Unter Wohneigentümern fehlt der Nachwuchs

Deutsches Institut für AltersvorsorgeEs mangelt an Nachwuchs für den Erwerb von Eigenheimen oder Eigentumswohnungen. Das stellt eine Studie der Berliner empirica AG fest, die im Auftrag der LBS Bundesgeschäftsstelle angefertigt wurde.

Dieser Studie zufolge zeigen die Trends im Alterslängsschnitt der westlichen Bundesländer, an welcher Stelle dieser Mangel entsteht: So sank die Quote in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen von fast 60 Prozent in den 1980er und 1990er Jahren auf mittlerweile nur noch knapp 50 Prozent. Parallel dazu hat sich die Quote der Älteren (70- bis 79-Jährigen) auf nahezu 60 Prozent verdoppelt.

“Oben” rücken also viele ältere Eigentümerhaushalte nach. “Unten” im Altersquerschnitt kommen aber weniger neue Wohneigentümer nach. Ähnlich sehe es im Osten Deutschlands aus, wenngleich durch den Aufholprozess nach der deutschen Wiedervereinigung der Nachwuchs erst seit 2008 zu “schwächeln” begann.

 

 

Gesamtdeutsche Quote könnte bald signifikant sinken

Hinter der Stagnation der gesamtdeutschen Wohneigentumsquote in den zurückliegenden Jahren standen demnach erhebliche Verschiebungen bei den einzelnen Alterskohorten.

“Durch die positiven Kohorteneffekte seitens der Rentnerhaushalte wurde die negative Entwicklung bei den Jüngeren lange Zeit kompensiert und vor allem verschleiert”, erklärt Studienautor Dr. Reiner Braun. “Aber jetzt, wo zunächst im Westen – zeitverzögert dann auch im Osten – die positiven Kohorteneffekte bei den Rentnern ausbleiben, schlagen die negativen Wirkungen der nachrückenden Generationen umso heftiger zu Buche.”

Daher befürchtet Braun, dass die gesamtdeutsche Wohneigentumsquote bald signifikant sinken könnte.

Weniger Familien – weniger Eigentümer

Weitere Faktoren kommen verstärkend hinzu. Zum einen die zunehmende Kinderlosigkeit. Zum anderen die Landflucht, die junge Menschen nach ihrem Umzug in eine sogenannte Schwarmstadt oft in die Mietwohnung zwingt. Nicht selten wirken diese beiden Faktoren sogar im Verbund.

Familien gelten als Stütze der Eigentumsbildung. Nach den Auswertungen der Empirica-Studie leben gut zwei Drittel der Paare mit Kindern im Eigentum, aber nur knapp die Hälfte aller gleichaltrigen, aber kinderlosen Paare. Seit Jahrzehnten gebe es immer weniger Familien und unter den Familien immer mehr Alleinerziehende, so Braun.

Für Kinderlose ist aber der Anreiz geringer, Wohneigentum zu erwerben. “Sie sind mobiler, wohnen seltener beengt oder sind noch zu jung”, beschreibt der Studienautor die Unterschiede. Alleinerziehenden wiederum fehlen in der Regel die finanziellen Mittel, um an Wohneigentum zu gelangen.

Hohe Preise in den Städten

Ähnlich wirkt sich auch die Bewegung vom Land in die Stadt aus. Ländliche Regionen und Kleinstädte haben erwartungsgemäß eine höhere Wohneigentumsquote. Viele junge Menschen zieht es aber wegen der Ausbildung oder Arbeit in die Schwarmstädte.

“Dort bleiben sie nicht nur länger oder öfter kinderlos, sondern finden in den Innenstädten auch weniger eigentumsfreundliche Wohnformen”, fügt der Studienautor hinzu. Viele vorhandene Angebote in attraktiven Quartieren wiederum kommen der hohen Preise wegen für junge Leute erst gar nicht in Frage. Außerdem müssen sie in den angesagten Städten mit den Kapitalanlegern konkurrieren, die für die Selbstnutzer die Preise nach oben treiben.

Bleibt der Status quo, steigt die Mieterquote

Wenn die Wohneigentumsquote wieder steigen soll, müssen die Rahmenbedingungen sich verändern. So das Fazit der Studie. Die demografischen Trends – weniger Familien, zunehmende Urbanisierung – befördern bei gleichbleibenden Voraussetzungen einen Anstieg der Mieterquote.

Als Stellschrauben werden niedrigere Bau- und Grundstückskosten, ein “beherztes Ausweiten” des verfügbaren Baulandes und eine Senkung der Transaktionskosten, vor allem der Grunderwerbssteuer genannt. Dann könnte es auch besser mit dem Nachwuchs unter den Wohneigentümern klappen.

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