Goldkommentar: Renditen außer Rand und Band

Börse FrankfurtWie in den beiden Vorwochen begann Gold relativ stark, wurde dann aber im Wochenverlauf erneut in seinem Tatendrang ausgebremst. Der Schuldige hierfür ist eindeutig zu identifizieren und festzumachen; es ist der Anleihemarkt, der für die Goldpreise einmal mehr zum Spielverderber wurde.

Im Fokus stehen hier insbesondere die Renditen der langlaufenden US-Staatsanleihen, die im Wochenverlauf auf den höchsten Stand seit März 2020 anstiegen. Die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen kletterten von 1,29 Prozent zum Wochenbeginn bis auf 1,60 Prozent im laufe des Donnerstags; diejenigen der dreißigjährigen von 2,07 auf 2,39 Prozent.

Sowohl in Europa als auch insbesondere den Ländern, die Rohstoffexporteure sind, stiegen die Renditen ebenfalls in hohem Tempo an – diejenigen zehnjähriger australischer Staatsanleihen stiegen zum Beispiel knapp 40 Basispunkte im Wochenverlauf an, also noch deutlicher als ihre US-amerikanischen Pendants.

 

 

Rohstoffpreise steigen rasant

Nicht nur die Renditen waren in dieser Woche außer Rand und Band, auch an den Rohstoffmärkten wurden viele neue zyklische Hochs erzielt. Im Scheinwerferlicht steht unter anderem Kupfer, das so teuer wie seit knapp zehn Jahren nicht mehr gehandelt wurde. Und die Ölpreise, die auf ein 13-Monats-Hoch stiegen; also auf ein Niveau, das gehandelt wurde, bevor die ersten Covid-19-Fälle in Europa und den USA bekannt wurden.

Gold beteiligte sich nicht an der Rohstoffrally, da der Gegenwind in Form der deutlich ansteigenden Renditen stärker war als der Rückenwind des sich bis gestern Abend abschwächenden US-Dollars.

Gold im Wochenvergleich schwächer

Der Goldpreis kletterte von 1.775 US$ pro Unze am vergangenen Freitagmorgen zunächst bis auf 1.816 am Dienstagmorgen. Mit den Bewegungen an den Anleihemärkten ging es dann aber wieder abwärts, und zwar bis auf 1.718,20 am Freitag. Am Freitagabend notiert Gold nur geringfügig erholt bei 1.728.

Der Xetra-Gold-Preis konnte ebenfalls zunächst während der üblichen Handelszeiten hinzugewinnen, geriet dann aber gleichfalls in den Abwärtssog – der Sprung des Euro auf ein Sechs-Wochenhoch gegen den US-Dollar knabberte auch etwas vom Preis ab. Nach 47,05 € pro Gramm am vergangenen Freitagmorgen stieg er bis auf 48,00 am Dienstag. Von hier setzte er dann aber bis auf sein Wochentief bei 45,31 am Freitagnachmittag zurück.

Blick in die Kommende Woche: Fokus bleibt auf Renditen

Die Goldpreise werden sich auch in den kommenden Tagen der Entwicklung der Renditen an den Anleihemärkten nicht entziehen können. Die Frage ist, ob die aktuellen US-Renditen, die viele Marktbeobachter auf diesem Niveau eher erst zum Ende des Jahres hin erwartet hatten, nun allmählich an der oberen Grenze angestoßen sind. Eine erneute Phase der Schwäche des US-Dollars könnte die Goldpreise hingegen stützen.

Kommentar von Michael Blumenroth, Rohstoffanalyst für Xetra-Gold

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