Janet’s kleiner Schocker

Bernstein BankJa was denn jetzt: Kaum hatte US-Finanzministerin Janet Yellen vor der steigenden Zinsen gewarnt, da legte sie eine 180-Grad-Kehrtwende ein. Kidding – alles nicht so gemeint. Doch die Reaktion vor allem der Tech-Aktien belegt, dass der Markt sehr wohl Angst hat vor einer Zinserhöhung. Und die Fakten sprechen dafür, dass die sehr wohl kommt.

Nasdaq rutscht gen Süden

So schnell kann’s gehen: Vor allem die Tech-Aktien rutschten am Dienstag drastisch gen Süden. Der Nasdaq Composite schlug übrigens genau auf der 50-Tage-Linie auf, um sich dann wieder etwas zu erholen. So einfach ist manchmal die Chartanalyse.

Die bearishe Tendenz ist kein Wunder, denn gerade Hightech-Titel ohne hohe Gewinne und mit viel Zukunftshoffnung, die noch Kredit brauchen, sind auf niedrige Zinsen angewiesen. Zumal die Bewertung einer Aktie im Modell Discounted Cash Flow, das gerne für Firmen ohne Nettogewinn angewendet wird, bei steigendem Zins einen sinkenden Aktienkurs prognostiziert.

Yellen warnt vor steigenden Zinsen

Das war geschehen: Yellen sagte am Dienstag auf dem „Future Economy Summit“ des Magazins „The Atlantic“ scheinbar Unerhörtes: „It may be that interest rates will have to rise a little bit to make sure our economy doesn’t overheat“. Und weiter: „We’ve gone for way too long letting long-term problems fester in our economy“.

Die Konjunkturpakete von Joe Biden führten zur Überhitzung der Wirtschaft. Oops, das war nicht wirklich hilfreich. Steigende Zinsen? Langfristige Probleme in der Wirtschaft? Zwar ist die Lady nicht mehr Chefin der Federal Reserve. Doch natürlich ist sie im Sumpf von Washington D.C. noch bestens vernetzt und ihr Wort hat Gewicht. Also hat ihr wohl jemand aus der Fed mit erhobenem Zeigefinger vor der Nase gewedelt.

 

 

Alles nicht so gemeint

Und so legte Ms. Yellen auf dem „CEO Council Summit“ des „Wall Street Journal“ eine erstaunliche Drehung hin. Sie sagte in Bezug auf eine mögliche Zinserhöhung: „Let me be clear it’s not something I’m predicting or recommending.”

Dann tänzelte sie auf der roten Linie Inflation herum und urteilte, die werde wohl nur ein Übergangsphänomen für die nächsten sechs Monate sein. Und falls es ein Problem gebe, könnten alle auf die Fed zählen, um sich der Sache anzunehmen. Womit sie indirekt schon wieder Zinserhöhungen in Aussicht stellte.

Tja, so kann es gehen (Geld-)Politiker sind eben geschmeidig und äußerst wendig. Der eine oder andere Bulle dürfte die schnelle Drehung schon wieder als Signal zum Einstieg nutzen.

Alle Firmen sehen Teuerung

Doch schauen wir uns kurz die Realität in der Wirtschaft an – eine Inflation ist so gut wie sicher, steigende Zinsen damit auch. Analystin Savita Subramanian von der Bank of America konstatierte gerade Bemerkenswertes: Jede einzelne Firma habe in ihrem Conference Call zum ersten Quartal das Thema Inflation erwähnt.

Die Einkaufspreise stiegen, und die höheren Kosten würden an die Verbraucher weitergegeben. Die Nennungen seien auf den höchsten Stand seit 2011 geklettert. Und glauben Sie, dass die Konzerne höhere Preise vor dem Kunden so schnell zurücknehmen?

Shrinkflation – versteckte Inflation

Offizielle Zahlen der Behörden werden die steigenden Verbraucherpreise zwar für eine ganze Weile nicht ausweisen. Doch die Teuerung ist schon da. Denn die Hersteller tricksen, wie das Blog Red Flag Deals gerade feststellte.

So verkauft der Supermarkt-Gigant Costco beispielsweise jetzt Küchenrollen aus Papier mit nur noch 140 Blatt statt 160 Stück – eine Inflation von 15 Prozent durch sinkende Verkaufsmenge. Shrinkflation eben.

Das Orakel von Omaha warnt

Übrigens hat auch gerade Investment-Legend Warren Buffett auf dem jährlichen Aktionärstreffen von Berkshire Hathaway vor steigenden Preisen gewarnt. Am Samstag sagte er, die Erholung der US-Wirtschaft verlaufe “red hot” und seine Firma werden von enormem Inflationsdruck getroffen: „We’re seeing very substantial inflation.“

Weiter erläuterte er: “It’s very interesting. We’re raising prices. People are raising prices to us and it’s being accepted.” Kurz zuvor hatten offizielle Daten den stärksten Anstieg aller Zeiten in den US-Haushaltseinkommen belegt.

Gold und Waffen gefragt

Und was passiert, wenn die Inflation tobt? Die Anleger fliehen beispielsweise in Edelmetalle. So meldete die Lobbygruppe World Gold Council gerade, das in China die Nachfrage im ersten Quartal um satte 93,9 Prozent im Jahresvergleich anzog. Die Importe in Indien erreichten im März ein historisches Allzeithoch. Beide Länder kennen die Plage der Inflation schon länger.

Teuerung heißt auch Vernichtung von Vermögen, sinkende Kaufkraft, potenziell Arbeitslosigkeit. Und außerdem: Eine Gefahr für die innere Sicherheit. Ergo ist eine andere Folge der Entkernung des Dollar der massenhafte Waffenkauf in den USA. So meldete das FBI gerade ein Allzeithoch bei den Hintergrund-Checks von Käufern – 3,5 Millionen waren es im April.

Die Leute horten Waffen, weil sie wissen, dass Sleepy Joe den anständigen Bürger entwaffnen will und zugleich Kriminelle mit „Defund the Police“ zu mehr Straftaten einlädt. Dazu noch höhere Steuern – und der Giftcocktail ist angerichtet.

Schon jetzt fliehen die Leute massenhaft aus links regierten, maroden Bundesstaaten wie New York oder Kalifornien nach Texas oder Florida mit ihrem laxen Waffenrecht, niedrigen Steuern und einer boomenden Wirtschaft, die sich weitgehend vom Lockdown befreit hat.

Augen offen halten

Unser Fazit: Hören Sie nicht auf die offiziellen Statements. Beobachten Sie die Teuerung, auch in Ihrem persönlichen Umfeld. Sicher ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Friseure jetzt mehr Geld nehmen, um den Umsatz-Ausfall im Lockdown zu kompensieren. Die Gaststätten und Hotels werden nachziehen. Und auch die Hotels und Reiseveranstalter, die nicht umgekippt sind und frei sind von lästiger Konkurrenz.

Für den Finanzmarkt heißt dies: Setzen Sie auf Assets, die von Inflation profitieren. Und auf Titel, die höhere Zinsen besser wegstecken, etwa in der Old Economy. Auch der Dollar dürfte profitieren, wenn die Zinsen anziehen.

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