit größtes kurzfristiges Risiko für globales Wachstum

LGIM: Die Eskalationsspirale im Handelskonflikt zwischen den USA und China dreht sich weiter: Die USA bereiten neue Zölle auf chinesische Produkte vor. 6.000 Waren sollen mit einer Zehn-Prozent-Abgabe belegt werden. „Der Handelskonflikt stellt derzeit das größte kurzfristige Risiko für das globale Wachstum dar“, sagt Tim Drayson, Head of Economics bei Legal & General Investment Management (LGIM).

Zwar habe sich bis Anfang des Jahres noch Begeisterung für US-Präsident Donald Trump an den globalen Finanzmärkten abgezeichnet. Fiskalische Anreize sowie eine weitreichende Deregulierung hätten das Wachstum unterstützt. „In den vergangenen Monaten zeigten sich die Märkte angesichts der protektionistischen Agenda der Trump-Administration jedoch zunehmend nervös“, sagt Drayson.

Indirekte Auswirkungen auf die Wirtschaft sind größter Unsicherheitsfaktor
„Bislang konnte China immer eine im Verhältnis stehende Gegenmaßnahme für jeden Schritt der USA präsentieren. Gleichzeitig gab es Anzeichen dafür, dass die US-Regierung bereit ist, ihre Rhetorik und Politik anzupassen, sobald der Aktienmarkt ins Wanken gerät“, so der Experte.

Nach seiner Meinung sollte der Fokus darauf liegen, die direkten Folgen der zunehmenden Handelsbarrieren zu umgehen. Gleichzeitig gelte es, die indirekten Auswirkungen im Blick zu haben, die den größten Unsicherheitsfaktor darstellten: „Die Finanzlage und die Stimmung der Unternehmen könnten durch die Veränderungen der Welthandelsordnung erschüttert werden“, sagt Drayson.

Bisher seien Zölle auf Stahl, Aluminium, Holz, Solar- und Waschmaschinen verhängt worden. Dabei dürften die höheren Einfuhrkosten den Verbrauchern dieser Güter wahrscheinlich mehr Schaden zugefügt haben, als sie dem vermeintlichen Schutz von Arbeitsplätzen in den jeweiligen Industrien tatsächlich nützen, auch wenn die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen zu vernachlässigen seien. „Alle Produkte, die bislang mit Zöllen belegt wurden, machen zusammengenommen mit nicht mehr als 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts nur einen kleinen Teil der US-Wirtschaft aus“, betont Drayson.

Auswirkungen auf US-Bruttoinlandsprodukt nur gering
Als Reaktion auf die Untersuchung von Chinas angeblichem Diebstahl geistigen Eigentums in den USA sind seit Anfang Juli Zölle in Höhe von 25 Prozent auf chinesische Einfuhren in einem Volumen von 34 Milliarden US-Dollar fällig. „China hat angekündigt, dass es anteilig und in Bereichen, die den USA maximalen Schaden zufügen könnten, Vergeltungsmaßnahmen ergreifen wird.

Allerdings dürfte die direkte Beeinträchtigung des US-Bruttoinlandsprodukts 0,1 bis 0,2 Prozent nicht übersteigen“, erklärt Drayson. Die neue Liste mit Gütern, die mit einem Zoll in Höhe von 10 Prozent belegt werden sollen, könnte sich mit einem weiteren Minus von 0,2 bis 0,3 Prozent auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA auswirken.

Es sei sogar davon auszugehen, dass sich der Handelskonflikt im Vorfeld der Halbzeitwahlen in den USA im November dieses Jahres noch verschlimmern könnte. Zusätzliches Potenzial bieten weit verbreitete Zölle auf Einfuhren von Autos. Und der US-Präsident findet kein Ende und zieht, zumal er bereits mit weiteren Ideen für Strafzölle ins Feld zieht. Das Gesamtvolumen würde dann die gesamten 500 Milliarden US-Dollar umfassen, die China an Waren in die USA exportiert.

Gleichzeitig dürften in den USA die Preise für Konsumgüter wie Fernseher und Mobiltelefone steigen. „Mit jeder Eskalationsstufe steigt das Risiko, dass die indirekten Auswirkungen angesichts der potenziell negativen Reaktion der Finanzmärkte und der Beeinträchtigung des Unternehmer- und Verbrauchervertrauens überproportional zunehmen“, sagt Drayson.

 

 

China kann die im Land tätigen US-Unternehmen unter Druck setzen
„China kann nicht Dollar für Dollar mit Trumps Drohungen für Zölle mithalten, da es nur etwa 150 Milliarden US-Dollar an Waren aus den Vereinigten Staaten importiert. Allerdings verschwindet dieses Handelsdefizit, sobald die Umsätze der Tochtergesellschaften von in China ansässigen US-Unternehmen berücksichtigt werden“, erklärt Drayson. Unklar ist, inwieweit Trump chinesische Investitionen in bestimmte US-Technologien blockieren wird.

Doch China kann Gegenmaßnahmen ergreifen, indem es in China tätige US-Unternehmen unter Druck setzt. Zwar dürften die negativen Auswirkungen eines Handelskrieges auf Chinas BIP etwa doppelt so hoch sein wie in den USA, doch das Land wächst mindestens doppelt so schnell. Darüber hinaus verfüge China wahrscheinlich über mehr politische Instrumente, um den Nachfrageschock auszugleichen. Besorgniserregend sei nach Ansicht des Experten der Mangel an moderaten Einflüssen in der US-Regierung.

Viel hänge von der Wahrnehmung der US-Motive durch China ab. „Wenn Trumps Taktik nur Teilverhandlungen sind, sollte es möglich sein, einen Kompromiss zu finden, der sogar zu Verbesserungen im globalen Handelssystem führen könnte. Wenn das Ziel jedoch strategischer ist und der Versuch unternommen wird, Chinas Aufstieg zur Weltmacht einzudämmen, wird Peking eine härtere Haltung einnehmen“ lautet Draysons Fazit.

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