Die Fed und die Yields

Bernstein BankHer mit dem Geld: In diesen Tagen erreichen die Schecks aus dem neuen 1,9 Billionen Dollar schweren Stimulus die amerikanischen Haushalte. Viel Geld dürfte direkt in den Aktienmarkt fließen. Sehr viel auch in den Konsum. Die Folgen: Ein weiteres Anziehen der Kurse. Und letztlich Inflation.

Die steigenden Bondrenditen hatten zuletzt schon einen Anstieg in der Inflationserwartung signalisiert. Damit richten sich die Augen auf die Federal Reserve: Wird sie die Zinsen erhöhen? Oder mit einem Kaufprogramm langlaufender US-Bonds gegen sinkende Notierungen und steigende Yiels gegensteuern?

Fluten an Luftgeld

Das gerade verabschiedete US-Hilfsprogramm schiebt die aktuellen Zahlen in Sachen Verschuldung nur weiter nach oben. Die Federal Reserve und andere westliche Notenbanken haben alleine im abgelaufenen Jahr Geld im Wert von 10 Billionen Dollar gedruckt.

Das US-Defizit steht bei 3,5 Billionen Dollar und damit bei rund 16 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes (BIP). Im vergangenen Jahr haben die USA 194 Prozent mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Verschuldung, Entkernung der Währungen, mehr Luftgeld jagt die gleichen Güter – das Inflationsgespenst hat sich auf dem Parkett eingenistet.

 

 

Big Spending versus Big Saving

Nun also der neue Stimulus. Die wichtigste aller Fragen für Trader und Investoren: Wohin wird das Geld fließen? Analyst Jared Woodard von der Bank of America sieht im Grunde nur zwei Möglichkeiten: Big Spending und Big Saving.

Big Spending bedeutet einen Konsumboom, höhere Löhne, eine Inflation im Dienstleistungssektor. Bullish für das BIP, aber bearish für Aktien. Denn es herrsche erstens die Angst vor einem Tightening der Fed und zweitens laufe eine Rotation im Aktienmarkt. Pro-Inflationstrades werden demnach durch den Verkauf von Deflationsassets finanziert: Wachstumsaktien, Bonds, Emerging Markets.

Im Falle von Big Saving läuft laut der Bank of America dies ab: Zunächst ein anfänglicher Schub für die Ausgaben in Freizeit und Services. Dann jedoch ein Umleiten von Cash in Ersparnisse, Schuldentilgung und Finanzassets. Letztlich dürfte die Angst vor der Fed abnehmen. Der Fall wäre bearish für das BIP, aber bullish für die Märkte.

Umgehende Blasenbildung

Nun zu unserer Einschätzung: Die Entwicklung am Aktienmarkt nach der Auszahlung des ersten Helikopter-Geldes unter Donald Trump belegt, dass viel Geld direkt in die Börse geflossen ist. Das zeigen auch die Turbulenzen rund um GameStop, wo sich Day-Trader im Internet verabredeten, um die Short-Positionen von Hedge Fonds zu vernichten. Auch mit dem neuen Stimulus werden sich Trader auf Aktien stürzen, die ihnen in den Social Media oder von Freunden empfohlen werden. Und damit werden wir mit Sicherheit eine Blase bei einigen Aktien erleben.

Inflationssignale von US Treasurys

Bleibt allerdings anzumerken, dass der Anstieg der Bond-Renditen in der Vorwoche für Szenario 1 der Bank of America spricht: Big Spending und steigende Inflationserwartungen. Denn wer US-Staatsanleihen hält, die erst in zehn, dreißig Jahren zurückgezahlt werden, erhält nur den Bruchteil seines Geldes zurück, wenn die Inflation galoppiert. Ergo der Ausverkauf.

Das Problem: Steigende Renditen sind quasi eine Zinswende – und daher könnte die Federal Reserve einschreiten. Denn höhere Zinsen würgen die erwünschte Erholung in der Wirtschaft nach dem Corona-Schock ab.

Die Rabobank urteilte, Fed-Chef Jerome Powell müsse an diesem Donnerstag gezielt auf den jüngst starken Anstieg der Renditen von langfristigen US-Staatsanleihen eingehen. Falls nicht, werde das Folgen haben: „If Powell does nothing, we could perhaps be on the verge of a 2013-style Taper Tantrum. That would send Godzilla-sized shockwaves through markets everywhere (…).“

Corporate Bonds im Fokus

Zumal die „Financial Times“ konstatierte, dass sich der heftige Ausverkauf bei US-Staatsanleihen inzwischen in den Markt für Corporate Bonds vorgefressen habe – und damit die Kreditkosten für Firmen erhöhe. So habe die durchschnittliche Rendite bei amerikanischen Investment-Grade-Bonds Ende voriger Woche 2,28 Prozent erreicht, wie ICE Data Services berichtete. Ein Plus von 0,5 Prozentpunkten alleine in diesem noch jungen Jahr.

“Powell needs to show a bit more concern about the rise in yields,” urteilte Steven Oh, Global Head of Credit and Fixed-Income bei PineBridge Investments. “What you don’t want to do in the recovery phase is to counteract the fiscal stimulus with monetary tightening.”

Das drohende Bond-Beben

Unser Fazit: Wenn der Chef der Federal Reserve die falschen Worte wählt, könnte es unangenehm werden am Finanzmarkt. Mega-Inflation oder nicht? Reaktion der Fed oder nur Schweigen? Wir sind gespannt. Achten Sie auf die Reaktion der Bond-Renditen, um zu erkennen, woran die Anleger glauben.

Übrigens könnte der Markt von anderer Seite kräftig durchgeschüttelt werden – Finanzministerin Yellen deutete jüngst an, dass die USA zur Finanzierung all der Stimuli und staatlichen Anschubprogramme nicht mehr nur auf Verschuldung, sondern auf höhere Steuern setzen könnte. Laut Goldman Sachs könnte der Infrastrukturplan von Joe Biden rund 4 Billionen Dollar kosten. Da dürften einige Anleger mal kräftig Kasse machen, bevor neue Steuern verkündet werden.

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