DAX-Ausblick: Geopolitische Belastung nach Israel-Iran-Eskalation dürfte kommende Woche anhalten
Sicherheit ist Trumpf! Nachdem Israel einen Angriff auf Irans Atomanlagen und militärische Führung bestätigt hat, ist die Sorge vor Vergeltungsschlägen – die Iran mit einem massiven Drohnenangriff begonnen hat – sowie einer Eskalation im Nahen Osten groß. An den Kapitalmärkten schichten Investoren aus Risiko-Assets in sichere Anlagehäfen um.
Während Aktien nachgeben, profitieren vor allem Öl und Gold.
Hingegen sind die positiven Nachrichten aus der abgelaufenen Handelswoche bereits vor dem Angriff verpufft: die etwas schwächere US-Inflation, die sich aufhellenden Wachstumsperspektiven Deutschlands sowie die vorläufige Handelsvereinbarung zwischen China und den USA.
Den Aktienmärkten ist schlichtweg die Puste ausgegangen.
Mit Rückkehr der geopolitischen Risiken scheinen sich Investoren auf weitere Rückschläge vorzubereiten.
Diese dürften vermutlich auch Anlass bieten, die jüngsten, überzogen optimistischen, handelspolitischen Erwartungen zu überdenken.
In erster Linie sind es die Rohstoffe Öl und Gold, die als „safe haven“ gefragt sind. So legte der Ölpreis (Brent) in der Spitze über 13 % zu . Gold hingegen schaffte den Sprung über die Marke von 3.400 US-Dollar je Feinunze. Mit einem Jahresplus von gut 30 % stellt das Edelmetall derzeit alle anderen gängigen Assetklassen in den Schatten.
Gold Chart
Diesen historisch ungewöhnlichen Wertzuwachs hat Gold vor allem der Unsicherheit um die US-Wirtschaftspolitik zu verdanken. Das hohe US-Haushaltsdefizit in Verbindung mit dem schwelenden Handelskrieg sowie der Konflikt zwischen Präsident Trump und Fed-Chef Powell belasten sowohl den US-Dollar als auch den US-Rentenmarkt.
Es wäre allerdings verfrüht, hier bereits einen Abgesang auf den US-Dollar zu halten.
Zur US-Wirtschaft wie auch für die Weltreservewährung gibt es zunächst keine Alternative.
Mit knapp 1,16 hat der Euro-Dollar-Kurs ein neues Jahreshoch erreicht und viel Negatives bereits vorweggenommen.
EUR/USD Chart
Ob in der Berichtswoche von der Notenbanksitzung der Fed oder von den US-Einzelhandelsumsätzen weitere Belastungen ausgehen, sei dahingestellt. Mit einer Zinssenkung wird trotz des Drucks aus dem Weißen Haus nicht gerechnet.
Sie würde eher zur Verunsicherung beitragen.
Im Falle der Einzelhandelsumsätze wird nach vorgezogenen Autokäufen mit einer Gegenbewegung im Mai gerechnet.
In der Berichtswoche tagen zudem die Notenbanken in Japan, Norwegen und Schweden, sowie die Bank of England, die PBoC und die SNB.
Die israelischen Militärschläge richteten sich wohl gegen das Atomprogramm und das Militär, aber auch eine Öl-Raffinerie soll in Flammen stehen.
Die Lage ist unübersichtlich.
An den Finanzmärkten ist die Risikoaversion infolge der Ereignisse sprunghaft angestiegen und die Ölnotierungen haben kräftig bis deutlich über die Marke von 70 USD/Barrel zugelegt.
Rund 23 % der Weltölförderung und damit auch ein wesentlicher Teil des globalen Ölexports stammen aus Ländern am Persischen Golf. Der Iran selbst produziert mehr als 3 Mio. Barrel/Tag und davon werden 1 bis 2 Mio. Barrel/Tag nach Asien verschifft, vor allem nach China. Zwar haben die OPEC-Staaten freie Produktionskapazitäten (ca. 6 Mio. Barrel/Tag) und sie könnten Ausfälle der iranischen Ölindustrie ersetzen. Diese befinden sich aber im Wesentlichen am Persischen Golf.
Allein Saudi-Arabien hat dabei eine ungenutzte Produktionskapazität von fast 3 Mio. Barrel/Tag.
Entscheidend ist daher der Seeweg durch den Persischen Golf (Straße von Hormus).
Nicht nur die Produktion im Nahen Osten ist relevant, auch die Entwicklung beim größten Ölprozenten der Welt, den USA.
Je länger die Ölnotierungen auf erhöhtem Niveau liegen, desto attraktiver wird es in den USA, neue Bohrlöcher zu erschließen.
Die niedrigen Ölnotierungen der letzten Quartale haben die Zahl der Bohrlöcher und die US-Ölproduktion sinken lassen.
Laut Dallas-Fed liegt der Breakeven-Ölpreis der Fracking-Unternehmen für die Erschließung neuer Bohrlöcher bei 60-70 USD/Barrel.
„Politische Börsen haben kurze Beine“, sagt man in der Regel. Noch ist aber unklar, wie sich die Situation im Nahen Osten weiterentwickeln wird und so bleibt die Risikoprämie bei den Ölnotierungen wohl kurzfristig erhöht.
Unsere Ölpreisprognosen liegen bei 72 USD/Barrel zur Mitte des Jahres, bei 78 USD/Barrel per Ende des Jahres und 85 USD/Barrel per Ende 2026.
Eine mit Blick auf 2026 erwartete konjunkturelle Belebung ist dabei der wesentliche Faktor.
Angesichts der geopolitischen Risiken bleiben die Werte aber unter Beobachtung.
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