Anleihen: Im Zeichen von Lufthansa und Wirecard

Börse Frankfurt: Auch im Bond-Handel dominierten diese Woche zwei Themen: Wirecard und Lufthansa. „Der normale Bond-Handel stand im Schatten“, stellt Arthur Brunner von der ICF Bank fest. Schon in den Vortagen hatte sich der Fall Wirecard zugespitzt, am Donnerstag meldete der Zahlungsabwickler, dem ein gigantischer Bilanzbetrug vorgeworfen wird, dann Insolvenz an.

„Die Anleihen sind jetzt nur noch Zockerpapiere“, bemerkt Brunner. Der Kurs der bis 2024 laufenden Anleihe (WKN A2YNQ5) fiel von über 80 bis auf rund 18 Prozent. Die Wandelanleihe (WKN A2R8E6) – benannt nach dem niederländischen Vehikel Argentum Netherlands – stürzte ab von 73 auf 8 Prozent, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank erklärt. Für Privatanleger eigne sich der Wandler wegen der Mindestanlagesumme von 100.000 Euro aber ohnehin nicht.

 

 

Große Kurssprünge der Lufthansa-Anleihen

Auch Lufthansa bleibt im Gespräch. „Das hat uns diese Woche am meisten beschäftigt“, berichtet Daniel. Vor der Hauptversammlung am gestrigen Donnerstag verkauften Anleger überwiegend, nach der Zustimmung der Aktionäre zum Rettungspaket stiegen die Kurse deutlich: So kletterte der Kurs der bis 2075 laufenden Hybridanleihe mit Kupon von 5,125 Prozent (WKN A161YP) von 73,25 auf 84,40 Prozent.

Die bis 2024 laufende Anleihe mit 0,25 Prozent-Kupon (WKN A2YNV6) verzeichnete immerhin noch ein Plus von 84,15 auf 89 Prozent. „Bei uns gab es nach dem Kursanstieg aber viele Gewinnmitnahmen“, stellt der Händler fest. „Auf dem hohen Level will keiner mehr zugreifen.“

Krisengewinner Hornbach gesucht

Rege Umsätze meldet Brunner außerdem für die beiden Anleihen von Ferratum Capital Germany (WKN A2LQLF, A2TSDS) mit Verkäufen an der Börse und Käufen im OTC-Handel. Beide bieten 5,5 Prozent, die eine ist 2022 fällig, die andere 2023. „Viel gekauft werden heute außerdem Hornbach-Anleihen (WKN A255DH), nachdem die Baumarktkette die sehr guten vorläufigen Zahlen für das erste Quartal bestätigt hat.“

Etwas schwächer präsentierten sich angesichts der wieder gestiegenen Risikoscheu riskantere Werte wie Hybridanleihen von Volkswagen International Finance (WKN A1ZE21), wie Brunner ergänzt. In der vor einer Woche emittierten Publity-Anleihe (WKN A254RV) verzeichnet der Händler gute Umsätze mit anfänglichen Kursgewinnen und folgenden leichten Gewinnmitnahmen.

Staatsanleihen: Lieber etwas Sicheres

Die Sorge vor einer zweiten Pandemiewelle hat die Risikoaversion insgesamt wieder etwas steigen lassen – mit Auswirkungen auch auf die Staatsanleihen. „Der Anstieg der Corona-Fälle in Nordrhein-Westfalen und in den USA lässt Anleger wieder nach sicheren Häfen suchen“, bemerkt Brunner.

Der Euro-Bund-Future stieg daher im Wochenverlauf etwas und liegt am Freitagmittag bei 176,56 Prozent. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel wieder unter minus 0,45 Prozent, aktuell sind es minus 0,47 Prozent. Viel gekauft wird auch eine Spanien-Anleihe mit Laufzeit bis 2033 und Kupon von 2,35 Prozent (WKN A19DZD), meldet Daniel. Die Rendite liegt beim aktuellen Kurs von 121,50 Prozent allerdings nur bei 0,63 Prozent.

Österreicher mit zweiter Methusalem-Anleihe

Gut an kam auch eine neue hundertjährige österreichische Staatsanleihe (WKN A28Y97) mit Kupon von 0,85 Prozent. Käufer dieser zweiten Anleihe mit so langer Laufzeit – die erste (WKN A19PCG) gab es vor drei Jahren – erhalten ihr Geld also erst im Jahr 2120 zurück. Käufer setzen wohl auf Kursgewinne: Die 2017 begebene Anleihe, die einen Kupon von 2,1 Prozent hat, wird mittlerweile zu 196 Prozent gehandelt, was die Rendite auf 0,72 Prozent drückt.

 

 

Neues von reconcept

Noch bis zum 20. August kann eine Anleihe der reconcept GmbH (WKN A289R8) gezeichnet werden, einem Anbieter und Asset-Manager nachhaltiger Geldanlagen sowie Projektentwickler im Bereich Erneuerbare Energien. Das Papier bietet 6,75 Prozent und läuft bis August 2025, Mindestanlagesumme sind 1.000 Euro. reconcept will bis zu 10 Millionen Euro platzieren, die Erlöse sollen in den Aufbau der Projektpipeline in Kanada fließen.

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