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Swinging Wall Street – April 2010
Der April war richtungsweisend für die Märkte, denn in diesem Monat begann in den USA traditionell mit den Zahlen von Alcoa die Berichtssaison des heurigen Börsenjahres. Blickt man auf den Chart des S&P 500, erkennt man, dass derzeit eindeutig die Bullen das Kommando an der Wall Street haben, obwohl der Markt nun etwas zu konsolidieren scheint. Bald wird sich daher zeigen, ob der nachhaltige Ausbruch über die Höchstkurse im Bereich von 1.200 Punkten gelingt, oder ob die Notierungen wieder zurückkommen.

S&P 500 Tageschart
Die bisher in den USA veröffentlichten Quartalsberichte lagen meist über den Erwartungen der Analysten, und dieser Umstand lässt auf weiter steigenden Notierungen hoffen. Doch nicht alle Unternehmen konnten die Börsianer überzeugen, und darüber hinaus sorgten Betrugsvorwürfe bei Goldman Sachs für einen heftigen Kursrückgang in bei den Bank- und Finanztiteln. Auch die Griechenland Krise erzeugt Unsicherheit, bringt den Euro stark unter Druck, und daher ist derzeit bei aller Zuversicht im Hinblick auf eine wirtschaftliche Erholung große Vorsicht geboten.
Auch wenn der Gesamtmarkt in den letzten Monaten fast ständig nach oben lief, gab es bei den dahinter liegenden Einzeltitel teilweise anders geartete Kursverläufe und somit gute Chancen für Swingtrader. Ein interessantes Beispiel möchte ich Ihnen anhand des Charts von JP Morgan (Ticker: JPM) präsentieren. Dieses Unternehmen veröffentlichte seinen Quartalsbericht vorbörslich am 14. April, und die Notierungen schossen daraufhin nach oben. Doch die Freude der Markteilnehmer währte nicht lange, denn aufgrund der bereits angesprochenen Anschuldigungen gegen Goldman Sachs wurde auch JP Morgan mit in die Sippenhaftung genommen. Am 16. April brachen deswegen viele US Banken regelrecht ein, und diese Situation, die eine gute Gelegenheit für einen Swingtrade darstellte, möchte ich nun mit Ihnen besprechen.
Trader sind keine Investoren, dass muss man immer wieder betonen. Das bedeutet, dass wir uns nicht um die Fundamentaldaten eines Unternehmens kümmern. Wir reagieren einzig und alleine auf die Kursentwicklung, und da kann man bei JP Morgan einen handelbaren short Swing ausmachen. Diese Chance erkenne ich anhand von zwei Faktoren: 1) einen flüchtigen Blick auf das gesamte Chartbild und 2) durch einen genauen Blick auf die letzten Kerzen.

JP Morgan (Ticker: JPM) Tageschart
Der Kurs dieses Wertpapiers lief von Februar bis Mitte April steil nach oben, und am 15.4. wird bei dieser Aktie ein neues Hoch erreicht. Natürlich kann man als Trader nicht vorhersehen, wie die nachfolgende Kursentwicklung aussieht, aber die zuletzt ausgebildete Kerze repräsentiert einen klassischen Umkehrstab auf der short Seite, der vorbörslich meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Weil darüber hinaus auch das sonstige Chartbild passt, denke ich in diesem Fall an die Möglichkeit, die Korrektur zu handeln und somit einen Leerverkauf zu tätigen. Diese Entscheidung leite ich nur aus dem Kursverlauf ab. Ich lasse mich weder durch die kürzlich veröffentlichten positiven Zahlen des Unternehmens, noch durch die aufkeimenden Betrugsvorwürfe beim Mitbewerber Goldman Sachs beeinflussen.
Als duplizierbares Einstiegssignal dient mir in diesem Fall das Tief des Umkehrstabes. Wenn die Aktie am darauf folgenden Tag unter diese Notierung rutscht, wird die Position short eröffnet. Intraday geschieht das auch, und der Trade wird aufgrund der aktuellen Entwicklung etwas unter der angepeilten Kursmarke Vortagesteif bei 47,11 short eingegangen. Stopp 1 wird über dem Hoch des aktuellen Tages bei 47,77 platziert, und das Initialrisiko beträgt somit 1,40 %. In den nächsten Stunden geht es steil nach unten und die Aktie schließt an Tag 1 tiefrot.
Über die optimale Art, angelaufene Papiergewinne zu sichern, kann man natürlich geteilter Meinung sein. Manche Trader arbeiten mit Kurszielen, andere ziehen die Stopps nach bestimmten Parametern nach. Ich bevorzuge Zweiteres und verwende dazu, je nachdem ob es ein short oder long Trade war, das Hoch und Tief der nachfolgenden Kerzen. Beim Trade von JP Morgan ist man mit einer Gewinnsicherung am Vortageshoch ganze drei Handelstage short positioniert. Bis man schließlich ausgestoppt wird, brachte der Wert einen Profit von 1,95 R.
Resümee
Dieses Beispiel wurde von mir deswegen ausgewählt, weil es sehr schön den Umstand unterstreicht, dass man sich an den Märkten auf nichts verlassen kann. Der Quartalsbericht von JP Morgan war gut, dass steht außer Zweifel. Aber das heißt noch lange nicht, dass auch der Kurs der Aktie steigen wird. Niemand weiß, was die Zukunft bringt, und diese Aktie hat trotz guter Zahlen von ihren Höchstständen im April bis zu 12% verloren, weil das Börsenumfeld plötzlich und unvorhersehbar für die gesamte Branche sehr negativ wurde. Vergegenwärtigen Sie sich als Trader immer, dass Sie nur zwei Dinge kontrollieren können: sich selbst und das Risiko, dass Sie eingehen.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.tradingredaktion.at
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