Geschäftskonten: Wohin mit der Liquidität?

Quirin PrivatbankViele Anlegerinnen und Anleger befinden sich in einem Dilemma: Seit 2008 ist der Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank von 4,25 Prozent auf inzwischen 0 Prozent gesunken. Zusätzlich zum Niedrig- oder Minuszins schlägt die Inflation voll zu, im Oktober lag sie bei 4,5 Prozent.

Das bedeutet: Während Guthaben auf Girokonten vor 15 Jahren nicht negativ belastet wurden und Kapital auf Tages- oder Festgeldkonten ohne weiteres Zutun noch eine anständige Rendite abwarf, verliert es heute auf genau diesen Konten schleichend an Wert.

Dieses Problem betrifft jedoch nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmerinnen und Unternehmer.

Denn sie müssen einen Teil des Geschäftsvermögens als liquide Barreserve vorhalten. In knapp 70 Prozent der Fälle liegen diese liquiden Mittel auf Giro- oder Geschäftskonten – dort werden sie im besten Falle gar nicht verzinst, im schlechtesten Falle negativ.

Bei einer Liquiditätsreserve von beispielsweise 500.000 Euro auf dem Girokonto des Unternehmers, einem Minuszins von 0,5 Prozent und einer Inflation von 4,5 Prozent sinkt die Kaufkraft pro Jahr um mehr als 25.000 Euro.

 

 

Selbst wenn die liquiden Rücklagen deutlich unter diesem Betrag liegen, summieren sich die jährlichen Verluste schnell zu üppigen Beträgen zusammen. Und letztlich können solche Verluste auch spürbare Auswirkungen auf die Geschäftsplanung haben.

Die Zeiten, in denen Cash-Haltung nichts kostet und im Idealfall sogar noch was einbringt, sind leider vorbei.

 

 

Der Minuszins- und Inflationsfalle entkommen

Doch was ist die Alternative? Wie kann man – als Privatperson oder als Unternehmer – der Minuszins- und Inflationsfalle entkommen, um kein Geld zu verlieren, aber gleichzeitig finanziell flexibel bleiben? Darüber haben wir Anfang November bei unserem ersten digitalen Unternehmerabend gesprochen.

Und was soll ich sagen, es war ein toller, kurzweiliger Abend mit etwa 260 Unternehmerinnen und Unternehmern aus ganz Deutschland. Mit dabei waren zudem Michael Raith, der Niederlassungsleiter der Quirin Privatbank in Stuttgart, sowie Andreas Franik, der als Moderator durch den Abend führte.

Und die Beispiele aus der Praxis zeigen, dass wir mit diesem Thema offene Türen einrennen. So muss beispielsweise – wie Michael Raith berichtete – ein sehr erfolgreiches IT-Unternehmen, dessen Geschäft hervorragend läuft, sodass sich fortlaufend mehr Geld auf den Konten anhäuft, nicht unerhebliche Summen an Strafzinsen zahlen.

In einem weiteren Beispiel, einer Rechtsanwaltssozietät, müssen die Partner hohe Einlagen in Cash vorhalten, diese liegen ebenfalls auf Giro- oder Geschäftskonten, und werden schleichend weniger wert.

Das macht deutlich, dass Minuszinsen nicht irgendein theoretisches Konstrukt auf dem Papier sind, sondern in der Realität der Unternehmer angekommen sind. Und es handelt sich dabei nicht um Einzelfälle, wie die erste Zuschauerbefragung des Abends zeigte.

Zwei Drittel der teilnehmenden Unternehmer gaben an, entweder als Privatperson oder als Unternehmer bereits Minuszinsen oder Verwahrentgelte zu zahlen.

 

 

Neben den Minuszinsen gibt es weitere Herausforderungen, die Unternehmerinnen und Unternehmer tagtäglich stemmen müssen. Momentan sind die am häufigsten in einer weiteren Befragung des Abends genannten Herausforderungen die folgenden:

  • Zu viel Regulierung und Bürokratie, das sagen 57 %
  • Die Inflation und die steigenden Preise setzen 50 % zu
  • Der Arbeitskräftemangel stellt ebenfalls fast jeden Zweiten vor große Herausforderungen, genannt von 46 %

Auch ich als Unternehmer sehe mich und mein Unternehmen durchaus mit diesen Herausforderungen konfrontiert. Die Nennungen haben mich insofern überhaupt nicht überrascht. Umso wichtiger ist es, dass wir sie alle gemeinsam angehen.

 

 

Politik in der Verantwortung

Die gerade geschmiedete Ampel-Koalition sehe ich vor allem für die Themen Bürokratieabbau und Arbeitskräftemangel in der Pflicht. Ich setze da auch durchaus einige Hoffnungen in einen gewissen Aufbruch durch die neuen Regierungsverantwortlichen.

Wir brauchen in Deutschland aus meiner Sicht dringend unternehmerfreundlichere Rahmenbedingungen – übrigens in allen Unternehmensphasen, nicht nur für die Gründung.

Und auch beim Thema Arbeitskräftemangel muss die Politik schnell und intelligent handeln – mit einer wirksamen Initiative für eine zeitgemäßere Schul- und Ausbildung sowie eine wirksamere Förderung der Erwachsenenbildung.

Erste Blicke in den Koalitionsvertrag lassen auch hier z. B. mit Blick auf die beschlossene BaFöG-Reform hoffen.

 

 

Was tun gegen Minuszinsen und Inflation?

Die Inflationsfragen werden uns aus meiner Sicht weiter begleiten, wenn wohl höchstwahrscheinlich nicht im aktuellen Umfang.

Aber auch moderatere Inflationsraten zwingen angesichts des Nullzinsumfelds zum Handeln – allerdings nicht politisch, sondern bei jeder Anlegerin und jedem Anleger, auch den Unternehmern.

Doch wie kann ich – als Unternehmer oder Privatanleger – Minuszinsen und Inflation einen Riegel vorschieben? Zunächst sollte man genau analysieren, welche Gelder unbedingt jederzeit verfügbar sein müssen. Für den Rest sollte man dann möglichst genau kalkulieren, wie lange man die Beträge entbehren kann.

Das Gleiche gilt übrigens für jeden Privatanleger. Mit Blick auf die Unternehmer erleben wir es in der Praxis immer wieder, dass hohe Summen jahrelang unverzinst auf Konten geschlummert haben, einfach, weil im laufenden Geschäftsbetrieb keine Zeit war, sich richtig darum zu kümmern.

Vor dem Hintergrund des Nullzinsumfeldes sind Aktienanlagen die attraktivste Alternative, außer, wenn es sich um Kurzfristanlagen handelt. Für eine reine Aktienanlage sollte man schon mindestens 7 Jahre mitbringen, gerne auch länger.

Unter Beimischung von Anleihen, je nach Risikoneigung, Anlageziel und -horizont, lässt sich die empfehlenswerte Anlagedauer aber auch verkürzen. Da können wir jederzeit passende Angebote erstellen. Fakt ist:

Mit einer Anlage am Kapitalmarkt wird aus „totem“ Kapital Produktivkapital – und letztlich bedeutet das ja auch, unternehmerisch zu denken.

 

Breit gestreut in den gesamten Markt investieren

Wichtig ist dabei, nicht einfach irgendwie auf eigene Faust wahllos ein paar Einzeltitel zu kaufen, die man vermeintlich gut kennt, sondern breit gestreut in den gesamten Markt zu investieren, weltweit.

So partizipieren Unternehmer vom Wachstum anderer Unternehmen und können im langfristigen Mittel Renditen von 1,5 bis 7 Prozent per anno erzielen, je nachdem, welche Aktienquote sie wählen und je nachdem, welchen Anlagehorizont sie mitbringen.

Grundsätzlich gilt: Die weltweiten Kapitalmärkte entwickeln sich langfristig immer nach oben, denn die unternehmerischen Risiken, die Unternehmer naturgemäß eingehen, werden mit einer entsprechenden Risikoprämie entlohnt, die über dem risikolosen Zins liegt.

 

 

Unternehmertum in Deutschland

Dass Unternehmer höhere Risiken eingehen, ist landläufig bekannt. Und obwohl sie dabei zum Teil sogar persönlich Risiken eingehen und im Idealfall viele Arbeitsplätze schaffen, hatte ich oft auch das Gefühl, dass Unternehmer immer wieder mit (Vor-)Urteilen und Kritik konfrontiert sind.

Ich wollte es mal etwas genauer wissen und habe deshalb die Deutschen gefragt, wie Unternehmer eigentlich generell in der breiten Bevölkerung angesehen sind. Im Oktober haben wir dazu eine bundesweit repräsentative Befragung durchgeführt, um diese und weitere Fragen rund um das Thema Unternehmertum in Deutschland untersuchen zu lassen.

Und die Ergebnisse haben mich wirklich sehr überrascht – und zwar im positiven Sinne. Ich bin selbst Unternehmer mit Leib und Seele, hatte früher aber immer mal wieder das Gefühl, das wäre nichts Rühmliches, man müsse sich dafür eher schämen.

Doch hier scheint es einen spürbaren Wandel gegeben zu haben, denn 85 % der befragten Deutschen sagen, dass erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer wichtig sind, denn sie sorgen für Arbeitsplätze und tragen so entscheidend zu Fortschritt und Wohlstand bei.

Das Bild vom Unternehmer allgemein ist deutlich positiver, als ich das erwartet hatte – so werden Unternehmer am häufigsten als fleißig, ausdauernd und mutig beschrieben.

Das freut mich persönlich sehr, denn Unternehmertum ist wichtig. In bestehenden wie neuen Unternehmen entstehen kreative Ideen, die Probleme lösen oder Wünsche befriedigen können.

Sie stehen für Fortschritt und Innovation – und die sind heute wichtiger denn je, damit Deutschland im internationalen Wettbewerb weiter bestehen kann.

 

 

Und damit Unternehmer diese wichtige Rolle in der Gesellschaft wahrnehmen können und den Kopf für unternehmerische Entscheidungen frei haben, kümmern wir uns um ihre Finanzen.

So konnten wir sowohl dem IT-Unternehmen als auch der Sozietät (und vielen anderen Kunden bislang) helfen: Da bei dem IT-Unternehmen absehbar war, dass der hohe Cashflow auch weiterhin bestehen würde, hat es ca. 20 % der vorhandenen Liquidität in der Vermögensverwaltung „Verantwortung“ mit einem Aktienanteil von 30 % und einem Anleiheanteil von 70 % angelegt, da dieser Teil langfristig entbehrbar ist.

Die Partner der Rechtsanwaltssozietät sind sehr kapitalmarktaffin und haben ihre Partnereinlagen in unserem Vermögensverwaltungsbaustein „Markt“ angelegt, da die Gelder langfristig nicht benötigt werden und die Schwankungen für alle Partner tragbar sind. Verlässt ein Partner die Kanzlei, muss ein neuer die Struktur übernehmen bzw. der aussteigende Partner verkauft anteilig.

Und so lassen sich für viele Unternehmer individuelle Lösungen finden.

Das Gute daran: Die Unternehmer müssen sich keine Gedanken mehr machen um die schleichende Entwertung ihres Geldes durch Inflation und Minuszins, sondern können sich voll und ganz auf das konzentrieren, was in den Augen vieler Menschen ihre wichtigste Aufgabe ist: ihren entscheidenden Beitrag zu Fortschritt und Wohlstand in Deutschland zu leisten.

Und wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, keine Unternehmer sind, trifft das Gesagte auch für Ihre Finanzen zu, denn die Regeln kluger Geldanlage gelten für alle Anleger gleichermaßen.

 

Autor: Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank und Gründer von quirion

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    Quirin Privatbank AG:

    Die Quirin Privatbank AG wurde 2006 als erste Honorarberaterbank in Deutschland gegründet – mit der Mission, die Menschen in Deutschland zu besseren Anlegern zu machen. Die Bank ist Spezialist für professionelle, individuelle Vermögensverwaltung und einen langfristigen Vermögensaufbau.

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