Bankenkrise: Ist mein Geld bei der Quirin Privatbank sicher?
Und wie legt die Bank mein Geld eigentlich an?
Das fragen sich derzeit – angesichts der Silicon-Valley-Bank-Pleite und der Übernahme der Crédit Suisse durch die UBS – viele unserer Kundinnen und Kunden.
Die kurze Antwort: Das Geld der Quirin-Kunden ist bei uns in guten Händen und sicher. Eine etwas ausführlichere Antwort gibt es in diesem Tagebuch.
Doch von vorn.
Es ist schon wieder … Krise. Nach der Corona-Pandemie, dem Beginn des russischen Angriffskrieges, der Energiepreiskrise und den hohen Inflationszahlen lesen wir dieser Tage immer häufiger von einem „Bankenbeben“ in den Schlagzeilen.
Bei vielen Menschen rüttelt das unschöne Erinnerungen an die Lehman-Pleite und die weltweite Finanzmarktkrise 2008/2009 wach.
„Krise ist, wenn die Sparer glauben, dass Krise ist.“, so kommentiert das Institut der deutschen Wirtschaft die aktuellen Ereignisse. Und tatsächlich ist das ein ganz entscheidender Punkt. Denn in Schieflage geraten Banken vor allem dann, wenn Anlegerinnen und Anleger glauben, es ist Krise, wenn sie das Vertrauen in Banken verlieren und ihre Einlagen abziehen.
Das bringt Geschäftsbanken rund um den Globus gleichermaßen in die Bredouille, egal, ob sie in San Francisco, London oder Frankfurt sitzen. Doch warum ist das so?
Dazu muss man wissen, dass es grundsätzlich zwei Arten von Bankgeschäften gibt: bilanzwirksame und bilanzunwirksame Geschäfte. Ersteres – die bilanzwirksamen Geschäfte – sind derzeit das Problem vieler klassischer Geschäftsbanken – und deshalb schauen wir da jetzt mal etwas genauer drauf.
Bilanzwirksame Geschäfte – der Kern klassischer Banken
Bilanzwirksame Geschäfte gehören zu den grundlegenden Vorgängen einer klassischen Geschäftsbank.
Kundinnen und Kunden übergeben Banken ihre Einlagen, die Banken legen dieses Geld auf eigene Rechnung wieder an – entweder durch die Vergabe von Krediten an andere Kunden oder durch den Kauf von Wertpapieren, so wie bei der Silicon Valley Bank, die es vor allem in langlaufende US-Staatsanleihen investierte.
Das vom Kunden „gegebene Geld“ wird zum „geliehenen Geld“ und damit zu Fremdkapital für die Bank, das in der Bilanz aufgeführt wird.
Darum sind diese Transaktionen bilanzwirksam.
Bilanzunwirksame Geschäfte – der Kern dessen, was wir tun
Oder die Bank legt das „gegebene Geld“ lediglich im Auftrag des Kunden an, zum Beispiel im Rahmen einer Vermögensverwaltung. Dabei handelt es sich um kein vom Kunden geliehenes Geld, und es taucht daher auch nicht als Fremdkapital in der Bilanz auf.
Diese Geschäfte sind bilanzunwirksam, weil die für den Kunden bzw. die Kundin erworbenen Wertpapiere eben keine Wertpapiere der Bank sind, sondern in einem bei der Bank geführten Kundendepot verwahrt werden und sich somit immer im Kundeneigentum befinden. Das ist übrigens, was wir im Kern tun.
Auch wenn viele Kundinnen und Kunden dieser Unterschied vermutlich gar nicht bewusst ist, ist er wichtig, wenn man die aktuelle Situation einschätzen will.
Das Problem bilanzwirksamer Geschäfte
Das Problem an den bilanzwirksamen Geschäften: Die Kunden stellen das Geld meist nur kurzfristig zur Verfügung, Banken legen es aber in der Regel längerfristig an oder leihen es längerfristig aus, um eine bessere Zinsmarge zu erzielen. Sie transformieren somit kurzfristige Kundeneinlagen in langfristige Kreditausreichungen bzw. Wertpapieranlagen.
Je weiter diese Fristigkeiten aber auseinanderliegen, desto größer ist auch das Risiko für die Bank, denn Verluste in ihren Anlagen bzw. Krediten beeinflussen unmittelbar ihr Geschäftsergebnis.
Genau das war das Problem bei der SVB. Da sie zu stark in langlaufenden Staatsanleihen investiert war, musste sie kräftige Kursverluste verkraften, denn durch den weltweiten Zinsanstieg sind vor allem langlaufende Anleihen unter die Räder gekommen.
Die Einlegerinnen und Einleger der SVB realisierten, dass die Kursverluste der Anlagen ihrer Hausbank deren Geschäftsergebnis gefährdeten, hatten Angst um ihre Einlagen und zogen sie deshalb massiv ab, was die Probleme weiter verstärkte. Und das alles, obwohl die SVB vor allem in US-Staatsanleihen investiert war, also in im Kern werthaltigen Wertpapier-Anlagen.
Das Problem waren eben nicht irgendwelche Schrottpapiere wie noch in der Finanzkrise 2008.
Bank Run bringt Banken in die Bredouille
Doch in Krisen passiert oft genau das: Anlegerinnen und Anleger verlieren das Vertrauen in Banken, es kommt zum Bank Run, viele Kunden ziehen gleichzeitig ihr Vermögen ab. Dann haben selbst Banken ein Problem, die an sich ganz solide aufgestellt sind.
Da Banken zu jeder Zeit zahlungsfähig sein müssen, sind sie in einem solchen Fall gezwungen, durch die Verkäufe ihrer Anlagen Kursverluste zu realisieren, die sie unter normalen Umständen ohne Probleme verkraftet hätten.
Und im digitalen Zeitalter ist so ein Bank Run nicht mehr eine Frage von ein paar Tagen wie das vielleicht zur Finanzmarktkrise noch der Fall war, sondern von Stunden.
Das ist doppelt problematisch, da sich erstens Gerüchte und Fake News über Social Media rasant schnell verbreiten und zweitens das Geld jederzeit mit einem Klick abgezogen werden kann.
Droht uns ein Bank Run? Wie legen wir das Geld unserer Kundinnen und Kunden eigentlich an?
Die so betreuten Assets in Höhe von 6,3 Milliarden Euro (Stichtag 31. Dezember 2022, Quirin Privatbank und quirion) sind bis auf die Einlagen, zu denen wir gleich kommen, sogenanntes „Sondervermögen“, das unabhängig von der Zahlungsfähigkeit der Quirin Privatbank immer Eigentum unserer Kunden bleibt.
Von den 6,3 Milliarden Euro liegen bilanzwirksam 295 Millionen Euro als Kundeneinlagen auf Konten bei der Quirin Privatbank, ein im Vergleich zu den 6,3 Milliarden Euro verschwindend kleiner Teil.
Die Barreserve der Bank beträgt zum 31. Dezember 2022 313 Millionen Euro und ist zu 100 Prozent bei der Bundesbank angelegt bzw. hinterlegt. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden, das sind die Einlagen unserer Kundinnen und Kunden, sind also mit liquiden Mitteln gedeckt.
Alle Kunden können jederzeit an ihr Geld, es ist jederzeit verfügbar, selbst wenn viele Kunden auf einmal Geld abziehen wollen würden.
Das bedeutet: Wir als Quirin Privatbank betreiben – bezogen auf die Kundeneinlagen – grundsätzlich keine Fristentransformation. Man könnte auch sagen: Wir sind eine Bank ohne klassisches bilanzwirksames Bankgeschäft. Deshalb haben wir grundsätzlich keine Probleme mit zinsinduzierten Abschreibungen auf der Aktivseite.
Die Kehrseite: Dass wir so fristenkongruent agieren, hat uns in der Negativzinsphase beachtliche Summen an entgangenem Gewinn gekostet.
Die soliden Banken können sich freuen
Lange Rede, kurzer Sinn: Das Geld unserer Kundinnen und Kunden ist bei uns in guten Händen. Der Kern unserer Geschäftstätigkeit ist die langfristige Vermögensverwaltung und -betreuung.
Das oben beschriebene bilanzwirksame Geschäft macht nur einen kleinen Teil unserer Geschäftstätigkeit aus und wird noch dazu nahezu fristenkongruent betrieben.
Sollten daher Teile dieser Gelder – aus welchem Grund auch immer – abgezogen werden, dann berührt dies in keiner Weise die Zahlungsfähigkeit der Quirin Privatbank oder von quirion – und insbesondere auch nicht die Wertpapierdepots der dort investierten Kundinnen und Kunden.
Da wir zudem keinen riskanten Eigenhandel betreiben, sind wir von der aktuellen Entwicklung nicht betroffen und zukunftsfest aufgestellt.
Die Frage nach der Sicherheit von Einlagen ist für viele Anlegerinnen und Anleger ein immer wichtigeres Kriterium bei der Wahl einer Bank oder eines Finanzdienstleisters.
Wer sich vorab darüber informieren möchte, ob eine Einlagensicherung tatsächlich besteht, kann das u.a. hier tun:
Vielerorts wird jetzt – erneut – der Ruf nach höheren Eigenkapitalquoten für Banken laut. So postuliert der Ökonom Hans-Werner Sinn: „Die Banken brauchen mehr Eigenkapital und mehr Sicherheitspuffer, damit sie die Haftung für Fehlverhalten selbst tragen können, anstatt sie auf andere zu verlagern.“
Mehr Eigenkapital braucht es in jedem Falle, um die Wahrscheinlichkeit von Finanzkrisen in Zukunft zu reduzieren, einen handfesten Bank Run wird man aber auch damit nicht aufhalten können.
Viele Banken haben aufgrund der Abhängigkeit von der Zinsdifferenz als Hauptquelle ihrer Gewinne Probleme mit den aktuellen Zinssteigerungen, zumindest kurzfristig gesehen. Problematisch sind momentan die (temporären) Bewertungseffekte, wenn ein Bank Run die betreffenden Banken zum Realisieren zwingt.
Langfristig betrachtet profitieren die Banken jedoch eher von den gestiegenen Zinsen, ich persönlich gehe sogar von steigenden Bankgewinnen in Zukunft aus.
Die soliden Banken sollten sich freuen, sie werden von Geldzuflüssen profitieren. Dass wir zu den soliden Banken zählen, konnte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, hoffentlich zeigen. Dass wir davon letztlich gemeinsam profitieren – Sie und wir –, ist kein Zufall, sondern eine bewusste Geschäftsentscheidung.
Damit heißt es zumindest für unsere Kundinnen und Kunden „Bankenkrise ade.“
Autor: Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank und Gründer von quirion
Themen im Artikel
Infos über Quirin Privatbank AG
Die Quirin Privatbank AG wurde 2006 als erste Honorarberaterbank in Deutschland gegründet – mit der Mission, die Menschen in Deutschland zu besseren Anlegern zu machen. Die Bank ist Spezialist für professionelle, individuelle Vermögensverwaltung und einen langfristigen Vermögensaufbau.
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