Interview mit Kai Friedrich zum Anlageverhalten bei Heavy Tradern

Die Veröffentlichung des Cortal Consors-Vermögensbarometers nahm broker-test.de zum Anlaß, um ein Interview mit Kai Friedrich, Deputy-CEO vom Online Broker Cortal Consors in Deutschland, zu führen. Dabei gab uns Kai Friedrich einen Einblick in die Entwicklung des Anlageverhaltens bei Heavy Tradern und langfristigen Anlegern sowie einen Ausblick auf bevorstehende Neuerungen beim Discount Broker Cortal Consors.

Wie macht sich das wachsende Anlegervertrauen beim Online Broker Cortal Consors bemerkbar?

Kai Friedrich: “Wir beobachten, dass aktuell Fonds und sogar einfache Zertifikate wieder nachgefragt werden. Gerade die Zertifikate waren nach der Lehman-Pleite ja in Sippenhaft genommen worden. Nachvollziehbare Zertifikatetypen wie Bonuszertifikate können in der aktuellen Marktsituation aber durchaus interessante Instrumente sein – wenn man genau erklärt, wie sie funktionieren und wo die Risiken liegen. Allerdings stehen Tages- und Festgelder immer noch ganz oben auf der Beliebtheitsskala.”

Können Sie dies anhand von steigenden Kundenzahlen bzw. steigenden Orderzahlen/Ordergrößen belegen?

Kai Friedrich: “Wenn ein langfristig orientierter Investor ein oder zwei Fondskäufe tätigt, schlägt sich das nicht gleich massiv auf die Gesamtorderzahlen durch. Diese werden immer noch vom Marktverlauf und dem daraus resultierenden Verhalten der aktiven Kunden bestimmt. Die trading-orientierten Kunden sorgen für steigende – oder auch fallende – Orderzahlen, mit dem Vertrauen der langfristigen Anleger haben sie nicht viel zu tun.”

Beim Online Broker comdirect ist die Anzahl der ausgeführten Wertpapierorders im Juni um über 25 Prozent gegenüber dem Mai gesunken. Wie haben sich die Zahlen bei Cortal Consors im Vergleich zur comdirect entwickelt?

Kai Friedrich: “Unsere Zahlen sind zwar nicht ganz um ein Viertel zurückgegangen aber trotzdem hatten auch wir natürlich einen Rückgang der Trades zu verzeichnen. Das ist im Übrigen auch nichts Außergewöhnliches – Schwankungen in dieser Größenordnung sind in unserem Geschäft normal.”

Wie hat sich das Tradingverhalten der Heavy Trader gegenüber den Privatanlegern beim Discountbroker Cortal Consors entwickelt?

Kai Friedrich: “Der größte Unterschied liegt darin, dass der Heavy Trader unabhängiger von längerfristigen Trends handelt. Er braucht Volatilität, also Bewegung auf den Märkten, die er ausnutzen kann. Langfristig orientierten Anlegern wird bei zu viel Bewegung eher schwindelig und sie steigen aus. Sie setzen stärker auf Fundamentaldaten und gute Unternehmensnachrichten und halten sich im Markt zurück, wenn nicht so klar ist, in welche Richtung es geht. Diese Unsicherheit und Zurückhaltung beobachten wir auch aktuell immer noch.”

Wie hat sich das Verbot ungedeckter Leerverkäufe auf das Anlageverhalten ausgewirkt?

Kai Friedrich: “Da wir keine ungedeckten Leerverkäufe zugelassen haben, gar nicht. Leerverkäufe machen nur einen ganz geringen Teil unserer Trades aus. Sie sind ein Instrument für Spezialisten mit viel Erfahrung. Der “Normaltrader” benutzt nach wie vor eher Put-Optionsscheine, Short-Zertifikate oder gleich Eurex-Optionen, wenn er glaubt, dass die Märkte fallen.

Unsere Short-Selling-Kunden schließen offene Positionen spätestens zum Börsenschluss oder sie müssen sich die leerverkauften Papiere leihen. Insofern trifft uns das Verbot nicht – im Gegenteil, wir begrüßen es sogar, da es die Märkte vor Verwerfungen schützen kann.”

Im Mai hat Cortal Consors eine Brokerage-App für das iPhone veröffentlicht. Wie kommt diese Handelsplattform bei den Tradern an und welche Neuerungen können Kunden in diesem Jahr noch erwarten?

Kai Friedrich: “Die Plattform kommt extrem gut an. Mehr als 90 Prozent der mobilen Seitenaufrufe kommen vom iPhone oder iPad. Über die App wird auch tatsächlich gehandelt. Es war also eine richtige Entscheidung, nicht nur einen Info-App, sondern eine vollwertige Brokerage-App zu entwickeln – übrigens die erste auf dem deutschen Markt. Aktuell arbeiten wir natürlich schon an der Folgeversion, die dann beispielsweise ein weiter verbessertes Chart-Tool und eine Banking-Funktionalität haben soll.”

Vielen Dank für das Gespräch!

Weiterführende Links:

• Transaktionskosten für den Aktienhandel berechnen
• Transaktionskosten-Index: die Ordergebühren der Online Broker