Aktienmärkte: Welche Auswirkungen hätte ein Wahlsieg von Donald Trump?

Helaba: S&P 500 und Nasdaq Composite eilten in den vergangenen Wochen von Allzeithoch zu Allzeithoch. Vom viel diskutierten Unsicherheitsfaktor US-Wahlausgang war lange nichts zu sehen. Ändert sich das jetzt und spielt es für die Börse überhaupt eine Rolle, wer das Präsidentschaftsrennen für sich entscheidet?

Knapper Wahlausgang wahrscheinlich

Es sind nur noch knapp zwei Monate, bis in den USA abgestimmt wird und das Rennen um die US-Präsidentschaftswahl am 3. November ist zuletzt wieder spannend geworden.

 

 

Landesweite Umfragen sehen im Durchschnitt Joe Biden zwar noch rund sieben Prozentpunkte vor Donald Trump. Da in den USA der Präsident aber nicht direkt vom Volk, sondern indirekt durch ein Wahlmännergremium gewählt wird, dessen Mitglieder auf Ebene der Einzelstaaten bestimmt werden, kommt es weniger auf die Gesamtzahl der Stimmen an als vielmehr auf die gewonnenen Bundesstaaten.

Ein angesichts des US-Wahlsystems vielleicht passenderes Bild liefern aus „Wahlwetten“ abgeleitete Wahrscheinlichkeiten. Hier ist der zwischenzeitlich klare Vorsprung Bidens zuletzt zusammengeschmolzen. Die Chancen stehen derzeit 51:49 für Biden.

 

Ist der Ausgang der Präsidentschaftswahl für Aktien überhaupt relevant oder gilt die alte Börsenweisheit „Politische Börsen haben kurze Beine“? Historisch betrachtet liefen US-Aktien unter Demokraten deutlich besser als unter Republikanern.

Im Betrachtungszeitraum von 1928 bis heute sind gleich vier Vierjahreszeiträume mit negativer Kursentwicklung während republikanisch geführter Regierungen zu beobachten. Unter demokratischen Präsidenten kam es dagegen lediglich einmal zu einer negativen Vierjahresphase.

Präsidentschaftszyklus häufig überlagert

Sicher würde es zu weit führen, die zu beobachtenden Performanceunterschiede alleine den politischen Machtverhältnissen zuzuschreiben. So fiel auf Seiten der Republikaner die große Depression in die Amtszeit von Hoover, Nixon hatte mit den Auswirkungen eines massiven Ölpreisschocks zu kämpfen und G. W. Bushs erste Amtszeit wurde durch das Platzen der New Economy Blase, die Anschläge auf das World Trade Center sowie durch spektakuläre Bilanzierungsskandale (Enron, Worldcom etc.) überschattet.

Auch seine zweite Amtszeit stand unter keinem guten Stern. Das Platzen der Immobilienblase führte zu massiven Verwerfungen im Finanzsektor (Subprime-Krise), die rasch auf die Realwirtschaft übersprangen und die schwerste Rezession seit der Depression auslösten.

 

 

Auf demokratischer Seite konnte Truman in seiner zweiten Amtszeit dagegen vom Aufschwung der Nachkriegsjahre profitieren, Kennedy vom dynamischen Wachstum der 60er Jahre und Clinton strich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die Friedensdividende ein.

Auch die deutliche Erholung der Aktiennotierungen während der Präsidentschaft Obamas war zu nicht geringen Teilen eine zyklische Gegenbewegung auf den Kurseinbruch von 2008 und wurde unterstützt durch eine extrem lockere Geldpolitik in den meisten Industrieländern.

Demokraten historisch mit besserer Bilanz

Und wie sieht Trumps Bilanz aus? Auch wenn Corona zu massiven Einbrüchen bei Wirtschaftswachstum und Beschäftigung geführt hat, markierten US-Indizes zuletzt neue Höchststände. Seit seiner Wahl konnte der S&P 500 auf das Jahr umgerechnet rund 13 % zulegen. Das ist durchaus beachtlich, betrug der durchschnittliche jährliche Kurszuwachs unter republikanischen Präsidenten nach dem zweiten Weltkrieg lediglich knapp 5 %, der unter Demokraten rund 10 %.

Dies ist sicherlich nicht allein auf Trumps „geniale“ Politik mit Steuersenkungen und Deregulierung zurückzuführen, auch wenn er dies anders darstellen wird. Klar ist aber: Bidens Programm mit Steuererhöhungen und Re-Regulierung dürfte bei Aktionären wenig Begeisterung auslösen, schmälert es doch die Gewinne der Unternehmen.

 

Kein Kursfeuerwerk zu erwarten

Wäre Trump daher aus Sicht der Börse das kleinere Übel? Auf den ersten Blick ja, aber das Pulver für weitere Steuersenkungen ist weitgehend verschossen und seine protektionistische Handelspolitik birgt auch für US-Unternehmen Risiken.

Ein Kursfeuerwerk lässt sich somit weder aus dem Wahlsieg des einen noch des anderen Kandidaten ableiten. Ein klarer Wahlausgang hätte aber zumindest den Vorteil, dass es nicht zu einer für die Börse schädlichen längeren Phase der Unsicherheit käme.

Denn auch wenn Anleger angesichts der Liquiditätsflut bislang kaum Anstoß an der hohen Bewertung an den Aktienmärkten nahmen, macht sie doch anfällig für Kurskorrekturen, wie die jüngsten Rückgänge bei den bisherigen Börsenlieblingen zeigen.

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