Reicht das Vermögen für den Ruhestand?

Deutsches Institut für Altersvorsorge500.000 Euro, eine halbe Million, das klingt nach sehr viel Geld. Das ist es auch.

In Deutschland verfügen nicht viele Menschen über ein solches Vermögen – vor allem nicht in Form liquider Mittel.

Das durchschnittliche Nettovermögen beträgt gemäß aktueller Vermögensstudien 232.800 Euro. Der Median kommt auf 70.800 Euro.

Nach den Einstufungen der Hans-Böckler-Stiftung gilt: Wer ein Vermögen von mehr als 722.000 Euro besitzt, gehört in Deutschland zu den oberen fünf Prozent.

Zum Vermögen zählen Sachvermögen wie Immobilien, Unternehmen, Schmuck oder Autos und Finanzvermögen inklusive Wertpapiere und Aktien.

Davon abgezogen werden Schulden wie Hypotheken oder Kredite.

Deshalb erscheinen 500.000 Euro freies Kapital als sehr hohe Summe. Sollte sie demnach nicht auch für den Ruhestand und ein sorgenfreies Leben im Alter ausreichen?

Allerdings lautet die kurze Antwort auf diese Frage: nicht unbedingt. Es kommt nämlich auf den Finanzbedarf an. Dieser muss individuell ermittelt und mit allen zur Verfügung stehenden Vermögenswerten und Einkünften in Einklang gebracht werden.

Auch muss klar sein, ob das Geld ganz, teilweise oder gar nicht aufgezehrt werden soll. Davon hängt die Anlage- und Entnahmestrategie maßgeblich ab.

 

 

Schneller verbraucht als gedacht

Ein Rechenbeispiel: Wer einen zusätzlichen jährlichen Finanzbedarf von 30.000 Euro hat und dieses Geld aus seinem 500.000 Euro-Depot entnimmt, kommt damit knapp 17 Jahre aus – ohne die Inflation und Sonderausgaben einzurechnen.

Das kann also knapp werden, denn laut Sterbetafel 2019/2021 des Statistischen Bundesamtes beträgt die (Rest-)Lebenserwartung im Alter von 60 noch 21,66 Jahre bei Männern und 25,37 Jahre bei Frauen. Im Alter 80 sind es noch 8,09 Jahre (Männer) und 9,61 Jahre (Frauen).

Das durchschnittliche Renteneintrittsalter der Männer lag 2020 bei rund 64 Jahren, was in Kombination mit der weiteren Lebenserwartung bei Ruheständlern zu dem Ergebnis führt, dass unrentierliches Vermögen in Höhe von 500.000 Euro im Durchschnitt nicht ausreicht, um den gesamten Finanzbedarf zu decken.

 

Dividenden liefern Cashflows

Daher bedarf es einer Planung der Ausschüttung und eine Vermehrung des Vermögens, um den Ruhestand finanziell unabhängig genießen zu können. Letztlich sind Dividenden das beste und einzig kalkulierbare Instrument, um derzeit stabile Cashflows aus einem liquiden Portfolio zu generieren.

Die Zahlen sprechen für sich: Im DAX liegt die Dividendenrendite durchschnittlich bei ca. 2,5 bis 3,5 Prozent, wobei die Top-Titel Werte von rund fünf Prozent erreichen. Mit bestimmten Konzepten lassen sich also durchschnittliche Dividendenrenditen von vier bis fünf Prozent erzielen.

Die Dividendeneinnahmen liefern verfügbares Einkommen für Ausschüttungen. Quartal für Quartal.

 

Spagat zwischen Rendite und Risiko

Der Vorteil ist, dass dividendenstarke Unternehmen in der Regel als sogenannte Value-Werte auch Wachstumsperspektiven ohne riesige Drawdown-Gefahren aufzeigen und so einen belastbaren Spagat zwischen Rendite und Risiko herstellen.

Bei einer geschickten Strukturierung verlängert sich die Verfügbarkeit des Kapitals im Vergleich zur bloßen Entnahme deutlich. Generell ist eine Wertpapierstrategie für die Finanzplanung im Ruhestand immer vorzuziehen, zumal Aktien als Realvermögen in Zeiten mit viel Inflation einen weiteren positiven Aspekt aufweisen.

Die schlechteste Option ist natürlich, ohne Entnahmeplan und Anlagestrategie das Vermögen einfach zu verbrauchen. Abraten muss man ebenso von illiquiden Finanzprodukten wie Beteiligungen und vom Kauf einer Immobilie als Ruhestandsfinanzierung.

Durch die großen Preissprünge der vergangenen Jahre sind die Nettorenditen bei Immobilien gesunken. Dazu kommen der Verwaltungsaufwand und die Gefahr regelmäßiger Investitionen in die Substanz.

 

Gastautor Dyrk Vieten ist Sprecher der Geschäftsführung der unabhängigen Vermögensverwaltung ficon Vermögensmanagement GmbH in Düsseldorf.

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