Verletzte Barriere bei Bonus-Zertifikaten – Handlungsalternativen für Anleger

Die aktuellen Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten betreffen auch viele Inhaber von Bonus-Zertifikaten. Die deutsche Ratingagentur Scope meldete, dass bei 21 Prozent der in Deutschland handelbaren Bonus-Zertifikaten die Barriere verletzt wurde. Die Folge: Der Bonus-Mechanismus ist deaktiviert, das entsprechende Zertifikat verliert seinen eigentlichen Mehrwert gegenüber dem direkten Aktieninvestment. Für die Inhaber solcher Zertifikate stellt sich daher die Frage: Sollten sie das Produkt jetzt verkaufen oder weiter im Depot halten?

Die Markterhebung von Scope kann aber auch positiv gedeutet werden. Denn wenn bei 79 Prozent der Bonus-Zertifikate selbst bei den aktuellen Kurskapriolen kein Schwellenereignis eingetreten ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Wertentwicklung vieler Zertifikate in diesen Krisenzeiten besser ausfällt als diejenige ihrer Basiswerte. Portfoliomanager wären begeistert, wenn 79 Prozent der Publikumsfonds ihre Benchmark schlagen würden – das wäre ein großartiger Wert. Diese Argumentation wird unterstützt durch eine Auswertung des Deutschen Derivate Verbands (DDV). Der mit Unterstützung des Instituts für Zertifikateanalyse (IZA) berechnete Bonus-Zertifikate-Index zeigt sehr schön, dass gerade in der aktuellen Marktphase der Sicherheitspuffer von Bonus-Zertifikaten einen Teil der Kursverluste der Basiswerte auffangen kann. Während die Entwicklung seit Berechnung des Index meistens sehr ähnlich zum Basiswert EURO STOXX 50® verläuft, konnte sich der Bonus-Zertifikate-Index gerade am Höhepunkt der Finanzkrise Ende 2008 sowie seit Anfang des Jahres 2011 von seiner Benchmark absetzen.

Argumente für den Verkauf eines Bonus-Zertifikats mit verletzter Barriere

Für den unmittelbaren Verkauf eines Bonus-Zertifikats mit verletzter Barriere kann einiges sprechen. Denn die Enttäuschung über die entstandenen Kursverluste sollte bald wieder rationalen Überlegungen Platz machen. Denn Anleger können sich durch sinnvolles Agieren wieder neue Handlungsspielräume eröffnen. So kann das durch einen Verkauf frei gewordene Kapital neu angelegt werden und bekommt damit eine neue Chance, Renditen zu erwirtschaften, ganz gleich in welcher Anlageform. Demgegenüber würde das Kapital im Zertifikat gebunden bleiben und dort ohne die Aussicht auf Auszahlung des Bonusbetrags oder auf Dividenden lediglich die Chance auf eine spätere Kurserholung des Basiswerts haben. Denn nach dem Verletzen der Schwelle nehmen Anleger fortan lediglich eins zu eins an der Kursentwicklung des Basiswerts teil, ähnlich wie bei einem Direktinvestment ohne das Anrecht auf Dividendenzahlung. Insbesondere bei einer längeren Restlaufzeit des Zertifikats, z.B. über mehrere Monate oder Jahre, kann diese Kapitalbindung für Anleger zum Nachteil werden. Eine längere Restlaufzeit kann also bei einem Bonus-Zertifikat mit verletzter Barriere ein Argument für den zügigen Verkauf sein.

Bei einer Neuanlage des Geldes erhält sich der Anleger zudem die Möglichkeit, seine Risiken weiter aktiv zu steuern. Das kann durch das Umschichten in risikoärmere Anlagen, bis hin zum Sparbuch, geschehen oder auch durch ein Investment in ein neues Zertifikat, das dann etwa mit einem höheren Sicherheitspuffer ausgestattet sein könnte. Die Höhe der Investitionssumme wird durch das frei werdende Kapital bestimmt. Was dabei für ein neues Zertifikat spricht: Gerade im Umfeld eines Barrierebruchs ist die Volatilität des jeweiligen Basiswerts in der Regel besonders hoch. Das wiederum führt zu besonders attraktiven Chance-Risiko-Verhältnissen, da die Konditionen neuer Bonuszertifikate für Neueinsteiger besonders positiv erscheinen. Dies liegt daran, dass die in Bonus-Zertifikaten enthaltene Down-and-out-Put-Option im Umfeld von steigenden impliziten Volatilitäten (ceteris paribus) an Wert verliert. Dies wirkt sich auf die Konditionen des Bonus-Zertifikats positiv aus und wäre demnach als Vorzug einer Re-Investition in ein neues Bonus- oder auch Discountzertifikat zu werten.

Argumente, ein Bonus-Zertifikat zu behalten

Manchem Investor erscheint es vielleicht plausibler, ein Bonus-Zertifikat trotz gerissener Barriere im Depot zu behalten. Insbesondere die Aussicht, die aufgelaufenen Verluste zu realisieren – möglicherweise sogar auf dem Tiefpunkt – könnte sie abschrecken. Behalten Investoren dagegen solche Zertifikate, besteht die Chance, dass sich der Basiswertkurs bis zur Fälligkeit wieder erholt oder sogar über den Einstandspreis hinaus steigt. Damit würde das Zertifikat dessen Inhaber doch noch eine positive Rendite einbringen. Das widerspricht zwar dem oben genannten Argument der Kapitalbindung; manche Anleger könnte diese Handlungsalternative aber sinnvoller erscheinen. Auch bei dieser Betrachtung spielt die Restlaufzeit eine wichtige Rolle: Denn bei einer längeren Restlaufzeit sind die Chancen einer späteren Erholung des Basiswerts wohl größer als bei einer kurzen Restlaufzeit. Erwarten Anleger also innerhalb der verbleibenden Restlaufzeit eine solche Erholung, könnte für sie der Verbleib des Zertifikats im Depot eine sinnvolle Handlungsalternative sein.

Neben den Aussichten für den Basiswert gibt es auch Gründe in der Kursentwicklung des Zertifikats selbst, die für den Verbleib eines “gerissenen” Bonus-Zertifikats sprechen.

Denn die Wertentwicklung eines Bonus-Zertifikats während der Laufzeit ist nicht allein von dem Basiswertkurs abhängig. Weitere Faktoren wie beispielsweise die implizite Volatilität und das Dividenden- und Zinsniveau beeinflussen den Preis. Zudem steigt in der Regel der Kurs eines Bonus-Zertifikats mit wachsendem Abstand des Basiswertkurses von der Barriere, weil dann ein späteres Schwellenereignis immer unwahrscheinlicher wird. Solche Einflussfaktoren können dazu führen, dass ein Bonus-Zertifikat während seiner Laufzeit mit einem Aufgeld oder Abgeld gegenüber dem Basiswertkurs notiert. Aus dem Auf- oder Abgeld könnten Anleger also Argumente für den Verkauf oder Verbleib eines Bonus-Zertifikats mit verletzter Barriere ableiten.

Ein Beispiel: Notierte das betreffende Bonus-Zertifikat während der Laufzeit mit einem Aufgeld gegenüber dem Basiswertkurs, so würde dieses Aufgeld bei einer starken Abwärtsbewegung des Basiswerts und einem folgenden Barrierenereignis verloren gehen – Anleger würden also einen im Vergleich zur Aktie überproportionalen Verlust realisieren. Mancher Anleger könnte diesen Umstand zum Anlass nehmen, die Position auszusitzen und auf eine Kurserholung zu warten – auch wenn das Aufgeld nach einem Schwellenereignis nicht mehr aufgebaut werden kann. Der umgekehrte Fall könnte im Übrigen eher ein Argument für einen Verkauf des Zertifikats sein: Denn das Zertifikat wird auf Grund dieses Umstands einen geringeren Kursverlust aufweisen als der entsprechende Basiswert. Möglicherweise hat das Zertifikat aus Anlegersicht damit seine Schuldigkeit getan. Letztendlich erscheint auch hier die Restlaufzeit des betreffenden Wertpapiers als maßgebliches Kriterium für die Entscheidung.

Nicht zuletzt ersparen sich Anleger die für einen Verkauf anfallenden Transaktionskosten, wenn sie weiterhin im Zertifikat investiert bleiben. Ob sich Inhaber eines Bonus-Zertifikats mit verletzter Barriere für einen Verkauf oder Verbleib im Depot entscheiden, wird letztlich von der individuellen Marktmeinung und Risikoneigung abhängen. Klar ist nur: Eine eindeutige Empfehlung kann es hier nicht geben.

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