WTI – kommt nun die Korrektur?

ActivTrades: Der Preis für ein Fass US-Rohöl der Sorte WTI (West Texas Intermediate) im August-Kontrakt an der Terminbörse NYMEX konnte zuletzt enorm zulegen. Allein seit dem Verlaufstief vom 21. Mai von 61,53 US-Dollar ging es bis zum jüngsten Hoch von 74,42 US-Dollar beinahe 13 US-Dollar je Fass aufwärts.

Bei so einem Aufwärtstempo kommt schon einmal die Frage nach einer Korrektur auf. Insbesondere das nun von der US-Regierung verabschiedete Infrastrukturpaket könnte den Rohölpreis in seiner gegenwärtigen Hausse empfindlich treffen.

Warum? Nun, weil die Biden-Administration das Infrastrukturpaket zu einem Anteil durch Rohölverkäufe aus der strategischen US-Rohölreserve gegenfinanzieren will.

Gegenfinanzierung des US-Infrastrukturpakets durch Rohölverkäufe?

Das Fact Sheet des Weißen Hauses vom 24. Juni 2021 soll hier als primäre Quelle dienen. Der Infrastrukturdeal umfasst beispielsweise die Ertüchtigung und den Ausbau des US-Straßennetzes und außerdem den Neubau und Reperaturarbeiten der vielen US-Straßen, Brücken, Highways und Interstates.

Außerdem soll das US-Strom-, Wasserleitungs- und Abwassernetz erneuert werden, sowie das Breitband ausgebaut werden. Zusätzlich will man 500.000 Ladestationen für Elektrofahrzeuge bauen und vieles mehr.

Das alles kostet viel Geld – für die hier zum größten Teil aufgelisteten Vorhaben wurden 579 Milliarden US-Dollar veranschlagt. Blickt man nun auf die genannten Gegenfinanzierungen, so findet man neben 5G-Auktionen und der Verwendung ungenutzter Hilfstranchen aus dem 2020 Covid-19-Hilfspaket der Regierung auch den Verkauf strategischer Ölreserven.

Strategische Ölreserve – die weltweit größte Erdölbevorratung

Die strategische Ölreserve der USA stammt noch aus der Zeit des OPEC-Ölembargos aus dem Jahr 1973 und wurde 1975 als Antwort auf die Ölkrise gebildet. Sie gilt als die bei weitem global größte Erdölbevorratung, die sich zum größten Teil in unterirdischen Salzkavernen entlang der Küste von Texas und Louisiana befinden.

Die „Strategic Petroleum Reserve (SPR)“ wird vom US-Ministerium für Energy (U.S. Department of Energy (DOE)) verwaltet. Die Strategische Ölreserve liegt auch geographisch hervorragend, denn im Umkreis finden sich rund die Hälfte der größten und wichtigsten Ölraffinerien in Texas und Lousiana.

Am 27. Dezember 2009 wies die Reserve mit einem Stand von 726,6 Millionen Fass einen Rekordstand auf. Mit dem Stand des 18. Juni 2021 lag der Pegel bei 623,9 Millionen Fass. In den letzten Monaten nahm die SPR damit bereits recht stark ab.

Sollte es nun zu weiteren Rohölverkäufen aus der SPR kommen, so könnte dies das Rohölangebot vor allem direkt in den USA sichtlich ausweiten und den Rohölpreis drücken.

WTI – der Blick in den Chart

Die Chartanalyse erfolgt am CFD auf den an der US-Terminbörse gehandelten WTI Light Sweet Crude August-Kontrakt im Tageschartbild. Anhand einer Fibonacci-Analyse wären Ziele für die Bullen und Bären näher zu ermitteln.

Diese Fibonacci-Analyse wäre am letzten für die Analyse relevanten Zwischenhoch des 08. März 2021 bei 67,95 US-Dollar auf das Zwischentief vom 23. März 2021 von 57,23 US-Dollar anzulegen.

Aufgrund dieses Kurverlaufs könnten dann die von der Plattform Activtrader erzeugten Fibonacci-Retracements und Fibonacci-Projektionen als Ziele zur Ober- und Unterseite herangezogen werden.

Die Widerstände fänden sich bei den Marken von 74,57 US-Dollar (161.80%) und 76,16 US-Dollar (176.40%).

Die Unterstützungen kämen bei 72,05 US-Dollar (138.20%), 70,47 US-Dollar (123.60%) und 67,95 US-Dollar (100.00%) in Frage. Weitere Ziele zur Unterseite lägen bei 65,43 US-Dollar (76.40%) und 63,85 US-Dollar (61.80%).

Der Blick auf den Relative-Strength-Index (RSI) verrät, dass der Markt sich bereits in einer technisch überkauften Lage befindet, die mit Werten jenseits der Marke von 70 Punkten indiziert wird.

WTI Light Sweet Crude August-Kontrakt Tageschart; Quelle: ActivTrader