Aktie im Fokus: Rheinmetall – immer noch ein Kauf oder jetzt besser verkaufen?

Die deutsche Rheinmetall AG erlebt eine beispiellose Wachstumsphase. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 80 Milliarden Euro ist der Rüstungskonzern inzwischen zu einem der wertvollsten börsennotierten Unternehmen Deutschlands aufgestiegen.

Doch während beeindruckende Wachstumsraten und ein prall gefülltes Auftragsbuch für weiteres Kurspotenzial sprechen, mahnen die stark gestiegene Bewertung und mögliche geopolitische Veränderungen zur Vorsicht.

Eine fundierte Analyse zwischen Euphorie und Nüchternheit.

 

Rheinmetalls Geschäftsmodell im Zeichen geopolitischer Umbrüche

Der Düsseldorfer Konzern hat sich als führender europäischer Rüstungshersteller etabliert. Das Unternehmen profitiert massiv von den geopolitischen Umwälzungen seit dem Krieg in der Ukraine und den daraus resultierenden Erhöhungen der Verteidigungsbudgets in zahlreichen europäischen Staaten.

Besonders das Sondervermögen der Bundeswehr hat dem Unternehmen einen historischen Auftragsschub beschert.

 

Rheinmetall Kursentwicklung

Rheinmetall Kursentwicklung

 

Beeindruckende Wachstumsdynamik

Die jüngsten Zahlen unterstreichen die außergewöhnliche Geschäftsentwicklung des Rüstungskonzerns. Im ersten Quartal 2025 konnte Rheinmetall den Umsatz auf 2,34 Milliarden Euro steigern, was einem Zuwachs von 48,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.

Noch beeindruckender fiel die Gewinnentwicklung aus: Das Ergebnis je Aktie kletterte um 73,7 Prozent auf 1,92 Euro.

Der Auftragsbestand hat mit über 62 Milliarden Euro ein neues Rekordniveau erreicht und ist binnen Jahresfrist um 56 Prozent angewachsen. Diese Auftragslage sichert dem Unternehmen eine planbare Umsatz- und Gewinnentwicklung für die kommenden Jahre.

Die langfristigen Wachstumsraten unterstreichen die strukturelle Stärke: Über die vergangenen drei Jahre konnte Rheinmetall ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum (CAGR) von 22,1 Prozent erzielen, während das Ergebnis je Aktie im selben Zeitraum um 23,9 Prozent pro Jahr zulegte.

 

Ambitionierte Mittelfristziele

Das Management um Konzernchef Armin Papperger hat die Mittelfristziele mehrfach angehoben. Für das laufende Geschäftsjahr 2025 peilt Rheinmetall einen Umsatz von über 12 Milliarden Euro an, wobei eine operative Marge von etwa 15,5 Prozent erreicht werden soll.

Bis 2027 sollen die Erlöse auf 20 Milliarden Euro klettern, während die Profitabilität auf über 18 Prozent steigen soll.

Dies würde einen weiteren signifikanten Anstieg des Gewinns je Aktie bedeuten.

 

 

 

Fundamentalbewertung: Hohe Erwartungen eingepreist

Die fundamentale Bewertung der Rheinmetall-Aktie spiegelt die hohen Wachstumserwartungen wider.

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 92,9 auf Basis der letzten zwölf Monate ist die Aktie außerordentlich hoch bewertet. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 lag das KGV noch bei etwa 25 bis 30.

Die Bewertungskennzahlen müssen jedoch im Kontext der aktuellen Wachstumsraten und des gefüllten Auftragsbuchs betrachtet werden. Die außergewöhnliche Margenentwicklung – mit einer Bruttomarge von 50,8 Prozent und einer EBITDA-Marge von 17,6 Prozent – spricht für die operative Stärke des Unternehmens.

Dennoch ist das aktuelle Bewertungsniveau selbst für ein Unternehmen mit derart beeindruckenden Wachstumsraten ambitioniert.

Rheinmetall Chart

 

Chancen: Struktureller Rüstungsboom mit politischem Rückenwind

Die Perspektiven für Rheinmetall bleiben grundsätzlich positiv. Der Konzern profitiert von mehreren strukturellen Trends:

Erstens sorgt die veränderte Bedrohungslage in Europa für nachhaltig steigende Verteidigungsbudgets. Die NATO-Staaten haben sich zum Ziel gesetzt, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben – eine Quote, die viele Länder erst schrittweise erreichen werden, was für anhaltende Investitionen spricht.

Zweitens hat Rheinmetall strategische Partnerschaften mit internationalen Schwergewichten wie Lockheed Martin geschlossen, die den Zugang zu neuen Märkten erleichtern.

Besonders im lukrativen US-Markt könnte der Konzern dadurch stärker Fuß fassen.

Analysten Empfehlungen & Kursziele

Die positive Einschätzung spiegelt sich auch in den Analystenempfehlungen wider: 14 von 18 Analysten sprechen eine Kaufempfehlung aus, wobei das durchschnittliche Kursziel bei 1.791 Euro liegt und damit leicht über dem aktuellen Kursniveau von circa 1.723 Euro.

 

 

Risiken: Politische Abhängigkeit und Bewertungsproblematik

Den Chancen stehen jedoch erhebliche Risiken gegenüber. Die hohe Bewertung der Aktie mit einem KGV von über 90 lässt wenig Spielraum für Enttäuschungen. Sollte das Unternehmen die ambitionierten Wachstumsziele nicht erreichen, könnte es zu deutlichen Kursrücksetzern kommen.

Ein weiteres Risiko liegt in der starken Abhängigkeit vom Militärsegment und damit von politischen Entscheidungen. Das Sondervermögen der Bundeswehr ist beispielsweise eine zeitlich begrenzte Maßnahme.

Sollten sich die geopolitischen Spannungen verringern oder Budgetprobleme in den Staatshaushalten zu Verzögerungen bei Rüstungsprojekten führen, könnte dies negative Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung haben.

Auch aus charttechnischer Sicht gibt es Warnsignale.

Der steile Kursanstieg und hohe RSI-Werte (Relative-Stärke-Index) deuten auf eine mögliche Überhitzung hin, die zu einer technischen Korrektur führen könnte.

 

Langfristige Stärke trifft auf kurzfristige Bewertungsrisiken

Rheinmetall befindet sich in einer außergewöhnlichen Wachstumsphase mit strukturellem Rückenwind. Die Auftragslage ist exzellent, die Margenentwicklung beeindruckend und die mittelfristigen Perspektiven vielversprechend.

Dennoch ist die aktuelle Bewertung mit einem KGV jenseits der 90 selbst für ein Unternehmen mit derartigen Wachstumsraten außerordentlich ambitioniert.

Für langfristig orientierte Anleger, die auf den strukturellen Trend steigender Verteidigungsausgaben setzen möchten, bleibt Rheinmetall ein interessanter Wert. Kurzfristig orientierte Investoren sollten jedoch die erheblichen Bewertungsrisiken und die Möglichkeit einer Korrektur nicht außer Acht lassen. Ein realistisches Abwärtsszenario könnte den Kurs durchaus auf 1.200 Euro oder darunter drücken, was fundamentalbewertungstechnisch immer noch einer ambitionierten Bewertung entspräche.

Die besonders hohe Bewertung legt nahe, dass ein erheblicher Teil der positiven Entwicklung bereits eingepreist ist. Anleger sollten daher ein besonderes Augenmerk auf die Fähigkeit des Unternehmens legen, die hochgesteckten Wachstumsziele tatsächlich zu erreichen.

Selbst kleine Enttäuschungen könnten bei der aktuellen Bewertung zu überproportionalen Kursreaktionen führen.

 

Fazit Rheinmetall Aktie

Aufwärtsszenario:
Rheinmetall profitiert von einem strukturellen Rüstungsboom in Europa, einem massiven Auftragsbestand und strategischen Partnerschaften mit starkem Wachstumspotenzial. Die Margen steigen, der Gewinn wächst dynamisch. Sollte sich die geopolitische Lage weiter verschärfen oder das Verteidigungsbudget dauerhaft hoch bleiben, ist ein weiterer Kursanstieg möglich – Analystenziele bis zu €2.200 erscheinen in diesem Szenario gerechtfertigt.

Abwärtsszenario:
Der Aktienkurs hat in kurzer Zeit ein extrem hohes Bewertungsniveau erreicht. Selbst bei stabiler operativer Entwicklung ist bereits viel eingepreist. Sollte es zu geopolitischer Entspannung, Budgetkürzungen oder operativen Verzögerungen kommen, ist eine Korrektur sehr wahrscheinlich. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis deutet auf ein Überhitzungsszenario hin – selbst Rückgänge auf €1.200 oder darunter wären fundamental nicht überraschend.

 

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