Geldanlage: aktuelle Analyse der DWS zu Aktien, Anleihen und Zinsentwicklung
Die US-Märkte liegen seit Jahresbeginn wieder leicht, die europäischen, insbesondere der deutsche, satt im Plus. Der Einbruch der Aktienmärkte nach den Zolläußerungen von US-Präsident Trump scheint eine unwesentlich längere Halbwertszeit zu haben als seine Aussagen zur Höhe von Zöllen.
Wie kann das sein?, werden sich so manche Anleger fragen. Schließlich ist die Zoll-Thematik noch längst nicht vom Tisch.
Eine mögliche Begründung: Der US-Präsident hat inzwischen schon häufig einen Teilrückzieher gemacht, wenn die Märkte zu negativ reagiert haben.
„Die Risiken für die Weltwirtschaft sind zwar nach wie vor hoch. Aber die Märkte schauen bei den Bewertungen hauptsächlich auf die Entwicklung der Unternehmensgewinne“, sagt Chefanlagestratege Vincenzo Vedda. Für die sehe es gar nicht so schlecht aus.
Recht optimistischer Ausblick auf Aktien – trotz diverser Risikofaktoren
Zudem sieht Vedda bei den Unternehmen eine deutlich gestiegene Fähigkeit, sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. „Auch wenn unser Aktienausblick für die kommenden zwölf Monate recht optimistisch ist, sollten Anleger die Entwicklung der Renditen am Anleihemarkt aufmerksam verfolgen“, so Vedda. Ihr komme als Risikosignal eine große Bedeutung zu.
„Sollten das anhaltend hohe US-Defizit und die stark gestiegenen Renditen japanischer Anleihen dazu führen, dass die Renditen 30-jähriger US-Anleihen in Richtung fünf Prozent gehen, müssten wir unsere Renditeprognosen revidieren“, so Vedda. Das sei aber nicht das Basisszenario.
„Wir gehen davon aus, dass die Renditen zwar volatil bleiben, sich in zwölf Monaten aber in etwa auf dem derzeitigen Niveau wiederfinden werden. Das mache Anleihen zu einem attraktiven Investment. Ein über mehrere Anlageklassen breit gestreutes Portfolio sei in diesen unsicheren Zeiten ein absolutes Muss“, so der Anlagestratege.
Konjunktur: Mäßiges Wachstum für die USA und Europa erwartet
- Die Investitionszurückhaltung ob der diversen Zollkonflikte und zurückhaltende Konsumenten belasten das Wachstum in den USA. Wir erwarten, dass die US-Wirtschaft 2025 nur um magere 1,2 Prozent (2024: 2,8%) wachsen wird.
- In Europa erwarten wir für 2025 ein Wachstum von 1,1 Prozent, also knapp unter dem US-Wachstum. Allerdings würde dies schon eine Wachstumsbeschleunigung bedeuten, 2024 lag das Wachstum noch bei 0,8 Prozent.
Inflation: Inflationsraten in den USA deutlich höher als in Europa
- In den USA dürften die Zölle die Inflation ab Beginn des zweiten Halbjahres erhöhen, die im dritten Quartal ihren Höchstwert von vier Prozent erreichen könnte.
- Deutlich niedriger sind die Inflationsrisiken in Europa. Im Mai stiegen die Lebenshaltungskosten nur noch um 1,9 Prozent (April: 2,2%). Das war der geringste Anstieg seit September 2024. In Deutschland lag die Inflationsrate im Mai dagegen unverändert bei 2,1 Prozent.
Notenbanken: US-Zentralbank bleibt angesichts der Inflationsgefahren vorsichtig
- Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank angesichts der Inflationsgefahr vorsichtig bleiben und die Zinsen erst im Herbst wieder senken wird. Bis Mitte 2026 rechnen wir mit vier weiteren Zinssenkungen.
- Die Europäische Zentralbank hat Anfang Juni die Leitzinsen zum achten Mal in Folge auf jetzt 2,0 Prozent gesenkt. Da die Inflation in der Eurozone weitgehend eingehegt ist, dürfte die Luft für weitere Zinssenkungen dünner werden.
Risiken: Beschleunigte geopolitische Eskalation oder starker Zinsanstieg
- Eine weitere geopolitische Eskalation bleibt eine der größten Risiken mit schwer absehbaren Folgen.
- An den Kapitalmärkten könnte es ungemütlich werden, wenn es zu einem deutlichen Zinsanstieg kommen sollte. Beispielsweise aufgrund einer erneuten Beschleunigung der Inflation, aber auch eine weitere Verschärfung der politischen Krisen könnte ein solcher Auslöser sein.
US-Technologieaktien: Eventuell bald neue Protagonisten, der Trend scheint intakt
„Für uns ist das Thema Künstliche Intelligenz aber weiterhin das spannendste Investmentthema im Technologiesektor“, sagt Fondsmanager Tobias Rommel. Die technologischen Fortschritte im Bereich der KI dürften auch künftig zu deutlichen Umsatz- und Gewinnsteigerungen bei den KI-Gewinnern führen.
„In den letzten Jahren konnte man die beste Rendite mit den Hardware-Herstellern erzielen, speziell mit den Komponenten-Herstellern für Datenzentren“, so Rommel. Die Nachfrage, beispielsweise nach Chips, sei zwar ungebrochen, weil die weiterhin wachsende Zahl an KI-Nutzern nach immer mehr Rechenleistung verlange.
Dennoch sieht Rommel in der Zukunft einen Favoritenwechsel bevorstehen: „Das größte Potenzial sehe ich künftig im Bereich der Anwender von KI. Das können Unternehmen aus den unterschiedlichsten Sektoren sein: Industrie, Gesundheit oder zum Beispiel aus dem Bildungswesen.“
So unterschiedlich die Bereiche auch sind, was sie eine sei, dass sie durch die Anwendung von KI ihre Produkte verbessern und Kosten reduzieren könnten. Wohin das führe, könne man ja heute bereits erahnen – selbstfahrende Autos oder humanoide Roboter würden gerade zur Realität.
Bei allen positiven Aussichten gibt es natürlich auch Belastungen für die Branche, insbesondere die Zollthematik.
„Nach einem deutlichen Kursrückgang zu Beginn des Jahres hängt die Entwicklung der Technologie-Aktien immer noch dem weltweiten Aktienmarkt hinterher, auch bei den Profi-Investoren war die Stimmung eher gedrückt, viele waren bei Technologietiteln zuletzt untergewichtet“, sagt Rommel.
Doch das könne durchaus eine Chance für einen vergleichsweise günstigen Einstieg sein. Die Bewertungen seien bei vielen Titeln inzwischen wieder deutlich moderater.
Aktien USA: Aussichten haben sich wieder etwas verbessert, aber nach wie vor hohe Unsicherheit
- Die Märkte scheinen sich kurzfristig stabilisiert zu haben. Das könnte sich im Falle von weiteren negativen Überraschungen seitens der US-Zollpolitik allerdings wieder ganz schnell ändern.
- Die Entwicklung des Tech-Sektors dürfte weiterhin entscheidend für den S&P 500 bleiben. Unsere neue Prognose für den S&P 500 per Juni 2026: 6.100 Punkte.
Aktien Deutschland: Hohe Kurszuwächse und inzwischen vergleichsweise hoch bewertet
- Der deutsche Leitindex Dax gehört im laufenden Jahr mit einem Plus von 22 Prozent zu den Top-Performern. Auf Sicht von 12 Monaten liegt das Plus bei erstaunlichen 30 Prozent.
- Aufgrund der hohen Kursgewinne sind deutsche Aktien inzwischen deutlich höher bewertet als die meisten anderen europäischen Börsen. Wir gehen von einem moderaten Kurspotenzial bis Juni 2026 aus: 25.600 Punkte.
Aktien Europa: Weiteres Potenzial hängt davon ab, ob negative Revisionen der Unternehmensgewinne bald enden
- Europäische Aktien haben sich im laufenden Jahr deutlich besser entwickelt als US-Titel. Damit diese Entwicklung anhalten kann, müssten die negativen Revisionen bei den Schätzungen der Unternehmensgewinne ein baldiges Ende nehmen. Die Bewertungsabschläge gegenüber US-Titeln sind inzwischen schon deutlich geschrumpft.
- Unsere Prognose für den Stoxx 600 per Juni 2026: 570 Punkte.
Aktien Schwellenländer: Chinesische Aktien derzeit wohl aussichtsreicher als indische
- Stimmung und Lage für Aktien aus Schwellenländern haben sich leicht verbessert. Das gilt insbesondere für China, sowohl für Unternehmen im Allgemeinen und im Speziellen für konsumorientierte Technologieunternehmen.
- Indische Aktien scheinen dagegen doch recht hoch bewertet zu sein, gerade auch im Lichte der relativ schwachen Zahlen, die viele Unternehmen jüngst geliefert haben.
Unternehmensanleihen: attraktiv, gerade für einkommensorientierte Anleger
Eine breite Streuung bei der Kapitalanlage über diverse Anlageklassen bleibt in diesen unsicheren Zeiten das Gebot der Stunde.
„Im Anleihebereich sind wir für Euro-Unternehmensanleihen guter Qualität (IG) nach wie vor positiv gestimmt. Die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank dürften den Druck auf Anleger erhöhen, ihr Geld von kurzlaufenden Zinsanlagen verstärkt auf mittlere und längere Laufzeiten umzuschichten, die von Leitzinssenkungen nicht so betroffen sind“, sagt Zinsexperte Thomas Höfer.
Der Stress, den die US-Zollankündigungen erzeugt hätten, habe sich inzwischen komplett gelegt. „Die Risikoaufschläge gegenüber Staatsanleihen sind mit 97 Basispunkten – 100 Basispunkte entsprechen einem Prozentpunkt – nur drei Basispunkte höher als am Tag der Zollankündigung am 2. April.
„Im Vergleich zu Hochzinsanleihen (HY) sehen wir risikoadjustiert IG-Anleihen derzeit als attraktiver an“, so Höfer. Der Renditeabstand von 1,5 Prozentpunkten sei historisch niedrig: Die Gesamtrendite von Euro-IG-Anleihen liege derzeit bei 3,1 Prozent, die von HY-Anleihen bei 4,6 Prozent.
Auch gegenüber den Dividendenrenditen von Aktien könnten sich die Renditen von Unternehmensanleihen sehen lassen.
Höfers Fazit: „Für einkommensorientierte Anleger ist die Anlageklasse wieder eine echte Alternative geworden.“
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