Regierungskrise in Italien: Risikoaufschläge steigen

Börse FrankfurtWeltweit versuchen Zentralbanken, sich gegen die hohe Inflation zu stemmen.

Die Sorge ist aber groß, damit den Weg in eine Rezession zu bahnen.

„Die Notenbanken arbeiten sich unermüdlich an der Inflation ab“, erklären die Analysten der Deutschen Bank.

Neben einer Jumbo-Zinserhöhung in Kanada hätten relativ überraschend auch die Notenbanken der Philippinen und Singapurs die geldpolitischen Zügel weiter angezogen.

„Für die Fed-Sitzung am 27. Juli preisten die Märkte diese Woche 90 Basispunkte Leitzinserhöhung ein, neigen also nun leicht zu einem 100 Basispunkt-Zinsschritt.“

 

Bei Gas-Stopp fallende Renditen

Auch die EZB wird am kommenden Donnerstag wohl die Leitzinsen erhöhen, das erste Mal seit 2011. Am Markt geht man fest von 25 Basispunkten aus.

„Solange es zu keinem vollständigen Stopp der russischen Gaslieferungen kommt, dürfte die EZB auch im September der im Juni vorgegebenen Marschroute folgen und die Leitzinsen nochmals um dann sogar 50 Basispunkte erhöhen“, erklärt Analyst Rainer Guntermann von der Commerzbank.

Er geht aber davon aus, dass für die Renditeniveaus vorerst die Gaslieferungen noch wichtiger sein werden.

„Falls Russland die Lieferung über die Nordstream 1-Pipeline nicht wieder aufnimmt, dürfte die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen in Richtung 1 Prozent fallen.“

Schon jetzt rentieren zehnjährige Bundesanleihen wieder nur mit 1,11 Prozent nach 1,26 Prozent vor einer Woche. Im Juni waren es in der Spitze 1,92 Prozent.

 

 

Regierungskrise in Rom: Risikoaufschläge steigen

Unterdessen sind wegen der Regierungskrise in Italien die Aufschläge für italienische Staatsanleihen gestiegen.

Ministerpräsident Draghi hatte nach einem Streit mit der Fünf-Sterne-Bewegung seinen Rücktritt angekündigt, Staatspräsident Mattarella lehnte diesen jedoch ab.

Draghi steht nun vor einer Vertrauensfrage im Parlament.

„Für die Renditeaufschläge der Peripherieanleihen dürften die Ankündigungen der EZB zu ihrem geplanten TPM-Programm (Transmission Protection Mechanism) den Weg weisen“, ist Guntermann überzeugt.

Seiner Einschätzung nach ist es aber möglich, dass Lagarde noch kein vollständiges, umfassendes und glaubwürdiges Programm präsentieren wird.

Unabhängig davon bestehe die Gefahr von graduell weiter steigenden Risikoprämien.

Beim TPM handelt es sich um neues Instrument zur Bekämpfung der Fragmentierung, also dem – aus EZB-Sicht – zu starken Auseinanderfallen der Renditen im Euroraum.

 

„2023 in USA wieder rückläufiges Zinsniveau“

In den USA ist die Zinskurve weiter invers, Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit haben zum Beispiel eine niedrigere Rendite als zweijährige.

„Der Spread hat mit zeitweise minus 27 Basispunkten den vorläufig niedrigsten Stand seit der Finanzkrise 2007 erreicht“, erklärt Ralf Umlauf von der Helaba.

Zwar rechnet auch er angesichts der extrem hohen Teuerung mit deutlichen US-Leitzinserhöhungen. Allerdings kämen aufgrund der Rezessionssorgen Zweifel auf, ob das hohe Niveau lange gehalten werden könne.

„Im Jahresverlauf 2023 wird schon wieder ein rückläufiges Zinsniveau eskomptiert. Dies begünstigt die Inversion der Zinskurve.“

 

ThyssenKrupp, VW und PNE gefragt

Bei der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank sind diese Woche ThyssenKrupp-Anleihen mit Fälligkeit 2024 und Kupon 2,875 Prozent (DE000A2TEDB8) gesucht, wie Beate Mägerle meldet.

Ebenfalls gekauft wurden Anleihen von VW mit Laufzeit bis 2026 und Kupon von 2,25 Prozent (XS1893631769) und vom Windparkprojektierer PNE (DE000A30VJW3) mit 5 Prozent bis 2027.

Der Immobiliensektor bleibt unter Druck. Deutlich nach unten ging es diese Woche für Anleihen von FCR Immobilien (DE000A2TSB16). „Die BaFin führt eine Bilanzprüfung durch“, erklärt Mägerle.

Laut BaFin gibt es konkrete Anhaltspunkte dafür, dass das Unternehmen die Anteile an der Immoware24 GmbH per Ende 2020 möglicherweise fehlerhaft zu hoch bewertet hat.

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