Tipps zur Senkung der steigenden Marktdatenkosten

Riesige Mengen an Daten erobern und überschwemmen die Welt. Das gilt für alle Branchen und Lebensbereiche. Nach einer Schätzung von 2019 soll die Menge der erzeugten digitalen Informationen in diesem Jahr 44 Zettabyte erreichen – eine Zahl, die viermal höher liegt als die Anzahl der Sterne im für uns sichtbaren Universum.

Auch in der Online-Trading-Branche ist dieser Trend zu beobachten. Früher waren die Kosten für die Beschaffung, Verwaltung und Speicherung von Marktdaten so geringfügig, dass sie in der Geschäftsstrategie der meisten Broker kaum eine Rolle spielten. Doch heute sprießt eine ganze Industrie aus dem Boden, die die Broker bei der Optimierung dieses entscheidenden Geschäftsfaktors unterstützt.

Der Grund liegt in dem Wandel, den die Forex-Branche (FX) in den vergangenen Jahren durchlebt hat. Beobachtern fällt vielleicht auf, dass viele etablierte Marken versuchen, das „FX“ in ihrem Namen loszuwerden, um es durch „Märkte“ zu ersetzen.

Vor mehr als einem Jahrzehnt unternahmen sie die ersten Ausflüge in Trading-Bereiche, die über die gängigen Haupt- und Exotenwährungspaare hinausgingen. Sie erweiterten ihr Angebot um Edelmetalle und Rohstoffe, dann folgten Aktien, Indizes, Futures, Bonds und in jüngster Zeit auch Kryptowährungen und ETFs. Mit jeder neuen Assetklasse musste ein ganzes Paket neuer Wertpapierkürzel integriert, übertragen und gespeichert werden.

 

 

Der Trend zu verschiedenen Assets, der damit verbundene Popularitätsschub, das Wachstum der Branche selbst und die Entwicklungen in der Algorithmik und im Hochfrequenzhandel – all diese Faktoren haben die Datenmenge, die ein Broker bewältigen muss, um ein Vielfaches erhöht. Auch die Kosten dieser Daten wurden durch die Zunahme an Finanzinstrumenten, Tradern und Transaktionen in die Höhe getrieben.

An dieser Stelle kommen die Datenanbieter ins Spiel: Ihr Kerngeschäft besteht darin, die Daten in einer komprimierten, verwertbaren Form bereitzustellen – eine Leistung, auf die die Broker angewiesen sind. Warum und in welchen Punkten das Management der gelieferten Daten häufig ineffizient ist, erfahren Sie in den folgenden Absätzen.

 

Regelmäßige Audits

Die aktuelle Flut an Marktdaten zwingt viele Broker dazu, zumindest einen Teil ihrer betrieblichen Ressourcen für das Marktdatenmanagement zu reservieren. Zwar mag es widersinnig erscheinen, dass ein Broker, der seine Kosten senken möchte, Extraressourcen für Marktdaten bereitstellen soll.

Doch Sie können keinen Kostenfaktor optimieren, ohne sich die Zeit zu nehmen, das Wie und Warum der entstandenen Ausgaben zu verstehen – insbesondere dann, wenn es um einen so kritischen Bereich wie Marktdaten geht. Das Marktdatenmanagement sollte in jedem Brokerhaus Teil der Gesamtstrategie sein.

Das beinhaltet auch, dass Sie regelmäßige Nutzungsprüfungen durchführen. So können Sie herausfinden, welche Anbieter für Ihr Geschäft eine wichtige Rolle spielen, wer seine Preise erhöht hat und welche Alternativen auf dem Markt vorhanden sind.

Gibt es Überschneidungen zwischen Ihren Anbietern? Wenn ja, sollten Sie diese Redundanzen unbedingt identifizieren. Bezahlt Ihr Unternehmen für Angebote, die es nicht braucht und nicht nutzt? Sparen Sie mit langfristigen Verträgen wirklich Geld oder blockieren sie Sie? Da sich der Markt so schnell verändert, könnten flexible Anbieterbedingungen einen Wettbewerbsvorteil darstellen.

 

Bestand optimieren

Sie wissen nun, welche Daten Sie von welchem Anbieter bekommen; doppelte oder unnötige Informationen haben Sie eingespart. Jetzt sollten Sie die Daten, für die Sie zahlen, optimal nutzen. Viele Broker streamen nach wie vor Rohdaten, wodurch zusätzliche Kosten entstehen.

Doch durch die Nutzung von Kompressionsalgorithmen lassen sich Daten-Feeds miteinander vergleichen und Kursausschläge, die sich innerhalb eines bestimmten Prozentsatzes bewegen, herausfiltern. So erzielen Sie mit großer Wahrscheinlichkeit einen höheren Mehrwert mit den gekauften Daten.

Zudem verbessern sie das Trading-Erlebnis Ihrer Kunden. Denn: Kursausschläge haben – auch bei der besten Planung – für die meisten Trader verheerende Folgen und lösen unnötige Limit- oder Stop-Loss-Orders aus, obwohl sich der Trend nicht grundlegend verändert hat.

 

Servicekosten

Die größten Einsparungen lassen sich bei den Kosten der Marktdatenabonnements erzielen. Hier existieren kompetente Anbieter, mit deren Technologien Sie Ihre Kosten drastisch senken können. Sie sind in der Lage, Daten bereitzustellen, die an die Original-Echtzeitdatenstreams der Börse sehr nahe herankommen.

Damit lassen sich die Transaktionskosten massiv senken, denn mit dieser Methode werden abgeleitete Daten verwendet, die nicht zur Wiederherstellung von Original-Tickdaten genutzt werden können.

Darüber hinaus ermöglicht ein Drittanbieter häufig eine bessere Kontrolle über die Tickersymbole, für die Sie bezahlen. Die Produktpakete der meisten großen Player sind recht unflexibel und beinhalten das Abonnement einer Mindestanzahl von Symbolen, von denen manche für die Trader gar nicht interessant sind.

Bei modernen Anbietern dagegen können Sie sich eine eigene Auswahl zusammenstellen und nur die gewünschten Kürzel herauspicken. Gebühren bezahlen Sie ausschließlich für diese.

 

Speicherkosten

Das Wissen der Privatanleger wird immer umfangreicher; auch ihre Analysekompetenzen nehmen zu. Umso wichtiger ist es für sie, Zugang zu einer korrekten Kurshistorie zu haben. Wie weit diese geht, hängt in der Regel vom IT-Budget ab – doch auch das muss nicht unbedingt der Fall sein.

Ein kompetenter Marktdatenanbieter kann seine Angebote auf die Anforderungen Ihrer Trader zuschneiden: Etwa historische Kursdaten, die bei Bedarf gestreamt werden können, oder detaillierte Market-Replay-Daten für anspruchsvolle Kunden, die Backtests durchführen und ihre Trading-Bots optimieren möchten.

 

 

Übertragungskosten

Auf die Übertragungskosten haben Retail-Broker meist keinen Einfluss, da sie bei der Nutzung einer Fremdanbieterplattform keine Kontrolle über die Art und Weise der Datenverteilung erlangen. Doch es gibt verschiedene technische Tricks zur Optimierung der Übertragungskosten, die von den existierenden Plattformanbietern mit unterschiedlichem Erfolg eingesetzt werden.

Algorithmen zur Reduktion und Löschung von Quotes durchforsten beispielsweise die Tickdaten und glätten den Datenstrom, indem sie doppelte Ticks zurückhalten, abgelaufene Quotes löschen und zudem die Bandbreite berücksichtigen. So bleibt nach der Quote-Reduktion des eingehenden Datenstreams „aabbbabc“ nur noch „ababc“ übrig.

Die an den Kunden weitergeleiteten Daten gleichen den echten Marktdaten. Der einzige Unterschied besteht darin, dass Dubletten und redundante Quotes entfernt wurden. Auf diese Weise lassen sich dringend benötigte Bandbreitenkapazitäten freisetzen und Latenzzeiten verringern, insbesondere in Zeiten hoher Volatilität.

Eine weitere Methode zur Optimierung der Übertragungskosten ist die Delta-Kodierung. Statt den gesamten Datenstrom unverändert und mit Redundanzen zu übermitteln, werden die Datenstreams hierbei in Form von Differenzen (oder Deltas) zwischen sequenziellen Werten übertragen und gespeichert.

Durch die Delta-Kodierung wird nur die Abweichung zwischen den Werten gesendet und gespeichert. Die Kursticks „211, 213, 216, 214, 215“ werden durch die Delta-Kodierung also auf „1, 2, 3, -2, 1“ reduziert. Indem lediglich die Differenzen kommuniziert werden, lässt sich mit der Delta-Kodierung die Anzahl der zur Versendung und Speicherung historischer Marktdaten benötigten Bits reduzieren.

Für etablierte Marktteilnehmer sind Optimierungen in diesem Bereich nur in zwei Fällen relevant: Wenn Sie dabei sind, Ihre aktuelle Plattformstrategie zu überdenken – oder wenn Sie bereits einen Anbieter haben, der großen Wert auf die Anpassbarkeit seiner Lösungen legt und gemeinsam mit Ihnen an der benötigten Effizienz arbeiten möchte.

Als Newcomer verfügen Sie über ein sehr viel breiteres Spektrum an Möglichkeiten, als es die Broker noch vor zehn Jahren hatten. Allerdings sollten Sie sehr sorgfältig abwägen, ob Sie den Zeit- und Kostenaufwand investieren wollen, den eine Neuentwicklung einer proprietären Plattform erfordert. Eine Alternative hierzu stellt die Zusammenarbeit mit einem Fremdanbieter dar, der bereit und erfahren genug ist, seine Produktlinie an Ihre Anforderungen anzupassen.

 

Über den Autor Evgeny Sorokin, Head of R&D bei Devexperts

Evgeny Sorokin ist Leiter der R&D-Abteilung bei Devexperts, einem Entwickler von Handelsplattformen und Finanzmarktdaten-Lösungen für private und institutionelle Kunden. Er verantwortet die Entwicklung und Durchführung verschiedener Projekte für den Finanzmarkt, bei denen es sich meist um Lösungen für das Trading- und Vermögensmanagement handelt. Bevor er zu Devexperts wechselte, arbeitete er bei verschiedenen Hightech-Unternehmen wie Quotix, (einer Tochtergesellschaft von FxPro), Spotware Systems und Intel Corporation. Vor seiner Tätigkeit im finanztechnologischen Bereich entwickelte Evgeny Sorokin Software für Telekommunikation, Kartographie, Frachtmanagement, Buchhaltung, Vertrieb und Marketing. Seine Stärke liegt in seinem umfassenden Wissen über technologische Trends und Innovationen sowie deren Implementierung in den Entwicklungsprozess

 

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