Crashkurs fundamentale Analyse
Die wichtigsten Kennzahlen der fundamentalem Analyse
Wenn Sie mit Aktien handeln, dann nutzen Sie ein bestimmtes Verfahren, um Ihre entsprechenden Aktien auszuwählen. Niemand verlässt sich hier auf den Zufall und würfelt beispielsweise die Wertpapierkennnummer aus oder lässt den berühmten Schimpansen mit Dartpfeilen auf eine Kursliste werfen.
Der Handel hat immer Methode. Gerade unerfahrene Anleger verlassen sich hier gerne auf Tipps oder positive Berichterstattung, die sie kostenlos im Internet erhalten.
Sie werden keinen professionellen Anleger treffen, der seine Entscheidungen alleine aufgrund von Tipps oder Artikeln fällt. Profis greifen auf Analysetechniken wie die der Fundamentalanalyse zurück.
Warren Buffett – Die lebende Legende
Vielleicht haben Sie den Namen Warren Buffett schon einmal gehört. Dieser nette ältere Herr wird derzeit als drittreichster Mann auf Erden geführt. Seine Milliarden hat er über seine Investment-Firma, die Berkshire Hathaway gemacht. Das ist ein etwas komischer Name.
Ursprünglich war die Berkshire Hathaway eine marode Textilfabrik, die der junge Buffett scheinbar preisgünstig erwarb. Über die Zeit strickte er sich daraus seine Investmentgesellschaft, denn im Investieren hatte er ein größeres Talent als im Textil-Management.
Das lag daran, dass er bei einem der größten Investoren aller Zeiten, Professor Benjamin Graham, studierte und sich zu seinem besten Schüler entwickeln sollte. Außerdem war die Berkshire Hathaway zum damaligen Zeitpunkt ein richtiger Nebenwert an der Börse und wurde für um die 10 Dollar gehandelt.
Das war Mitte der Sechziger Jahre. Gut vierzig Jahr später, in 2007, notierte dieselbe Aktie zeitweise oberhalb von 150.000 Dollar. So viel zur Geschichte.
Sie fragen sich berechtigt, wie das möglich gewesen ist. Nun, besagter Herr Buffett investiert – und das erfolgreich. Die Berkshire Hathaway ist im Mittleren Westen der USA, in Omaha, Nebraska, beheimatet, hat 19 Angestellte und einen Umsatz von über 100 Milliarden US-Dollar jährlich. Ein beeindruckendes Unternehmen.
Dieser Erfolg war möglich, da Warren Buffett die Fundamentalanalyse beherrscht wie kein zweiter. Er nennt diesen Ansatz auf englisch Value Investing.
Hier geht es darum, den wahren Wert eines Unternehmens genau zu ermitteln und danach festzustellen, wie dieser im Verhältnis zum Aktienkurs steht. Ist der Aktienkurs im Verhältnis zum inneren Wert günstig, dann wird gekauft. So viel zur Theorie.
Das KGV
Man spricht hier auch davon, dass ein Unternehmen am Markt entweder unter- oder überbewertet ist. Das haben Sie sicherlich schon einmal gehört. Als einfaches Beispiel können Sie sich vorstellen, dass ein Unternehmen Anlagen von 100 Millionen Euro Wert besitzt. Dies können beispielsweise Maschinen für die Herstellung von Wellblech sein, weil das Unternehmen auf eben dies spezialisiert ist.
Wenn nun zeitgleich die gesamte Marktkapitalisierung des Unternehmens lediglich 80 Millionen Euro beträgt – alle Aktien zum aktuellen Kurs zusammengerechnet – dann könnten Sie das Unternehmen in seiner Gänze erwerben beziehungsweise übernehmen und anschließend die Anlagen verkaufen. Dann hätten Sie nette 20 Millionen Gewinn.
In der Realität stellt sich dies natürlich schwieriger dar, aber Fakt ist, dass es immer wieder Unternehmen in einer solchen Situation gibt. Genau auf diese hat es Warren Buffett seit jeher abgesehen und mit ihm all die Anhänger der Fundamentalanalyse.
Als fundamentaler Analyst sind Ihnen vor allem die Geschäftszahlen wichtig, denn aus diesen geht hervor, wie sich das Unternehmen wirtschaftlich schlägt. In Relation zum Aktienkurs kann so eine Unterbewertung festgestellt werden.
Eine beliebte Kennzahl ist hier das so genannte Kurs-Gewinn-Verhältnis, abgekürzt mit KGV. Dazu brechen Sie den Jahresgewinn des Unternehmens herunter auf die einzelne Aktie, den Gewinn pro Aktie – und setzen diesen in das Verhältnis zum Kurs. Die Formel lautet:
KGV = Aktueller Kurs / Gewinn pro Aktie
Ein KGV im einstelligen Bereich wird hier grundsätzlich als günstig betrachtet. Es variiert jedoch von Branche zu Branche. Eine Apple-Aktie ist beispielsweise aufgrund der hervorragenden Aussichten und dominanten Situation in manchen Märkten mit einem KGV von über 20 noch moderat bewertet. Zumindest hält dies den Kurs offenbar nicht vom weiteren Steigen ab.
Auf der anderen Seite ist die Kursperformance der RWE-Aktie trotz eines einstelligen KGVs enttäuschend, da die Zukunft am deutschen Energiemarkt etwas unsicher ist. Auch ist es nicht förderlich, wenn trotz eines niedrigen KGVs gerade ein Korruptionsskandal oder Vergleichbares beim betrachteten Unternehmen aufgedeckt wurde.
Weitere Kennzahlen
Fundamentalanalysten greifen außerdem auf weitere Kennzahlen wie das KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis) oder die Dividendenrendite zurück, wenn sie an regelmäßigen Ausschüttungen interessiert sind.
Hier könnte eine RWE-Aktie sogar wieder interessant sein, denn aktuell gibt es hier über sechs Prozent an Dividendenrendite. Bleibt diese Zahl so hoch, dann können Sie sich schnell ausrechnen, bei welcher Haltedauer sich Ihr Investment vollständig amortisiert hat (12 Jahre).
Wichtig ist, dass fundamentale Analysten kaum Wert auf das Einstiegs-Timing legen und quasi ausschließlich auf die Zahlen achten. Dies geht damit einher, dass sie dem sorgfältig erwählten Investment eine langfristige Haltedauer zugrunde legen. 12 Jahre sind hier alles andere als untypisch.
Sie möchten langfristig vom Wachstum des ausgewählten Unternehmens profitieren. Sofern dann die Bewertung der Aktie ins andere Extrem schlägt, wenn diese irgendwann per KGV sehr hoch ist, dann wird verkauft.
Dies kann passieren, wenn die Gewinne des Unternehmens schwinden oder wenn ein Börsenboom die Aktienpreise in luftige Höhen treibt. Hier machen die Value-Investoren dann Kasse. Auch hier richten sie sich jedoch strikt nach den Zahlen.
Es gibt eine Fülle an Lektüre zu diesem Thema. Der berühmteste Vertreter der Fundamentalanalyse hierzulande war übrigens André Kostolany. Der hier vorgestellte Crashkurs sollte Ihnen vor allem zeigen, wie fundamentale Analyse der Idee nach funktioniert.
Neben der fundamentalen Analyse existiert die technische Analyse, die sich ausschließlich auf die Charthistorie einer Aktie beruft. Ihr ist die Bewertung einer Aktie egal, denn sie versucht, aufgrund statistischer Muster optimale Zeitpunkte zum Ein- und Ausstieg festzulegen. Der Insider-Alarm nutzt übrigens beide Analysemethoden in Kombination.
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