Europäische Aktien im Aufwind – historische Chance für clevere Investoren?
Deutschland hat erkannt, dass das exportorientierte Wirtschaftsmodell angepasst werden muss. Die Abkehr von Sparmaßnahmen und der Schuldenbremse hin zu umfangreichen Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung weckt Hoffnung, dass das BIP- und Gewinnwachstum mittelfristig anziehen könnten.
Der Verteidigungssektor dürfte der sichtbarste Nutznießer sein, aber diese Entwicklungen werden einer Vielzahl von Unternehmen in den sogenannten „Realwirtschaftssektoren” wie Industrie, Rohstoffe und Infrastruktur zugutekommen, die einen recht großen Anteil an den europäischen Aktienindizes ausmachen.
Binnenmarkt-Unternehmen könnten von Zollpolitik profitieren
Diese Lücke hat sich teilweise geschlossen, beträgt aber weiterhin 30% bzw. nach Bereinigung um Unterschiede in der Indexzusammensetzung rund 20%. Dies dürfte die zu erwartende Beschleunigung des Gewinnwachstums jedoch nicht widerspiegeln.
Die Entwicklung der Zölle wird einen wichtigen Einfluss auf die künftige Zinsentwicklung in Europa haben. Kurzfristig ist zu beachten, dass Zölle einen deflationären Nachfrageschock für die europäische Wirtschaft darstellen würden, auf den die typische Reaktion eine Zinssenkung wäre. Für die USA würden Zölle dagegen wahrscheinlich einen inflationsfördernden Angebotsschock bedeuten, der aus politischer Sicht schwerer zu bewältigen ist.
Längerfristig erwarten wir, dass ein Zyklus von Kapitalinvestitionen und Infrastrukturerneuerungen in den kommenden zehn Jahren zu einer höheren durchschnittlichen Inflation und höheren Zinsen führen wird als in der Zeit nach der globalen Finanzkrise.
Die Unsicherheit in Bezug auf Zölle dürfte sich zugunsten von Unternehmen mit starkem Binnenmarktfokus nicht zugunsten von internationalen Geschäftsmodellen auswirken, die in lange, komplexe Lieferketten eingebunden sind.
Beispiele hierfür sind Infrastruktur-, Vertriebs- oder Werkstoffunternehmen, die typischerweise deutlich lokaler aufgestellt sind als etwa die Automobil- oder Halbleiterindustrie.
Realwirtschaft im Aufwind – neue Chancen für Anleger
Doch mit einer veränderten Nachfragesituation dürften sie nicht nur ein beschleunigtes Umsatzwachstum verzeichnen, sondern auch steigende Margen und Renditen infolge einer besseren Auslastung.
Eine weitere Chance sehen wir in Sektoren, die nach der Pandemie einen längeren Überhang an Lagerbeständen zu bewältigen hatten, wie Life Sciences, Spirituosen oder analoge Halbleiter. Wir gehen davon aus, dass diese Gegenwinde eher vorübergehender als struktureller Natur sind und die Bewertungen daher auf ein sehr interessantes Niveau gesunken sind.
Marktkommentar von Ben Leyland, Senior Fund Manager des JOHCM Global Opportunities Fund bei J O Hambro
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