Aktien: Test der Risikobereitschaft

Helaba: Weder die drohende Gefahr eines „No-Deal-Brexit“ noch die weiterhin kritische Corona-Lage haben die Anleger bislang sonderlich verstört. Schließlich kann man sich auf die Geldpolitik verlassen, die Impfungen laufen an und Alternativen zu Aktien sind weit und breit nicht in Sicht.

 

Versöhnlicher Jahresausklang

Das Jahr 2020 befindet sich auf der Zielgeraden. Aktienanleger haben im Zuge der Corona-Pandemie 2020 eine ausgesprochen bewegte Zeit durchlebt: Auf einen Crash im ersten Quartal folgte eine rekordverdächtige Kurserholung und viele Aktienindizes konnten die erlittenen Verluste wieder wettmachen.

Dennoch verlief der Aufholprozess regional durchaus unterschiedlich. Unter den großen Wirtschaftsmächten hat China mit Blick auf den Aktienmarkt die Corona-Krise bislang am besten gemeistert. So notiert der chinesische Shanghai Shenzhen CSI 300 derzeit beachtliche 19% über dem Jahresendstand 2019.

Der S&P 500 legte um knapp 14% zu. Dagegen hat der DAX lediglich eine schwarze Null geschafft und der EURO STOXX 50 weist noch ein Minus von 6% aus. Angesichts der enormen Herausforderungen für Wirtschaft und Gesellschaft ist dies durchaus beachtlich.

 

 

Zurückzuführen ist die robuste Verfassung von Aktien in erster Linie auf die massiven geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen. Auf diese Unterstützung werden Aktien vorerst auch angewiesen bleiben. Trotz verschärfter Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bewegen sich die Neuinfektionen in vielen Ländern weiterhin auf einem kritischen Niveau.

Die Stimmung hat sich insbesondere im Dienstleistungssektor in den vergangenen Monaten in vielen Volkswirtschaften wieder eingetrübt. Allerdings haben erste Länder mit den Corona-Impfungen begonnen bzw. stehen kurz davor. Daher sind Anleger bereit, über die gegenwärtigen wirtschaftlichen Belastungsfaktoren und die zum Teil schon hohe Bewertung von Aktien hinwegzusehen.

In den USA scheint man sich endlich auf ein zusätzliches Fiskalpaket zu einigen und auch die geldpolitischen Schleusen bleiben weit geöffnet. So hat die EZB auf ihrer jüngsten Sitzung eine Aufstockung und Verlängerung ihres Anleihekaufprogramms beschlossen. Die Fed wird auf der anstehenden  Sitzung vermutlich ebenfalls nachlegen. Die massive Ausweitung der Bilanzsumme der Notenbanken war bislang ein wichtiger Treiber für weltweit steigende Notierungen.

 

 

Geringe Abgabebereitschaf

Viel Positives ist an den Aktienmärkten inzwischen schon eingepreist und Anleger haben in den vergangenen Monaten ihre Portfolios bereits deutlich offensiver ausgerichtet. Normalerweise spräche dies im Sinne der Kontraindikation dafür, dass kurzfristig eher mit einer Korrektur oder zumindest mit einer Konsolidierung zu rechnen ist.

Allerdings könnte sich die Abgabebereitschaft der Anleger bei Aktien diesmal in Grenzen halten. Schließlich wird die Konjunktur nach einer zwischenzeitlichen Verlangsamung im kommenden Jahr aller Voraussicht nach wieder deutlich an Dynamik gewinnen.

Gleichzeitig existieren angesichts anhaltend niedriger Zinsen keine wirklich lukrativen Anlagealternativen. Vielmehr erreicht das weltweite Volumen negativ verzinster Anleihen immer neue Höchststände.

Da kurzfristig auch bei Aktien wenig zu holen sein dürfte, handeln Anleger gegenwärtig offensichtlich nach dem olympischen Gedanken: „Dabei sein ist alles!“

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