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DAX: Die Luft wird dünn

Der DAX bleibt gegen Ende der Woche weitestgehend stabil, trotz einiger negativ ausgefallener Konjunkturindikatoren aus der EU, Deutschland und Großbritannien. Die EZB beließ die Zinsen unverändert (Leitzins 0,00 %, Einlagenfazilität -0,4 %) und kündigte auch keine weiteren Maßnahmen vorerst an. Zu den Gewinnern in dieser Woche gehörten SAP, Adidas, Infineon Technologies, Merck KGAA und VW. Verlierer waren die Deutsche Lufthanse, Allianz SE, Deutsche Börse, Bayer und die Deutsche Telekom.

Bestätigte Brexit-Sorgen?
Für etwas Gegenwind sorgten am Dienstag die ZEW-Indikatoren. Diese sind sowohl für die EU als auch für Deutschland sehr schlecht ausgefallen. Als erste relevante Konjunkturindikatoren nach dem Brexit haben sich die Werte dementsprechend negativ auf den DAX ausgewirkt. Der Index hatte sich allerdings kurze Zeit später mit den überaus positiven Daten zum Immobiliensektor aus den USA erholt. Zudem basiert der ZEW-Indikator auf Umfragen zur möglichen Entwicklung, er stellt allerdings nicht die tatsächliche Lage dar.

Zudem sind die britischen Daten für die Einkaufsmanagerindizes, veröffentlicht durch das Markit-Institut, ebenfalls negativ ausgefallen. Der zusammengesetzte Indikator deutet die steilste Kontraktion seit sieben Jahren an. Der Wert fiel von 52,4 auf 47,7 Punkte. Das Institut hatte die Veröffentlichung der Daten aufgrund des Brexits einmalig vorgezogen.

Das britische Pfund reagiert prompt. Während es fast die gesamte Woche über stabil, aber in einer engen Spanne fluktuierte, gibt es am Freitag, in Folge der Einkaufsmanagerindizes, deutlich nach. Der DAX stagniert demzufolge auch, stabilisiert sich dennoch kurze Zeit später. Warum, ist noch nicht auszumachen. Möglicherweise stützen erneute EZB-Aussagen, dass eine Ausweitung des Quantitative Easing Programms im September nicht notwendig wäre. Das ist zwar im normalen Umfeld eher negativ für Aktien, doch in Anbetracht des kritisierten Liquiditätsrisikos bei Anleihen nimmt man das womöglich als eine Erleichterung auf.

EZB, britische und japanische Notenbanker
Interessant waren auch Entwicklungen in der Geldpolitik. Die EZB beließ die Zinsen da wo sie sind und kündigte auch keine neuen Maßnahmen an. Zudem, wie bereits oben erwähnt, wurde seitens unbekannter Offizieller eine Ausweitung des Programms auch im September für unwahrscheinlich erklärt.

Eine britische Notenbankerin äußerte sich in einem Artikel zu den nächsten geldpolitischen Schritten der Bank of England. Ihre Meinung wurde zwar nicht von anderen Bankern bestätigt, doch der Markt hat zunächst reagiert, indem das britische Pfund an Wert gewann. Die Bankerin (Kirstin Forbes) geht davon aus, dass ein geldpolitischer Schritt erst dann notwendig wäre, sofern die Daten das auch erfordern. Der oben genannte PMI-Indikator zeigt jedoch auch, dass das in naher Zukunft sein könnte.

Weiterhin wertete der japanische Yen abrupt auf. Der Grund: Ein Interview des Bank-of-Japan-Chefs Kuroda im Radio BBC 4. Demnach wäre das aktuell heiß diskutierte „Helicopter Money“ als Stimulationswerkzeug ausgeschlossen. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass das Interview bereits fünf Wochen zurücklag. Der japanische Yen wertet langsam wieder ab.

Prognose
Der DAX zeigte sich trotz vieler Entwicklungen stabil. Das ist ein gutes Zeichen. Auch das Bankenproblem scheint er nun nicht mehr einpreisen zu wollen. Es ist allerdings in Anbetracht der vielen Faktoren auch schwierig zu sagen, was der eigentliche Treiber ist. Möglicherweise ist es schlicht und ergreifend der stärkere US-Dollar und folglich Erwartungen an einen weiter schwächeren Euro, der in der Vergangenheit sehr oft unterstützend gewirkt hat.

Aus der technischen Perspektive wird die Luft langsam dünn. Der DAX nähert sich dem Niveau, das er vor dem Brexit-Referendum erreicht hatte. Dieser Bereich liegt bei 10.430 Punkten (Future). Dass Kurse einen Preisschock anschließend wieder wettmachen, ist eine normale Reaktion, die aber auch technischer Natur sein kann. Sie mahnt daher auch zur Vorsicht. Denn nach unten wegbrechen kann der Index unter den gegebenen Umständen immer noch. Erst ein Ausbruch über 10.500 Pkt. dürfte neue Hoffnungen wecken.
 

Chart: DAX Future (täglich)

 

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