Europäische Aktien können nach wie vor eine Outperformance erzielen: Potenzial bei den Sektoren IT, Healthcare und Basiskonsumgüter
Auch wenn die Zollpolitik unter Trump weiter für Unsicherheit sorgt, halten wir an unserer dargelegten Einschätzung fest, dass europäische Aktien in diesem Jahr eine Outperformance erzielen werden. Das Gewinnwachstum in Europa wird weiterhin durch die synchronisierte geld- und fiskalpolitische Lockerung gestützt, welche die Binnennachfrage und die Gewinne der IT- und Verteidigungsindustrie sowie des Finanzsektors ankurbeln wird. Darüber hinaus dürften Trumps jüngste Äußerungen, ähnlich wie „gegenseitige“ Zölle, eine Verhandlungstaktik sein.
Die Zölle für EU-Waren werden sich wahrscheinlich in der Nähe der globalen Norm von 10% und für Autos bei 25% einpendeln.
Nach Jahren der Underperformance führen europäische Aktien 2025 die globale Aktienrendite an.
Und unserer Ansicht nach werden sie diese Position so schnell nicht wieder abgeben.
Anlegern kann man ihre Skepsis nachsehen. Schließlich hat der breite europäische Markt (STOXX Europe 600 Index) in den letzten 15 Jahren gegenüber seinem US-Pendant (S&P 500 Index) in lokaler Währung um satte 296% und in US-Dollar um über 300% unterdurchschnittlich abgeschnitten.
Es braucht also entweder Mut oder Leichtsinn, um zu behaupten, dass es jetzt anders sein könnte.
Nun, vielleicht ist es anders.
Schließlich sind europäische Aktien in den ersten viereinhalb Monaten des Jahres 2025 um 8,5% gestiegen und liegen damit deutlich vor dem mageren 1,1% des S&P 500.
Geldpolitische Rahmenbedingungen in Europa besser als in den USA
Aus makroökonomischer Sicht profitiert Europa von mehreren zukunftsweisenden konjunkturellen Vorteilen.
Erstens konnte die Europäische Zentralbank (EZB) nach der niedrigeren Inflation im letzten Jahr ihre geldpolitische Lockerung im Jahr 2025 fortsetzen – im Gegensatz zur US-Notenbank. Infolgedessen liegt der Leitzins in Europa nun bei 2,25% und damit ganze zwei Prozentpunkte unter dem Niveau in den USA.
Kreditnehmer in Europa profitieren derzeit von einem realen (inflationsbereinigten) Zinssatz von null Prozent, der ebenfalls rund zwei Prozentpunkte unter dem Niveau in den Vereinigten Staaten liegt.
Kurz gesagt: Die geldpolitischen Rahmenbedingungen sind in Europa derzeit deutlich günstiger als in den Vereinigten Staaten.
Zweitens hat die Kombination aus der Bedrohung der europäischen Souveränität durch Russland und der Ambivalenz der USA in Fragen der globalen Sicherheit die europäische Fiskalpolitik zum Handeln veranlasst.
Die diesjährigen Wahlen in Deutschland spiegelten eine in ganz Europa zu beobachtende Stimmungsänderung wider, die eine Erhöhung der Kreditaufnahme und der Ausgaben befürwortet, um den militärischen, energiepolitischen und nationalen Sicherheitsbelangen Europas gerecht zu werden.
Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die Veränderung des strukturellen Haushaltssaldos in Deutschland in den nächsten zwei Jahren einen fiskalischen Impuls in Höhe von 1,6% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und in Frankreich von 0,8% des BIP ausmachen.
Die entsprechende Schätzung des IWF für die USA beläuft sich auf einen fiskalischen Bremseffekt in Höhe von -1,4% des BIP.
Einfach ausgedrückt scheint die zyklische Unterstützung durch geld- und fiskalpolitische Maßnahmen nun eine Beschleunigung des europäischen BIP-Wachstums gegenüber den USA in den nächsten 18 Monaten zu begünstigen.
Prognose: Zweistelliges Gewinnwachstum
Und wo das Wirtschaftswachstum hingeht, folgen in der Regel auch die Unternehmensgewinne.
Nach einem miserablen Jahr 2024, in dem die europäischen Gewinne (MSCI-Basis) zurückgingen, sind die Analysten nun optimistischer und prognostizieren für dieses und das nächste Jahr ein zweistelliges Gewinnwachstum.
Unterdessen sinken die Gewinnschätzungen für den S&P 500 für 2025.
Die von FactSet zusammengestellten Zahlen deuten auf ein Gewinnwachstum von 9,0% für das Gesamtjahr hin, was leicht unter den europäischen Gewinnprognosen liegt.
Auch die Bewertungen sprechen für Europa. Ein Vergleich der für das nächste Jahr erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) macht deutlich, dass der S&P 500 mit einem Vielfachen von 20,2 gehandelt wird, während das KGV des STOXX Europe 600 Index nur bei 14,2 liegt.
Zwei weitere Faktoren könnten die Waage zugunsten Europas ausschlagen lassen.
Erstens bieten europäische Aktien Ertragschancen, sowohl durch eine höhere Dividendenrendite (3,2% gegenüber 1,4%) als auch durch einen höheren Anteil dividendenstarker Aktien (93% gegenüber 75%) als am US-Aktienmarkt.
Sollte sich das globale Wachstum im Laufe des Jahres verlangsamen, könnten Ertragschancen für viele Aktienanleger in den Vordergrund rücken.
Und schließlich gibt es noch den „X-Faktor“.
Für Anleger, die angesichts der unberechenbaren innen- und außenpolitischen Lage in den USA nervös werden, könnten europäische Aktien eine Möglichkeit bieten, sich von den spezifischen politischen Risiken in den USA zu diversifizieren.
Das ist zwar ein neuartiger Gedanke, der jedoch Gewicht haben könnte, zumal Anleger in diesem Jahr zeitweise gleichzeitig Kursverluste bei US-Aktien, Anleihen und dem Dollar hinnehmen mussten.
Wie Anleger von dem gegenwärtigen Szenario profitieren können
Zu den bevorzugten Sektoren unserer Experten zählen Informationstechnologie, Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter.
In den europäischen Märkten finden sich mehrere dieser Themen ebenfalls wieder.
Ein Großteil der fiskalischen Impulse in Europa wird in die Bereiche Verteidigung und Sicherheit fließen, was im Hinblick auf die moderne Kriegsführung intelligente Waffen und nationale Sicherheitssysteme von Technologieunternehmen bedeutet.
Europa dürfte auch weiterhin stark in die Energieinfrastruktur, einschließlich Speicherung und Übertragung, investieren.
Und wie bereits erwähnt, dürften Unternehmen mit starken und nachhaltigen Dividenden, darunter auch solche aus dem Bereich Basiskonsumgüter, gefragt sein.
Schließlich bieten Finanzwerte, sofern der Euro stark bleibt (US-Dollar schwach), was die Gewinne europäischer Aktien mit größerer Marktkapitalisierung durch negative Wechselkurseffekte beeinträchtigen könnte, Möglichkeiten, an der zugrunde liegenden Wachstums- und Gewinnerholung in Europa teilzuhaben.
Welche Risiken gibt es?
Die Outperformance Europas ist nicht gesichert.
Wie im März/April zu beobachten war, drücken Unsicherheitsspitzen die Aktienkurse weltweit.
Daher stellen ein erneuter Ausbruch von Handelskonflikten oder geopolitische Turbulenzen klare Risiken für unsere Einschätzung dar.
Alle Aktienmärkte könnten auch durch einen weiteren starken Anstieg der globalen Staatsanleiherenditen gefährdet sein.
Die fiskalische Expansion in Europa, die Unfähigkeit der USA, ihre hohen Haushaltsdefizite einzudämmen, und die höchste Inflationsrate in Japan seit einer Generation üben weltweit Aufwärtsdruck auf die langfristigen Zinsen aus.
Schließlich hängen die Gewinne europäischer Unternehmen von globalen Faktoren ab, sodass eine ausgeprägte Dollarschwäche (d. h. eine Eurostärke) sich über schwächere Umrechnungseffekte bei den Auslandsgewinnen und eine geringere Wettbewerbsfähigkeit der Exporte negativ auf die Unternehmensgewinne in Europa auswirken würde, was nur teilweise durch niedrigere Importkosten ausgeglichen würde.
EuroStoxx50 Index Chart
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Franklin Templeton Investments ist eine Investmentgesellschaft mit Hauptsitz in San Mateo, Kalifornien. Das Unternehmen ist in mehr als 30 Ländern vertretenDas verwaltete Vermögen beträgt rund 1,5 Billionen USD.
Anlageschwerpunkte sind globale Growth- und Value-Aktieninvestments, intern...