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Länder auf dem Sprung

Der Economist stellte im September vergangenen Jahres die provokante Frage, ob es nicht sinnvoll sei den Begriff „Emerging Markets“ in Rente zu schicken. Vor dem Hintergrund, dass die meisten Menschen nicht genau wissen, was damit gemeint ist, erscheint eine Begriffserklärung und eine geschichtliche Einordnung sinnvoll.

Was heißt „Emerging Markets“?

Die deutschen Übersetzungsvorschläge des englischen Begriffs „Emerging Markets“ sind Schwellenländer, Neue Märkte, Märkte der Schwellenländer oder Wachstumsmärkte. Gemeint sind Länder, die sich in einem Zwischenstadion zwischen Entwicklungsland und Industrienation befinden. Traditionell ist ein Schwellenland noch ein Entwicklungsland, aber mit ökonomischen Merkmalen wie starkes Wirtschaftswachstum, steigendes Pro-Kopf-Einkommen sowie Verschiebung von Agrarwirtschaft zur Industrialisierung. Ein Schwellenland befindet sich in einer Umbruchphase und ist gekennzeichnet durch einen Umbau der Wirtschaftsstrukturen.

Eingruppierung der Länder

Verschiedene Organisationen, zum Beispiel Weltbank, OECD und IWF, erstellten in den vergangenen Jahrzehnten Listen mit Schwellenländern. Dennoch gibt es keine verbindliche Kategorisierung für Schwellenländer, ihre Zahl schwankt zwischen 10 und 30. Die Festlegung, ob ein Land ein Schwellenland ist, ist stark politisch geprägt. Bisher fehlen allgemeingültige, messbare und akzeptierte Normen, was eine Länder-Zuordnung erschwert. Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) kategorisieren jeweils zehn Länder als Schwellenländer: die Volksrepublik China, Indien, Brasilien, Russland, Südafrika, Mexiko, Malaysia, die Philippinen, Thailand und die Türkei. Die OECD weist hingegen wesentlich mehr Länder als Schwellenländer aus. Aber kann diese Liste überhaupt noch korrekt sein?

Denn zumindest für China trifft der Begriff „Emerging Markets“ oder Schwellenland als viertgrößte Industrienation der Erde eigentlich nicht mehr zu.

Historie „Emerging Markets“

Ein Blick auf die Historie des englischen „Emerging Markets“ verdeutlicht den Ursprung des viel verwendeten Begriffs. Das englische Wort für Schwellenland stammt aus den 1970er Jahren und lautete damals „Newly Industrializing Economies“. Ursprünglich waren damit die aufstrebenden asiatischen Länder gemeint, die Bedeutung hat sich aber zunehmend auch auf andere Länder ausgedehnt. Zehn Jahre später tauchte dafür im Englischen ein neuer Begriff auf: „Emerging Markets“. Erfunden wurde dieser 1981 von Antoine van Agtmael, der einen „Third-World Equity Fund“ auf den Markt bringen wollte. Die anfangs negative Resonanz auf den neu aufgelegten Fonds führte van Agtmael auf den wenig positiven Begriff „Third-World“ zurück. Der Begriff „Emerging Markets“ war geboren, denn er drückte für ihn mehr Fortschritt, Dynamik und Auftrieb aus. In den späten Achtzigern bis zur Asienkrise 1997/98 bekamen die schnell wachsenden Volkswirtschaften Südasiens den Titel „Tigerstaaten“. Hierzu zählten die Länder Südkorea, Taiwan und Singapur sowie Hongkong. Später kamen die „Pantherstaaten“ Indonesien, Malaysia, Thailand und die Philippinen hinzu. Hauptkennzeichen dieser Staaten war das hohe Wirtschaftswachstum, mit dem sie von Entwicklungsländern zu Industriestaaten wurden. Die dabei gezeigte hohe Dynamik erinnerte an die kraftvolle Energie einer Raubkatze, die zum Sprung ansetzt.

„Emerging Markets“ heute

Im Jahr 2001 kreierte Jim O’Neill, Chefvolkswirt von Goldman Sachs, den nächsten Begriff für die aufstrebenden Volkswirtschaften von Brasilien, Russland, Indien und China: BRIC – ein Akronym, ein Initialwort aus den Anfangsbuchstaben der betreffenden Länder. Der Goldman Sachs Bericht „Dreaming with the BRICs – The path to 2050“ sah voraus, dass die vier BRIC-Staaten bis 2050 die westlichen Industrienationen der G7 in punkto Wirtschaftskraft überholt haben und sich innerhalb von 50 Jahren Finanzbeziehungen und Investitionsflüsse in Richtung Schwellenländer verschieben werden. Einen ähnlichen wirtschaftlichen Aufstieg prophezeite O’Neill 2005 auch den sogenannten „Next-11“-Ländern Vietnam, Bangladesch, Pakistan, Philippinen, Südkorea, Indonesien, Mexiko, Türkei, Iran, Ägypten und Nigeria.

Seit 2008 gibt es einen weiteren Begriff für aufstrebende Länder, die u.a. mit hohen Renditen locken und heute im Mittleren Osten, Afrika und Osteuropa liegen: „Frontier Markets“. Die neuen Schwellenländer sind z.B. der Libanon, Kasachstan, Kenia oder Sri Lanka. „Frontier Markets“ erfordern von Anlegern vor allem Pioniergeist, denn Unternehmenstransparenz, liquide Märkte oder Regulierungsbehörden gehören dort noch nicht immer zur Tagesordnung. Vielleicht ist dies das einzig verlässliche Kennzeichen aller Schwellenländer, egal wie sie gerade heißen: Man sollte sie nicht unterschätzen und frühzeitig erkennen.

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