10 Prognosen für das Jahr 2019
maxblue: Die Herausforderungen an den Kapitalmärkten sind vielfältig. Beispielsweise führen Handelsstreit, Brexit, Italien und der Rückzug der Zentralbanken zu Änderungen der Rahmenbedingungen. Solche Veränderungen sind oft kaum vorhersehbar. Entsprechend sind Anpassungen an die neuen Gegebenheiten nötig.
John Maynard Keynes wird das Bonmot zugeschrieben: „Wenn sich meine Informationen ändern, ändere ich meine Meinung.“ Bei mittel- bis langfristigen Kapitalanlagen ist es allerdings ratsam, als Anleger über tägliche Schwankungen und kurzfristige Unruhen an den Kapitalmärkten hinwegzusehen.
Stattdessen sollten sie gemäß ihrem individuellen Risiko-Ertrags-Profil strategische Investitionsentscheidungen treffen und bewusst Risiken eingehen, um ein gewünschtes Auszahlungsprofil zu erhalten.
Abhängig von der Risikotoleranz des Anlegers bieten sich 2019 unterschiedliche Anlagestrategien an, etwa Absicherungen (Kapitalschutz), defensive Strategien (risikoarm), eine dynamische Asset-Allokation (Chance-/Risikovariation nach Marktlage) und reine Aktieninvestments (chancenorientiert, höhere Risiken).
1. Politik – kein Ende der Geschichte!
„Das Ende der Geschichte“, also die Auflösung der weltpolitischen Widersprüche in einer von Demokratie und Marktwirtschaft dominierten Welt nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, postulierte 1992 der US-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama. Die erwartete Folge war die sogenannte Friedensdividende.
Betrachtet man die aktuellen politischen Entwicklungen und die Reaktionen des Kapitalmarkts, scheint sich die Geschichte jedoch fortzusetzen. Die USA provozieren mit Strafzöllen, die internationale Wertschöpfungsketten belasten und für Gegenwind beim globalen Handel und Wirtschaftswachstum sorgen. Auf der anderen Seite handelt China und treibt mit dem Ausbau von Handelsabkommen und Infrastrukturnetzwerken wie der „Neuen Seidenstraße“ seinen Aufstieg zur Wirtschaftssupermacht voran.
Europa sitzt im Handelsstreit zwischen den Stühlen und wird zusätzlich durch hausgemachte Probleme belastet. Der Ausgang ist ungewiss. Eskalationen beziehungsweise Zwischenerfolge oder gar Lösungen der Probleme halten entsprechendes Potenzial für die Kapitalmärkte bereit – in beide Richtungen.
2. Wachstum – Technologie bestimmt den Trend!
Seit der Finanzkrise vor rund zehn Jahren befinden sich die meisten Volkswirtschaften auf einem Wachstumspfad. Das Trendwachstum ist aufgrund zurückhaltender Investitionen aber nach wie vor gering.
Die um dieses Potenzialwachstum oszillierende Konjunktur dürfte den Wachstumshöhepunkt für den aktuellen Zyklus überschritten haben – obwohl insbesondere die USA mit expansiver Fiskalpolitik die Wirtschaft antreiben und China mit geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen die Konjunktur stützt.
Da unklar ist, ob die Stimuli zu einer Steigerung der Investitions-, Konsum- oder Sparquoten führen und wie die zukünftige Gestaltung globaler Wertschöpfungsketten aussieht, bleibt die Prognoseunsicherheit groß. Das stellt die Finanzmärkte auf die Probe, zumal diese selbst zum Auslöser einer Rezession werden könnten.
Hoffnung bezüglich einer Belebung des Produktivitätswachstums steckt in Technologieinvestments. Das Potenzial von Innovationen in Bereichen wie künstliche Intelligenz, Big Data und Internet der Dinge ist groß – es wird aber eher Jahre statt Monate dauern, bis es in der Realwirtschaft ankommt.
Die Deutsche Bank erwartet 2019 trotz Risiken ein globales Wirtschaftswachstum von 3,8 Prozent. In den USA könnten es 2,8 Prozent, in der Eurozone 1,7 Prozent und in China 6,3 Prozent sein.
3. Inflation – heiß ersehnt und doch gefürchtet!
Das Inflationsumfeld ist bereitet. In den USA beispielsweise resultiert aus der Vollbeschäftigung – die sich in steigenden Löhnen niederschlägt – gepaart mit einer lockeren Fiskalpolitik und Strafzöllen für 2019 eine erwartete Teuerungsrate von 2,4 Prozent. In der Eurozone könnte die Inflation rund 2,0 Prozent erreichen. Eine Entwicklung, wie sie sich die Zentralbanken gewünscht haben.
Nun gibt es allerdings auch Anlass zu neuen Befürchtungen: Etwa wie Konjunktur und Kapitalmärkte eine weniger expansive Geldpolitik verkraften werden. Die höhere Inflation und eine damit verbundene negative Realverzinsung, beispielsweise von Geldeinlagen, könnten insbesondere für eine Sparernation wie Deutschland zur Belastung werden.
Kapitalanleger sollten in diesem Umfeld zu Anlageinstrumenten mit positiver erwarteter Realrendite greifen – beispielsweise Aktien, Finanzinstrumenten mit Kapitalschutz oder Immobilieninvestments.
4. Währungen – Reservisten unter sich!
Zentralbanken und Anleger weltweit sind auf der Suche nach einem sicheren „Währungshafen“. Zwar hält sich an den globalen Kapitalmärkten hartnäckig die Dominanz des US-Dollar. Doch das Doppeldefizit als Summe aus Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten könnte das Vertrauen in den „Greenback“ zukünftig belasten.
Euro und Renminbi bewerben sich als Alternative – für eine globale Reservewährung braucht es aber mehr Stabilität, uneingeschränkte Konvertierbarkeit in andere Währungen und ausreichende Verfügbarkeit. Beim Euro müssten zunächst alle Zweifel am Fortbestand der europäischen Währungsunion ausgeräumt werden.
Solange die politischen Risiken in Europa bestehen, sollte der Euro unter Druck bleiben. Stärke wäre ihm nur bei klaren Fortschritten in Themen wie Brexit und der italienischen Haushaltsdebatte zuzutrauen.
Und die aktuelle Renminbi-Schwäche im Zuge des Handelsstreits und der negativen Entwicklung der Leistungsbilanz sorgt bei der chinesischen Währung für Gegenwind – der sich im Jahr 2019 voraussichtlich fortsetzen wird. Statt einer echten Reservewährung bieten sich Anlegern derzeit nur „Reservistenwährungen“.
5. Renten – geschenkt ist noch zu teuer!
Schön war die Zeit: Mitte der 1990er-Jahre verzinste eine 5-jährige Bundesanleihe noch mit 8 Prozent. Schon seit einigen Jahren ist die Verzinsung nun negativ. Zwar sinkt seit Juni 2016 das Volumen negativ verzinster Anleihen weltweit. Allerdings rentieren noch immer Papiere im Wert von 6,2 Billionen Euro unter 0 Prozent.
Attraktive Verzinsungen finden sich außerhalb der Eurozone – etwa in den USA, wo es für 10-jährige Staatsanleihen mehr als 3 Prozent gibt, oder in den Schwellenländern. Dabei müssen jedoch in der Regel Währungsrisiken einkalkuliert werden.
Bei Unternehmensanleihen erhalten Anleger grundsätzlich eine höhere Verzinsung als bei Staatsanleihen. Die höhere laufende Verzinsung entschädigt bei steigender Schwankungsanfälligkeit aus Sicht der Deutschen Bank allerdings nicht ausreichend für das höhere Risiko.
Insgesamt bleibt das Umfeld für Anleihe-Investitionen schwierig: Rendite ist nach wie vor nur mit Risiko zu haben. Im Portfoliokontext spielen Renten zur Diversifikation und Steuerung des Gesamtrisikos dennoch eine wichtige Rolle. Zu bevorzugen sind hierbei Anleihen mit niedriger Laufzeit oder variabler Verzinsung.
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6. Aktienregionen – gut, günstig, gut & günstig!
An US-Papieren führt dank hoher Eigenkapitalrenditen der Unternehmen, solidem Gewinnwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich sowie erwarteter Aktienrückkäufe auf Rekordniveau auch 2019 kaum ein Weg vorbei – trotz relativ hoher Bewertungen. Europäische Aktien sind insgesamt zwar günstiger, dafür herrscht mehr Unsicherheit beim erwarteten Gewinnwachstum als in den USA.
Insgesamt hohe Gewinnerwartungen und vergleichsweise niedrige Bewertungen machen die Schwellenländer insgesamt und insbesondere den asiatischen Aktienmarkt für entsprechend risikobereite Anleger interessant. Bei Investitionen in Fremdwährung sollten Euro-Anleger jederzeit die Währungsentwicklungen im Blick haben.
Auch wenn kurzfristige Schwankungen bei Aktien nicht auszuschließen sind, scheint es für Investoren mit langfristigem Anlagehorizont ratsam, sich nicht von den Tagesnachrichten verunsichern zu lassen. Entsprechend dem individuellen Risiko-Ertrags-Profil könnten Anleger in Erwägung ziehen, die durch die Kursverluste im zweiten Halbjahr 2018 gesunkenen Bewertungen als günstige Einstiegsmöglichkeit zu nutzen.
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7. Aktiensektoren – der Sektor macht den Unterschied!
Neben der regionalen Auswahl sollten Anleger 2019 besonderes Augenmerk auf die Sektorunterschiede legen. Der margenstarke Techsektor hat über die vergangenen Jahre stark an Bedeutung zugelegt und ist insbesondere in den USA und Asien mit hohen Indexgewichten vertreten. Insofern bleibt die Entwicklung in diesem Bereich wichtig für die Gesamtmarktentwicklung.
Wahrscheinlich wird sich die überdurchschnittliche Wertentwicklung von Techaktien der vergangenen Jahre nicht im bisherigen Ausmaß fortsetzen, wenngleich sich Anlegern aufgrund der Innovationskraft einzelner Unternehmen immer wieder Chancen bieten. Im Jahr 2019 könnten sogenannte Value-Sektoren in den Fokus rücken.
In den USA sind beispielsweise der Industriesektor und Finanzwerte niedriger als der Gesamtmarkt bewertet – bei gleichzeitig überdurchschnittlichen Gewinnerwartungen. In Europa scheinen vor allem Sektoren mit hohen Dividendenrenditen wie Finanz- und Rohstoffunternehmen interessant.
Die asiatischen Aktienmärkte holen in jeder Hinsicht auf: Während die Industrieunternehmen der „Old Economy“ dort eher in den Hintergrund rücken, entstehen neue Branchenriesen mit entsprechendem Wachstumspotenzial in aussichtsreichen Technologiezweigen. Vielversprechend sind außerdem die Kapitalmaßnahmen und Aktivitäten bei Fusionen und Übernahmen japanischer Unternehmen.
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8. Rohstoffe – auf den Tweet kommt es an!
Die Angebotssituation am Rohstoffmarkt ist oft ein Politikum. So wie im November 2018, als eine Kurznachricht Donald Trumps zu möglichen Förderkürzungen seitens der OPEC den Ölpreisrutsch verstärkte. Während die Ölnachfrage 2019 stabil wachsen sollte, ist die Entwicklung der Ölproduktion schwieriger vorherzusehen. Entsprechend unsicher sind die Preisprognosen.
Die Deutsche Bank rechnet bis Ende 2019 mit leicht steigenden Ölnotierungen. Für Gold als Krisenwährung und Inflationsschutz sieht die Deutsche Bank nach wie vor wenig Potenzial. In den vergangenen fünf Jahren war die Korrelation zwischen den Inflationserwartungen an den Kapitalmärkten der Eurozone sowie der USA und dem Goldpreis gering.
Die Notierungen von Industriemetallen wiederum sind hauptsächlich abhängig von der Konjunktur in China und könnten 2019 zulegen, sofern die dortige Wirtschaft wie erwartet um mehr als 6 Prozent wächst. Für Privatanleger bleiben direkte Rohstoffinvestments nach Einschätzung der Deutschen Bank mit vielen Unsicherheiten behaftet. Anleger, die ein Engagement im Rohstoffbereich eingehen wollen, dürften mit Aktien aus diesem Sektor besser fahren.
9. Immobilien – Boom ist nicht gleich Blase!
Der deutsche Bausektor boomt: Die Auftragseingänge im Baugewerbe sind seit dem Jahr 2009 um rund 40 Prozent gestiegen und der Auftragsbestand liegt auf einem 20-Jahres-Hoch. Aufgrund der bereits seit einigen Jahren zu beobachtenden Vollauslastung der Kapazitäten sowie strengen Bauvorschriften wird in Deutschland zu wenig gebaut, um die anhaltend hohe Nachfrage insbesondere nach Wohnimmobilien zu befriedigen. Das ist positiv für den Sektor und wirkt sich stützend auf die Preise aus.
Die Preise könnten zukünftig zwar weniger stark steigen, dennoch sollte der Aufwärtstrend aus Sicht der Deutschen Bank bis 2022 nicht abbrechen. Der preisliche Aufschwung basiert dabei nicht auf einer Ausweitung der Kredite, denn das Verhältnis von Haushaltsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt ist in Deutschland in den vergangenen Jahren nahezu unverändert.
Der deutsche Immobilienmarkt bleibt für Investoren entsprechend interessant – insbesondere in Zeiten steigender Inflation und noch immer niedriger Zinsen. Der globale Markt für Gewerbeimmobilien dürfte sich vor dem Hintergrund des soliden Weltwirtschaftswachstums ebenfalls positiv entwickeln.
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10. Portfolio – „Balance-Akt“ oder „Aktien-Dynamik“ – Sie haben die Wahl!
Anleger sehen sich 2019 einer Reihe von Herausforderungen an den Kapitalmärkten gegenüber. Während der Markt aktuell sogar eine bevorstehende Rezession einzupreisen scheint, ist die Deutsche Bank weniger skeptisch. Zwar nimmt die konjunkturelle Dynamik voraussichtlich ab, das gesamtwirtschaftliche Umfeld dürfte jedoch intakt bleiben.
Anleger sollten das Risiko im Portfolio aktiv managen und versuchen, die vorhandenen Chancen gemäß ihrem individuellen Risiko-Ertrags-Profil zu nutzen. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Anlagemöglichkeiten, die von dynamischen über ausgewogene sowie defensive Portfolio-Ausrichtungen bis hin zu Kapitalschutzstrategien reichen.
Dabei ist stets der Anlagehorizont zu berücksichtigen: über tägliche Schwankungen sollte bei einer langfristigen Perspektive sogar hinweggesehen werden. Ein beeindruckendes Beispiel: Der DAX stand vor zehn Jahren bei gut 4.000 Punkten und legte seither rund 170 Prozent zu.
Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die einzelnen Jahre sehr unterschiedlich verliefen. Beispielsweise verlor der DAX im Gesamtjahr 2008 rund 40 Prozent und legte 2012 um knapp 30 Prozent zu. Der Zuwachs verteilte sich somit nicht gleichmäßig auf den genannten Zeitraum.
Eine Vergangenheitsbetrachtung ist bekanntermaßen kein geeigneter Indikator für künftige Entwicklungen. Wendet man trotzdem reine Arithmetik an und geht von einer hypothetischen Wiederholung der Entwicklung der vergangenen zehn Jahre aus, stünde der deutsche Leitindex in weiteren zehn Jahren bei mehr als 30.000 Punkten.
Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden, über die maßgeblichen Trends und Einflussfaktoren im neuen Anlagejahr und deren mögliche Auswirkungen auf die einzelnen Anlageklassen.
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