Goldausblick auf das erste Quartal 2020

WisdomTree: Gold beendete das erste Quartal 2019 jedoch auf dem niedrigeren Stand von 1.290 USD/oz., da es aufgrund einer risikobereiten Stimmung erneut in den Hintergrund gedrängt wurde. Das kommt einem wie ein Déjà-vu vor, da es im vergangenen Jahr mehrfach zu dieser Situation gekommen ist. Kurz bevor die Aktienmärkte im Februar 2018 und im Dezember 2018 erschüttert wurden, waren die Goldpreise am Boden.

Doch die Marktvolatilität erinnerte die Investoren an die defensiven Eigenschaften von Gold. Ein deutlicher Unterschied, der sich aktuell abzeichnet, ist die Tatsache, dass die spekulative Positionierung in Gold-Futures nicht im Entferntesten so pessimistisch ist, wie dies im vierten Quartal 2018 der Fall war.

Dies zeigt, dass viele Investoren weiterhin an das Metall glauben. Auch die Zuflüsse in Gold-Exchange Traded Funds sind im Allgemeinen unverändert geblieben – die Investoren sind also nicht bereit, aus kurzfristigen Zuwächsen Gewinne abzuschöpfen, und warten auf den Eintritt von defensiven/Ereignisrisiken.

 

 

Aufwärtstrend für Gold zum Ende des Zinszyklus
Der Schatten eines heute schwachen Goldpreises führt zu einer relativ konservativen Prognose von 1.385 USD/oz. zum Ende des Prognosezeitraums (ausgehend von 1.290 USD/oz. zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels). Unseres Erachtens neigt sich die Risikobilanz in eine positive Richtung, da die weltweiten Währungseinrichtungen höchstwahrscheinlich das Ende ihrer Zinserhöhungsphasen erreicht haben.

Aufgrund des geringen Spielraums für Zinssenkungen ist es wahrscheinlich, dass die Zentralbanken im Fall einer weiteren wirtschaftlichen Erschütterung auf kreativere Instrumente zurückgreifen werden, wenn es soweit ist.

Angesichts der negativen distributiven Effekte der quantitativen Lockerung – die offensichtlich zu einer Preisanpassung bei Vermögenswerten führen, durch die Investoren, nicht Haushalte begünstigt werden – vermuten wir, dass die Zentralbanken unter dem Druck stehen werden, ihre Instrumente umzugestalten, wenn eine erneute Lockerung notwendig wird. Solche Experimente werden sich höchstwahrscheinlich positiv auf den Goldpreis auswirken. Gold profitiert in der Regel in Zeiten der Unsicherheit.

Quelle: WisdomTree Model Forecasts, Bloomberg Historical Data, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 31. März 2019.

Quelle: WisdomTree Model Forecasts, Bloomberg Historical Data, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 31. März 2019.

 

Ende der Zinserhöhungsphasen bereits in Renditen für US-Staatsanleihen eingepreist
Die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen sind bereits von über 3,1 % im Oktober 2018 auf 2,4 % kurz nach der letzten Sitzung des Federal Open Monetary Committee gefallen (und befinden sich zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels nahe 2,5 %). Das kürzere Ende der Zinsstrukturkurve für US-Staatsanleihen hat nur leicht nachgegeben, was zu einer Inversion der Zinsstrukturkurve geführt hat (zwischen drei Monaten und zehn Jahren).

Dies zeigt, dass sich die Sorge des Markts verstärkt auf das langfristige Wachstum konzentriert, anstatt auf die Einpreisung eines Umfelds niedrigerer Zinsen. Viele Kommentatoren kommen zu dem Schluss, dass sich aufgrund der Inversion der Zinsstrukturkurve eine wirtschaftliche Rezession abzeichnet.

 

 

Hierbei weisen wir darauf hin, dass sich Rezessionen, die auf Zeiträume einer inversen Zinsstrukturkurve folgen, erst nach mehr als einem Jahr manifestieren. In der Tat gibt es keine Garantie für eine Rezession. Im Gegenteil: Der US-Manufacturing-Index des Institute for Supply Management (ISM) und die globalen Einkaufsmanagerindizes (PMIs) scheinen frühe Anzeichen auf eine Stabilisierung zu signalisieren.

Unseres Erachtens könnten die Renditen von heute 2,5 % im ersten Quartal 2020 auf 2,75 % steigen, sobald wir die Talsohle im Wirtschaftswachstum durchschritten haben. Dadurch wird ein gewisser negativer Druck auf Gold ausgeübt.

Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 31. März 2019

Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 31. März 2019

 

Aufwertung des US-Dollars flaut voraussichtlich ab
Obwohl die Renditen für US-Staatsanleihen nach der letzten Sitzung der Fed fielen, legte der US-Dollar zu. Dies zeigt, dass die Zinsdifferentiale zwischen den USA und anderen Ländern nach Ansicht des Markts trotz der vorzeitigen Beendigung des Zinszyklus in den USA hoch bleiben werden.

Obwohl Europa, Japan und China unseres Erachtens von Ereignisrisiken betroffen sind, bezweifeln wir, dass diese Risiken höher ausfallen als in den USA. Deshalb haben wir unsere Zweifel, dass der US-Dollar gegenüber seinen wichtigsten Handelspartnern weiter deutlich steigen wird.

Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 31. März 2019

Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 31. März 2019

 

Allgemeine Erholung bei der Inflation
Obwohl wir keine starke, durch einen Nachfrageüberhang ausgelöste Inflation erwarten, weisen wir darauf hin, dass die Erholung bei den Energiepreisen, die erwartungsgemäß zu einer Erhöhung der Inflation insgesamt, wenn nicht gar im Kern, führen wird. Wir erwarten, dass die Preise für Öl und andere Energiequellen über einen Großteil des Jahres weiterhin anziehen werden, da die Organisation Erdöl-exportierender Länder (OPEC) für ein knappes Angebot sorgt – und das trotz eines fortgesetzten Wachstums in der Öl- und Gasförderung in den USA.

Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 31. März 2019

Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Daten verfügbar bis Schlusskurs vom 31. März 2019

 

Die spekulative Positionierung in Gold-Futures hat sich stark von den Tiefständen zu Beginn des vierten Quartals 2018 erholt. Aufgrund ausbleibender Erschütterungen und der guten Performance zyklischer Anlagen, konnte die Positionierung in Gold jedoch kein weiteres Momentum aufbauen.

In der Tat erhöhen wir unsere Prognosen für die Positionierung in dem Metall mit 120.000 Kontrakten netto long zum Ende des Prognosezeitraums nur leicht gegenüber den Ständen von heute. Darin spiegelt sich unsere neutrale Position wider – wir denken an keine konkreten Erschütterungen, die die Nachfrage nach Gold erhöhen könnten –, gleichzeitig sehen wir jedoch zahlreiche Risiken, gegen die sich die Investoren absichern sollten.

Trotz dessen, dass einige zyklische Indikatoren – wie die globalen Einkaufsmanagerindizes, US-Arbeitsmarktdaten und die Bestellungen von haltbaren Gütern – dem Anschein nach ihren Tiefpunkt erreicht haben, wird die Besorgnis der Investoren um eine steigende Verschuldung, Inversionen der Zinsstrukturkurve und die Zukunft der EU (und einen möglicherweise belastenden Austritt Großbritanniens) das Interesse der Investoren an defensiven Anlagen voraussichtlich aufrechterhalten.

In dem am 14. April veröffentlichten Frühjahrsbericht des Internationalen Währungsfonds kamen einige dieser Bedenken zur Sprache, die den aktuellen Optimismus bei zyklischen Anlagen Lügen strafen.

 

 

Alternative Szenarios
Wie nachfolgend zusammengefasst, haben wir auch alternative Szenarios für Gold entwickelt. Im Bärenszenario führt die Federal Reserve die eine Zinserhöhung in ihrem Plan für 2020 im ersten Quartal trotz einer verhaltenen Inflation durch. Dies treibt die Renditen für Staatsanleihen nach oben und der US-Dollar gewinnt an Wert, da sich die Zinsdifferentiale zwischen den USA und anderen Ländern ausweiten.

Die spekulative Positionierung in Gold geht zurück und spiegelt somit ein risikofreudiges Umfeld wider. In diesem Bärenszenario könnte Gold auf 1.195 USD/oz. fallen.

Im Bullenszenario für Gold könnte sich der Markt durch ein recht friedfertiges Verhalten der Fed auf eine lockerere Geldpolitik vorbereiten. Die Renditen für US-Staatsanleihen werden voraussichtlich sinken und der US-Dollar könnte abgewertet werden, wenn die USA das einzige Land sind, das sich durch eine gemäßigte Geldpolitik auszeichnet. Im Bullenszenario erhöhen wir die spekulative Positionierung in Gold-Futures auf 200.000 Kontrakte netto long – dies entspricht etwa dem Niveau zum selben Zeitpunkt im vergangenen Jahr.

Dies könnte die Besorgnis der Investoren über die nächste Runde geldpolitischer Experimente widerspiegeln. In diesem Bullenszenario könnte Gold auf 1.557 USD/oz. steigen.

Angesichts der Volatilität bei der spekulativen Positionierung im vergangenen Jahr bieten wir eine weitere Sensitivitätsanalyse zu dieser Variablen sowie zum USD-Wechselkurs. Wenn wir also zum Beispiel das Basisszenario des US-Dollarkorbs zum Ende des Prognosezeitraums auf 98 belassen, die spekulative Positionierung jedoch auf 200.000 Kontrakte netto long wie im Bullenszenario erhöhen, könnten es am Ende zu einem Goldpreis von fast 1.460 USD/oz. kommen.

 

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