OPEC sieht Ölmarkt im zweiten Halbjahr deutlich unterversorgt

Société Générale: Die Ölpreise widersetzten sich gestern zunächst den Verlusten bei Aktien, Anleihen und Industriemetallen und legten um rund 2% zu.

Brent erreichte dabei erstmals seit Ende Mai wieder die Marke von 125 USD je Barrel. WTI war mit 123,7 USD je Barrel so teuer wie zuletzt vor mehr als drei Monaten. Im späteren Handel gaben die Preise die Gewinne wieder ab und drehten ins Minus. Brent fiel im Tief auf 119 USD und WTI auf 117 USD.

Einen spezifischen Auslöser für den plötzlichen Umschwung gab es nicht.

Offenbar bekamen Marktteilnehmer im Vorfeld der heutigen Fed-Sitzung kalte Füße, da eine stärkere Straffung der Geldpolitik negative Auswirkungen auf die Ölnachfrage haben könnte.

Der gestern von der OPEC veröffentlichte Monatsbericht zeigt das noch nicht. Die Nachfrageprognose für das zweite Halbjahr wurde sogar geringfügig angehoben.

Das Nicht-OPEC-Angebot soll wegen einer niedrigeren Ölproduktion in Russland weniger stark steigen als bislang erwartet.

Da gleichzeitig die OPEC-Produktion weiterhin deutlich hinter dem angekündigten Niveau zurückbleibt, würde der Ölmarkt damit in der zweiten Jahreshälfte ein Angebotsdefizit von rund 1,5 Mio. Barrel pro Tag aufweisen.

Ob es der OPEC gelingt, dies durch eine hinreichende Produktionsausweitung auszugleichen, ist eher fraglich.

 

Mehr Öl aus Russland:

Dafür kommt offenbar mehr Öl aus Russland an den Markt: Wie Daten des russischen Energieministeriums und Berechnungen von Bloomberg zeigen, lag die Ölproduktion in den ersten 13 Tagen im Juni bei 10,7 Mio. Barrel pro Tag.

Das sind 5% höher als im Mai und liegt 300 Tsd. Barrel pro Tag über der Prognose für die russische Ölproduktion im OPEC-Monatsbericht.

 

 

Deutlich gebremst wurde die Ölnachfrage zuletzt durch China, was ein noch stärkeres Angebotsdefizit verhindert haben dürfte.

Laut Nationaler Statistikbehörde lag die Rohölverarbeitung im Mai bei 12,7 Mio. Barrel pro Tag nur geringfügig über dem im Vormonat verzeichneten 2-Jahrestief und 11% niedriger als im Vorjahr.

Ob sich die chinesische Rohölverarbeitung in den kommenden Monaten erholt, hängt maßgeblich davon ab, dass es zu keinen neuerlichen Corona-Lockdowns kommt.

 

Energie: Gas – in Europa teurer, in den USA billiger…

Des einen Freud, des anderen Leid: Europas Gaspreise zogen gestern massiv an; der Benchmark-Preis TTF kletterte um knapp 16%. Heute Morgen geht es um weitere 5% auf 102 EUR je MWh nach oben, was dem höchsten Niveau seit Mitte Mai entspricht.

Maßgeblich war die Ankündigung von Gazprom, die Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 um 40% auf nur noch 100 Mio. Kubikmeter pro Tag zu senken, weil eine zwecks Wartungsarbeiten nach Kanada gelieferte Turbine für eine Kompressorstation aufgrund von Sanktionen bislang nicht zurückgegeben wurde.

Inwieweit die so begründete Kürzung der Lieferung auch politisch motiviert ist, sei dahingestellt.

Fakt ist, dass die Lieferungen bereits seit einigen Tagen spürbar fallen, und damit schon vor der (üblichen) großen Wartungsphase Mitte Juli, im Zuge derer die Durchleitung für 10 Tage gänzlich unterbrochen wird (siehe Grafik des Tages).

 

Russland liefert weniger Erdgas

Russland liefert weniger Erdgas

 

 

Weniger Ölvorräte?

Damit droht die zuletzt sehr komfortable Aufstockung der Vorräte ins Stottern zu geraten.

Die Befüllung der Speicher in der EU lag zuletzt mit gut 52% fast schon wieder auf dem üblichen Niveau.

Verschärfend kommt hinzu, dass das US-LNG Terminal Freeport aufgrund einer Explosion in der Vorwoche nicht nur für drei Wochen, sondern für 90 Tage ausfallen soll.

Freeport ist das zweitgrößte Terminal in den USA und steht für rund ein Fünftel der LNG-Exporte.

Bis Ende des Jahres bleibt die Kapazität wohl reduziert.

 

 

Das trifft vor allem Europa, das zuletzt 75% der US-LNG-Exporte bezog und damit deutlich mehr als zuvor.

Laut US-Energiebehörde waren die US-Lieferungen in die EU und nach Großbritannien im Durchschnitt von Januar bis Mai 66% höher als im Jahresdurchschnitt 2021; im April waren neue Rekorde verzeichnet worden.

Der US-Markt quittierte den Ausfall der Exportkapazitäten mit einem prozentual in etwa genauso heftigen Abschlag wie Europas Preise stiegen: US-Gas der Sorte Henry Hub verbilligte sich gestern um knapp 17%.

Das dürfte immerhin den amerikanischen Gasverbraucher freuen und den Lageraufbau in den USA begünstigen.

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