Nahost-Eskalation erschüttert die Märkte: Gewinner-Aktien und Verlierer-Aktien im Überblick
Die jüngste kriegerische Eskalation zwischen Israel und dem Iran hat die internationalen Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Nach Israels gezielten Angriffen auf iranische Atomanlagen und dem darauffolgenden Vergeltungsschlag Teherans mit über 100 Drohnen reagierten die Börsen weltweit mit deutlichen Verwerfungen.
Während die Dow-Jones-Futures bereits einbrachen und auch Nasdaq sowie S&P 500 empfindliche Verluste verzeichneten, entstehen bei diesem Szenario klare Gewinner- und Verlierer-Sektoren.
Energieaktien profitieren von explodierenden Ölpreisen
Der dramatischste Gewinner der geopolitischen Spannungen ist zweifellos der Energiesektor. Brent- und WTI-Rohöl verteuerten sich innerhalb weniger Stunden um jeweils rund sieben Prozent, was den großen Ölkonzernen sofort in die Karten spielte.
Shell Aktie
Als einer der größten europäischen Energiekonzerne konnte Shell seine Marktposition nutzen. Das britisch-niederländische Unternehmen mit Hauptsitz in London ist in der Exploration, Förderung, Raffination und dem Vertrieb von Öl und Gas tätig und betreibt weltweit rund 47.000 Tankstellen. Mit einem Börsenwert von gut 200 Milliarden Euro blieb Shell trotz des Schwenks in Richtung erneuerbarer Energien einer der bedeutendsten Erdgas- und Flüssiggasversorger Europas.
Die Aktie zeigt 2025 bisher eine moderate Entwicklung, während die Dividendenrendite bei 3,9% auf einem durchaus attraktiven Niveaus liegt.
Shell Chart
ExxonMobil Aktie
Als amerikanisches Pendant verzeichnete ExxonMobil ebenfalls deutliche Zugewinne. Der texanische Ölgigant, der sowohl im Upstream- als auch im Downstream-Geschäft tätig ist, profitiert besonders von seiner starken Bilanz mit einem relativ niedrigen Nettoverschuldungsgrad. Das Unternehmen hat eine beeindruckende Erfolgsbilanz von kontinuierlichen jährlichen Dividendenerhöhungen in den vergangenen 37 Jahren vorzuweisen.
Bei aktuellen Kursen um 111 US-Dollar bietet die Aktie mit 3,5% eine solide Dividendenrendite, die das Papier auch für einkommensorientierte Anleger interessant macht.
ExxonMobil Chart
BP Aktie
BP steht derzeit im Zentrum intensiver Übernahmespekulationen. Nach einer strategischen Neuausrichtung weg von erneuerbaren Energien zurück zum Kerngeschäft mit Öl und Gas, gilt der britische Konzern mit einem Börsenwert von rund 74 Milliarden US-Dollar als attraktives Übernahmeziel. Brancheninsider sehen sowohl Shell als auch amerikanische Giganten wie ExxonMobil und Chevron als potenzielle Interessenten.
Die niedrige Bewertung hat das Interesse potenzieller Käufer geweckt, während die Aktie 2025 eine volatilere Entwicklung zeigt.
BP Chart
Rüstungskonzerne im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Realität
Die Rüstungsindustrie erlebte zunächst deutliche Zugewinne, bevor sich die Euphorie wieder abkühlte. Durch den Konflikt im Nahen Osten könnte die Volatilität hier wieder zunehmen.
Rheinmetall Aktie
Rheinmetall steht als europäischer Marktführer im Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Düsseldorfer Konzern, der sowohl als Rüstungskonzern als auch als Automobilzulieferer tätig ist, hat sich einen beachtlichen Teil des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens der Bundesregierung gesichert.
Mit Analystenschätzungen für 2025 von durchschnittlich 12,7 Milliarden Euro Umsatz – ein Plus von 21 Prozent – und einem erwarteten Gewinn je Aktie von 28,74 Euro zeigt sich das Wachstumspotenzial deutlich.
Seit Jahresbeginn 2025 konnte die Aktie um fast 200 Prozent zulegen und erreichte im Mai ein Allzeithoch von 1.915,50 Euro.
Rheinmetall Chart
Lockheed Martin Aktie
In den USA stehen Lockheed Martin und Northrop Grumman als Schwergewichte der Branche im Fokus. Lockheed Martin, bekannt für das F-35 Lightning II Kampfflugzeug, profitiert von langfristigen Regierungsverträgen und kontinuierlichen Dividendenerhöhungen über 25 Jahre hinweg. Die Aktie wird derzeit mit einem KGV von etwa 20 bewertet und bietet eine Dividendenrendite von 2,71 Prozent. Northrop Grumman hingegen enttäuschte jüngst mit Quartalszahlen und musste die Jahresprognose senken, was zu einem Kursrückgang von über 14 Prozent führte.
Lockheed Martin Chart
Leonardo Aktie
In Europa gewinnt Leonardo als italienischer Rüstungskonzern zunehmend an Bedeutung. Das Unternehmen, das weltweit rund 60.000 Mitarbeiter beschäftigt, entwickelt und baut Flugzeuge, Hubschrauber, Panzer, Satelliten, Drohnen, Raketen und Waffensysteme. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 25 Milliarden Euro verzeichnete Leonardo 2024 einen Umsatzanstieg von 11 Prozent auf 17,8 Milliarden Euro, während die Gewinne um 64 Prozent auf 1,87 Euro je Aktie zulegten.
Das Unternehmen hält eine 25,1-prozentige Beteiligung am deutschen Partner Hensoldt und arbeitet eng mit Rheinmetall sowie dem türkischen Drohnenhersteller Baykar zusammen.
Leonardo Chart
Luftfahrt und Tourismus unter schwerem Beschuss: Operative Herausforderungen belasten Branche nachhaltig
Die Luftfahrt- und Tourismusbranche gehört zu den großen Verlierern der aktuellen Eskalation. Wie immer, wenn es irgendwo Krieg gibt, werden Lufträume geschlossen und der Tourismus geht zurück.
Die steigenden Treibstoffkosten belasten die ohnehin margenschwache Branche zusätzlich. Besonders Airlines mit geringem Hedging, also ohne langfristig abgesicherte Kerosinpreise, drohen kurzfristig deutlich höhere Betriebskosten.
Lufthansa Aktie
Lufthansa steht exemplarisch für die Probleme der Branche. Der Kölner Konzern musste erneut sämtliche Flüge nach Tel Aviv bis mindestens Mitte Juni streichen und meidet auch den iranischen sowie irakischen Luftraum. Die Aktie verlor an einem Tag knapp vier Prozent und notiert aktuell bei rund 6,80 Euro. Trotz der operativen Herausforderungen bietet Lufthansa mit einer Dividende von 0,30 Euro je Aktie eine attraktive Dividendenrendite von 4,40 Prozent.
Der Konzern, der unter der Dachmarke Lufthansa Group auch Swiss, Austrian Airlines und Eurowings betreibt, bedient normalerweise über 100 Länder weltweit und ist einer der größten Flugzeugbetreiber mit einer Flotte von 721 Maschinen.
Auch internationale Konkurrenten wie Air France-KLM und Emirates haben bereits mit Umleitungen, Rückflügen oder kompletten Streichungen reagiert.
Lufthansa Chart
TUI Aktie
Parallel dazu geriet TUI als Deutschlands größter Touristikkonzern ebenfalls unter Druck. Die hannoversche Unternehmensgruppe, die als integrierter Tourismuskonzern Hotels, Kreuzfahrten, Fluggesellschaften und Reiseveranstalter unter einem Dach vereint, verzeichnete deutliche Kursverluste von über neun Prozent. TUI betreibt eigene Airlines in mehreren europäischen Ländern und ist damit direkt von Flugbeschränkungen und gestiegenen Treibstoffkosten betroffen. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung im Nahen Osten belastet zusätzlich die Buchungen für Urlaubsreisen in die Region.
TUI AG Chart
Weitere Marktauswirkungen: Flucht in sichere Häfen
Neben den sektorspezifischen Bewegungen verzeichneten klassische „sichere Häfen“ wie Gold deutlichen Zulauf. Auch Währungen wie der US-Dollar, Schweizer Franken und japanische Yen profitierten von der Risikoaversion der Anleger.
Die psychologische Komponente kriegsähnlicher Zustände und einer unklaren Luftraumsituation sorgt für nachhaltige Unsicherheit, die Fluglinien besonders schwer verdauen.
Strategien für unterschiedliche Anlegertypen in volatilen Zeiten
Die weitere Entwicklung hängt maßgeblich von der Eskalationsdynamik im Nahen Osten ab.
Während Energieunternehmen von anhaltend hohen Ölpreisen profitieren könnten, stehen Airlines vor längerfristigen operativen Herausforderungen.
Rüstungskonzerne bewegen sich im Spannungsfeld zwischen kurzfristigen Spekulationsgewinnen und fundamentalen Geschäftschancen durch erhöhte Verteidigungsausgaben.
Für risikoaverse Anleger bieten sich in der aktuellen Situation defensive Strategien an. Dividendenstarke Energietitel wie BP mit 6,30 Prozent oder Lufthansa mit 4,40 Prozent Rendite können als Einkommensquelle dienen, auch wenn die Kursentwicklung volatil bleibt. Ein schrittweiser Aufbau von Positionen durch Dollar-Cost-Averaging kann das Timing-Risiko reduzieren. Zudem sollten klassische „sichere Häfen“ wie Gold oder Staatsanleihen als Portfoliostabilisatoren nicht vernachlässigt werden. Bei Rüstungsaktien wie Rheinmetall ist trotz des beeindruckenden Kursanstiegs von 189 Prozent Vorsicht geboten – hier könnte eine Gewinnmitnahme nach den extremen Zuwächsen sinnvoll sein.
Risikoaffine Anleger hingegen können die erhöhte Volatilität gezielt für Trading-Chancen nutzen. Kurze Handelspositionen in Ölaktien bei weiteren geopolitischen Spannungen oder antizyklische Investments in stark gefallene Airline-Titel bieten Potenzial für überproportionale Gewinne. Dabei ist jedoch zu beachten, dass höhere Renditechancen stets mit entsprechend höheren Verlustrisiken einhergehen. Rüstungsaktien könnten bei einer Deeskalation schnell korrigieren, während eine weitere Verschärfung zusätzliches Aufwärtspotenzial freisetzt. Optionsstrategien oder gehebelte Produkte ermöglichen es, mit begrenztem Kapitaleinsatz von starken Kursbewegungen zu profitieren – bergen aber auch das Risiko von Totalverlusten.
Grundsätzlich gilt für alle Anlegergruppen: Eine breite Diversifikation über verschiedene Sektoren und Regionen bleibt essentiell. Die aktuellen Marktbewegungen zeigen einmal mehr, wie schnell sich geopolitische Entwicklungen auf die Portfolios auswirken können.
Anleger sollten die Entwicklungen aufmerksam verfolgen, ihre Portfolios entsprechend den sich ändernden geopolitischen Rahmenbedingungen anpassen und niemals mehr investieren, als sie sich leisten können zu verlieren.
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