Neue Signale bei Erdöl

Bernstein BankBald werden sie die Pumpen wohl wieder langsamer laufen lassen: Die Ölförderer brauchen höhere Preise, weil die Staatskassen ausgetrocknet sind. Zudem stockt noch die Nachfrage, weil die Weltwirtschaft wegen Corona weiter abgewürgt bleibt.

Die Frage ist, ob die OPEC+ in dieser Lage die Förderung hochfahren soll. Erstmals seit dem großen Öl-Crash im April gab es nun Gespräche zwischen Moskau und Riad. Die Reaktion am Ölmarkt dürfte nicht lange auf sich warten lassen.

Saudis und Russen sprechen wieder miteinander
Das wichtige Meeting in Sachen Förderquoten steht zwar erst Anfang Dezember an. Doch das aktuelle Online-Treffen des Joint Ministerial Monitoring Committee des Ölkartells dürfte schon jetzt wichtige Weichen stellen. Zumal laut Blomberg gerade Russlands Präsident Wladimir Putin und der saudische Kronprinz Mohammed Bin Salman zweimal miteinander telefoniert haben – seit dem großen Preiskrieg im Frühjahr hatte eisige Funkstille geherrscht.

Am Samstag erklärten beide Seiten, sie seien bereit, eng zu kooperieren, um den globalen Energiemarkt stabil zu halten. Eine klare Warnung an Quotenbrecher in der OPEC wie die Vereinigten Arabischen Emirate, die kaum die Förderung gedrosselt haben.

 

 

Leere Staatskassen
Aktuell steckt der Ölpreis bei rund 40 Dollar fest, bald dürfte Libyen neues Öl auf den Markt werfen. Ausgerechnet jetzt, da die meisten Ölexporteure dringend höhere Preise brauchen, weil die Staatsausgaben im Zuge von Corona gestiegen sind.

Viele Produzenten leben von ihren Reserven – laut dem Finanzblog ZeroHedge können nur Russland, Qatar und Mexiko die aktuellen Preise fiskalisch verkraften. Oilprice.com verwies darauf, dass Bahrain, Dubai und Abu Dhabi das erste Mal seit Jahren Staatsanleihen aufgelegt haben. Und auch Saudi-Arabien habe die Emission von Bonds heraufgefahren.

Hoffnung auf anziehende Nachfrage
Daher stehen die Ölförderer unter Druck die geplante Lockerung der Förderkürzungen doch zu überdenken. Zuletzt wurde das Limit um 2 Millionen Fass pro Tag angehoben, im Januar sollen eigentlich noch einmal 1,9 Millionen Barrel dazukommen.

OPEC-Generalsekretär Mohammad Barkindo urteilte zwar vorigen Donnerstag, die aktuelle Nachfrage sei anämisch – also blutarm. Immerhin hatte der Funktionär zuvor geäußert, das Schlimmste sei vorbei. Und in seinem jährlichen World Oil Outlook hatte das Kartell positiv auf das Jahresende geblickt.

Auch große Player im Markt warnten vor einer Erhöhung des Angebots, darunter die Mercuria Energy Group und JPMorgan Chase. Zumal es bullishe fundamentale Signale gebe, die nicht durch eine Erhöhung des Angebots abgewürgt werden sollten: Die Kerosin-Nachfrage bleibt zwar wegen der Luftfahrtkrise auf Jahre hinaus schwach. Doch China und Indien bereiteten sich auf neue Einkäufe von Rohöl vor.

Es gibt einen weiteren interessanten Aspekt für Ölbullen. Schon im September hatte der saudische Energieminister Abdulaziz bin Salman die Short-Seller gewarnt. Es könne eine Änderung der Förderpolitik kommen. Konkret hieß es: “We will never leave this market unattended. I want the guys in the trading floors to be as jumpy as possible. I’m going to make sure whoever gambles on this market will be ouching like hell.”

ZeroHedge kommentierte, die kombinierte Netto-Exposure bei Brent-Kontrakten sei so niedrig wie seit langem nicht mehr. Was eine Menge Raum lasse für Nachfrage- und Preissprünge nach oben. Siehe Grafik oben.

Unser Fazit aus dieser Gemengelage: Während Covid-19 aktuell weiter die Nachfrage nach Öl drosselt glauben die wichtigen Player offenbar an eine Erholung des Marktes. Und die erhofften steigenden Preise brauchen viele Anbieter, um den Staatshaushalt zu sanieren.

Zudem scheinen Russland und Saudi-Arabien nun gemeinsam vorzugehen – und sie haben offenbar die üblichen Quoten-Betrüger im Blick. Da zudem die Saudis die Spekulanten im Visier haben – und da sie offenbar einen Absturz der Ölpreise ins Negative wie im Frühjahr fürchten – haben wir eine Reihe von Long-Faktoren beisammen.

Aber: Ein Scheitern der Quoten-Verhandlungen oder gar ein neuer Wutanfall der Saudis und das Hochfahren der Pumpen wie im Frühjahr könnten den Trend natürlich umgehend drehen. Wir wünschen erfolgreiche Trades – und behalten die Angelegenheit für Sie im Blick.

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