Fed: „Gelddrucken“ gegen das Virus

Helaba: Ohne Übertreibung lässt sich sagen, dass die Geldpolitik der Fed noch nie expansiver war als 2020. Nach ihrer eigenen Lesart ist das Ende der Fahnenstange aber noch lange nicht erreicht – trotz zweistelliger Wachstumsraten bei den Geldmengenaggregaten. Wie viel sie damit erreicht und welchen Umfang die Nebenwirkungen annehmen, werden erst die kommenden Jahre zeigen.

Auf der letzten FOMC-Sitzung 2020 hat die Fed wie erwartet noch einmal nachgelegt. Obwohl die Geldpolitiker ihre Konjunkturprognosen seit September durch die Bank nach oben revidiert haben, die Unsicherheit ihrer Ansicht nach abgenommen hat und die Abwärtsrisiken geschrumpft sind, war die bisherige Ausrichtung offenbar noch nicht expansiv genug.

Daher wurde die Zeitachse des aktuellen Kaufprogramms (monatlich 80 Mrd. Dollar für Treasuries und 40 Mrd. Dollar für Hypothekenanleihen) verlängert – und zwar potenziell auf einen erheblichen Zeitraum.

War vorher von den „kommenden Monaten“ die Rede, gilt nun die eher vage Formulierung „substanzielle Fortschritte bei der Erreichung der Ziele“ als Maß für ein Reduzieren und Beenden der Anleihekäufe. Das kann dauern.

 

 

Fed gibt noch länger Gas

Die Fed teilt die allgemeine Meinung, dass sowohl von den Wachstums- als auch Arbeitslosenzahlen her das Schlimmste hinter uns liegt. Auch hat Chairman Powell wiederholt betont, wie ungewöhnlich die aktuelle Phase und die resultierenden Belastungen für die US-Wirtschaft in diesen Monaten sind: Noch niedrigere Zinsen helfen geschlossenen Unternehmen oder Personen, die wegen der Pandemie nicht arbeiten können, nur marginal.

Trotzdem ist aus Sicht der Notenbanker eine auf absehbare Zeit immer lockerer werdende Geldpolitik angemessen. Die Fed sieht die Höhe der Bilanzsumme, nicht ihre Veränderung, als Maß für den geldpolitischen Expansionsgrad.

Die Verlängerung des Kaufprogramms heißt daher: Die Fed wird 2021 Monat für Monat immer expansiver werden.

 

Einen Widerspruch zu der Einschätzung, dass es grundsätzlich schon wieder bergauf geht – wenn auch eine Delle zum Jahreswechsel denkbar ist – sieht die Fed dabei nicht.

Selbst die konkretisierte Aussicht auf eine relativ zügige Impfung der US-Bevölkerung – im September noch eine recht nebulöse Hoffnung – spielt aus Sicht der Notenbank offenbar eine untergeordnete Rolle.

 

Niedrige Zinsen als Selbstzweck?

Jerome Powell hat in der Pressekonferenz selber zugegeben, dass die Geldpolitik mit „langer und variabler Verzögerung“ wirkt. Dazu passt die aktuelle Verlängerung des Kaufprogramms nicht wirklich. Sie fügt sich eher ein in das alternative Narrativ einer Notenbank, die es für die Regierung möglichst billig machen will, sich weiter zu verschulden.

Unter diesem Gesichtspunkt wird auch der ganze Ansatz der „forward guidance“ etwas verständlicher. Seine Nachteile sind nämlich zahlreich und einen davon hat ein Journalist auf der Pressekonferenz direkt angesprochen: Wenn die Projektionen bis 2023 eine konsistente Verfehlung des neuen Inflationsziels zeigen, wie kann dann die Geldpolitik trotzdem „angemessen“ sein?

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