Gold: Gegenwind nur temporärer Natur

Börse FrankfurtZuflüsse in breit diversifizierende Rohstoffkörbe und kräftige Abflüsse aus Edelmetall- und Energie-ETCs kennzeichnen den ETC-Handel. „Die Kombination von steigenden Inflationserwartungen, schwachem US-Dollar und Konjunkturoptimismus hat die Aufmerksamkeit wieder auf Rohstoff-Körbe gelenkt“, erläutert Mobeen Tahir vom ETC-Emittenten WisdomTree.

Manche Experten sehen sogar schon wieder einen „Superzyklus“ gekommen: einen lang anhaltenden Boom der Metall- und Ölpreise durch die globale Konjunkturerholung nach Corona und die Umstellung auf eine grüne Wirtschaft.

„Industriemetallpreise dürften wieder anziehen“

Viele Preise von Industriemetallen haben vor kurzem Mehrjahreshochs erreicht. Zuletzt ging es für die meisten Notierungen aber etwas nach unten. „Die Stimmung hat sich etwas abgekühlt“, bemerkt Barbara Lambrecht von der Commerzbank. „Von Chinas Nationalem Volkskongress ist bislang kein Funke übergesprungen, auch weil ein Wachstumsziel von mindestens 6 Prozent für dieses Jahr nicht sehr ambitioniert ist.“

In den kommenden Monaten dürften die Preise wegen der saisonbedingt starken Nachfrage in China und des sich abzeichnenden Konjunkturaufschwungs in den USA und Europa aber nochmals anziehen.

 

 

„Rohstoffmarktausblick bleibt konstruktiv“

Nach Einschätzung von Dora Borbély von der DekaBank war der stark ausgeprägte Optimismus der spekulativ orientierten Marktteilnehmer auffällig und hat die Risiken für kurzzeitige und stärkere Preisabwärtskorrekturen erhöht.

„Grundsätzlich bleibt der Rohstoffmarktausblick unter der Annahme einer kräftigen weltwirtschaftlichen Erholung im Jahresverlauf allerdings konstruktiv“, meint die Analystin. Die Aussichten insbesondere für zyklische Rohstoffe seien gut.

Beachtet werde müsse nur, dass eine Lockerung der Lockdown-Maßnahmen auch die Angebotsrisiken mindere. „Denn gerade die Sorgen um die Minenproduktion spielten zuletzt bei der Verteuerung einiger Industriemetalle eine bedeutende Rolle.“

Industriemetall-ETCs wurden laut WisdomTree in den vergangenen vier Wochen überwiegend gekauft. An der Börse Frankfurt gilt das Interesse der Anleger vor allem dem WisdomTree Industrial Metals.

Ölpreis seit Oktober fast verdoppelt

Anhaltend hohe Nettoabflüsse meldet WisdomTree für Öl-ETCs. Anleger rechnen schon länger mit Preisrücksetzern und stellen Gewinne glatt. Doch der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent ist weiter gestiegen und vergangene Woche sogar kurz über 70 US-Dollar geklettert. Damit hatte sich die Notierung gegenüber Oktober fast verdoppelt, seit dem Tief bei 21 US-Dollar im März vergangenen Jahres sogar mehr als verdreifacht.

„Anders als erwartet haben OPEC und die Partnerländer entschieden, die Produktion bis zum April konstant zu halten und nicht zu senken“, erläutert Tahir. Gleichzeitig erhole sich die Nachfrage, so dass ein Angebotsdefizit entstehe.

Die Rohstoffanalysten der Commerzbank erwarten auf mittlere Sicht wieder niedrigere Ölpreise. Ein Barrel Brent werde Ende des Jahres wieder 60 US-Dollar kosten. „Denn angesichts einer anziehenden Nachfrage dürfte spätestens im Sommer die OPEC+ ihr Angebot ausweiten.“ Umsatzstärkste Öl-ETCs sind der Xtrackers Brent Crude Oil Optimum Yield und der WisdomTree WTI Crude Oil.

Anleger sehen Alternativen zu Gold

Ebenfalls Abflüsse im großen Stil gibt es bei den im Vorjahr so beliebten Gold-ETCs. Der Goldpreis ist Anfang vergangener Woche sogar kurzzeitig unter 1.700 US-Dollar je Feinunze gefallen. Am Donnerstagmorgen sind es mit 1.742 US-Dollar nur wenig mehr. Das Allzeithoch von 2.069 US-Dollar im August ist mittlerweile weit entfernt.

„Hauptgrund sind steigende Renditen von US-Staatsanleihen“, erklärt Tahir. Die machen das keine Zinsen abwerfende Gold vergleichsweise uninteressanter. Mit anziehender Inflation könnte die Attraktivität von Gold Tahir zufolge aber wieder steigen. Außerdem rechnet er wegen der immer höheren US-Staatsverschuldung mit einem dauerhaft schwachen US-Dollar, der Gold außerhalb des US-Raumes erschwinglicher machen würde. „Der aktuelle Gegenwind für Gold dürfte temporärer Natur sein.“

Gold-ETCs sind – anders als in den Vormonaten – wieder umsatzstärkste ETCs an der Börse Frankfurt. Ganz oben auf der Umsatzliste steht Xetra-Gold. Der Bestand von Xetra-Gold bleibt mit 221 Tonnen auf hohem Niveau. Rege gehandelt wurden außerdem der Xtrackers Physical Gold mit und ohne Währungssicherung, der WisdomTree Physical Gold Euro Daily Hedged und der Invesco Physical Gold.

Silber: Mitgehangen, mitgefangen

Der Silberpreis hatte lange vom Konjunkturoptimismus profitiert – Silber wird im Gegensatz zu Gold auch viel in der Industrie eingesetzt. Zuletzt konnte sich das Edelmetall der Goldschwäche aber nicht mehr entziehen. Auch die Platin-Rally ist vorerst ausgebremst. Immer noch viel um geht im Xtrackers Physical Silver, im WisdomTree Physical Silver Individual Securities und im Xtrackers Physical Platinum Euro Hedged.

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