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Italien vor der Wahl – strukturelle Probleme hemmen Wirtschaft

  • Ermutigende Wirtschaftsindikatoren aber nach wie vor schlechte Gesamtlage
  • Italienische Wettbewerbsfähigkeit auf Stand von vor 20 Jahren
  • Eurozone bleibt fragiles und anfälliges Konstrukt

Ethenea: Die jüngsten Wirtschaftsindikatoren zeigen eine Erholung der italienischen Wirtschaft: Zum einen wuchs das BIP im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent. Zum anderen nahmen die Industrieproduktion und die Kapazitätsauslastung zu, die Frühindikatoren signalisieren für dieses Jahr einstimmig ein starkes Wachstum und die Arbeitslosigkeit ist tendenziell rückläufig.

„Die jüngsten Entwicklungen sind definitiv ermutigend, aber der Gesamtzustand der italienischen Wirtschaft bleibt unbefriedigend“, sagt Yves Longchamp, Head of Research bei Ethenea.

BIP und Arbeitslosenquote
„Aktuell liegt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) immer noch mehr als fünf Prozent unter dem Höchststand kurz vor der Finanzkrise und die Arbeitslosenquote liegt mit knapp unter elf Prozent weit entfernt von dem 2007 erreichten Tiefstand von sechs Prozent“, sagt Longchamp.

Dieses schlechte Ergebnis sei hauptsächlich auf die geringe Wettbewerbsfähigkeit der italienischen Wirtschaft im Vergleich zu den europäischen Konkurrenten zurückzuführen.

„Tatsächlich ist Italiens Wettbewerbsfähigkeit heute die gleiche wie vor 20 Jahren, während wir in den anderen großen europäischen Volkswirtschaften, also Frankreich, Spanien und Deutschland, klare Verbesserungen beobachten konnten.“

Politische Reformen könnten großes Potential freisetzen
So ist der Mailänder Aktienindex seit der Finanzkrise und der Euro-Krise hinter anderen europäischen Indizes zurückgeblieben. „Seit dem Börsentief im März 2009 ist der FTSE MIB Index um 57 Prozent gestiegen“, sagt Longchamp.

„Im selben Zeitraum hat sich der französische CAC 40 verdoppelt und der DAX ist um unglaubliche 230 Prozent gestiegen.“ Falls am 4. März, am Wahlabend, die politische Zukunft klarer werden sollte, könne das den politischen Diskont des italienischen Aktienmarktes minimieren. „Das würde aller Wahrscheinlichkeit nach die Aktienkurse erheblich ankurbeln.“

Das beste politische Szenario nach der Wahl sei, dass die neu gewählte Regierung Italien wieder auf den Weg zum Wohlstand zurückführe. „Die Divergenz zwischen den ermutigenden Entwicklungen und der nach wie vor schlechten Wirtschaftslage verdeutlicht den strukturellen Charakter des italienischen Problems“, sagt Longchamp.

Um diese Strukturen zu verändern, seien Reformen nötig. Diese seien jedoch im besten Falle schwierig oder gar unmöglich umzusetzen, ohne eine starke Regierung, die von einer breiten Unterstützung ihrer Bürger getragen werde. „In Italien, wie in jedem anderen Land auch, wäre das ideale politische Szenario eine reformorientierte Regierung mit einer starken Mehrheit.“

Wirtschaftlicher Flickenteppich problematisch für Europa
Die Zinsdifferenz zwischen italienischen und deutschen Staatsanleihe-Renditen ist im Januar gesunken und hat sich während der Aktienmarktkorrektur im Februar kaum verändert. „Das signalisiert, dass Anleger keine Angst vor einem Auseinanderbrechen des Euro oder einer erneuten Schuldenkrise haben“, sagt Longchamp.

„Die Kombination einer sehr aktiven und vertrauenswürdigen Europäischen Zentralbank (EZB), guten europäischen Wirtschaftsdaten und einer niedrigen Inflation haben das Vertrauen in das System der Eurozone wiederhergestellt und verstärkt.

Das ist eine bemerkenswerte Tatsache, da die Eurozone ein Flickenteppich von Volkswirtschaften bleibt, die alle sehr unterschiedlich sind und deren Unterschiede nicht durch eine Fiskalunion ausgeglichen werden.“

„Vor diesem Hintergrund glauben wir, dass jede Änderung des günstigen Zusammenspiels dieser Faktoren zu erneuter Volatilität führen würde“, sagt Longchamp. Die EZB werde im Laufe des Jahres weniger aktiv werden, da die Tage des Quantitative Easing gezählt seien.

Strukturelle Unterschiede in Europa
„Ein paar schlechte Wirtschaftsdaten könnten sich so negativ auf den Konjunkturzyklus auswirken, dass die fundamentalen Schwächen einiger Länder wieder deutlicher sichtbar würden.“

Zudem würde eine Rückkehr der Inflation, die derzeit im Mittelpunkt des Interesses stehe, die EZB zwingen, die Zinsen früher und schneller als erwartet anzuheben. „Das könnte für hoch verschuldete Länder wieder problematisch werden.“

EZB-Präsident Mario Draghi sagte dazu, dass die Umsetzung von Strukturreformen in den Ländern der Eurozone erheblich intensiviert werden müsse, um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, die strukturelle Arbeitslosigkeit zu reduzieren und die Produktivität und das Wachstumspotenzial der Eurozone zu steigern.

Dem stimmt Longchamp zu: „Wenn die Wirtschaftsreformen nicht schnell genug umgesetzt werden, um ein dichtes Flickwerk mit nahezu unsichtbaren Nähten – also eine homogene Region – zu schaffen und eine paneuropäische Finanzpolitik einzuführen, bleibt die Eurozone ein fundamental fragiles Konstrukt.“

 

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