Kapitalmarkt: 5 Trends für das zweite Halbjahr

  • Weltwirtschaft braucht zweiten Trump-Schub
  • Keine harte Landung in China
  • Fed dreht den Geldhahn zu
  • Rohstoffpreise bleiben niedrig
  • Schwellenländer mit geringer Abhängigkeit von China profitieren


Fidelity: Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity International, nennt fünf zentrale Themen, die die weltweiten Kapitalmärkte in den nächsten sechs Monaten beeinflussen werden.

 

1. Weltwirtschaft braucht zweiten Trump-Schub
2016 stützten die lockere Geldpolitik der wichtigen Zentralbanken sowie fiskalische und geldpolitische Stimulusmaßnahmen der chinesischen Regierung das globale Wachstum.

Nun flaut dieser Rückenwind ab: Weltweit überschritt das Wirtschaftswachstum im Frühjahr den Zenit und verliert an Schwung. Das macht sich in nachlassenden Industrieaufträgen und schwächerem Welthandel bemerkbar. Zwar scheint eine baldige Rezession unwahrscheinlich. Aber ohne offensichtliche Schützenhilfe dürfte sich das Wachstum in den nächsten Monaten weiter verlangsamen.

 

Fidelity Frühindikator - OECD Industrieproduktion


Könnte Trump die Konjunktur mit einem Stimulierungspaket ankurbeln? Um überhaupt Wirkung zu entfalten, müsste es ein erhebliches Volumen haben. Das aber ist unwahrscheinlich – zumindest in diesem Jahr. Zudem kann die gewünschte positive Wirkung nicht garantiert werden, da sich die US-Wirtschaft bereits in einer relativ späten Phase des Zyklus befindet.

2. Keine harte Landung in China
Chinas Regierung nimmt die Stimulusmaßnahmen zurück, mit denen sie die Wirtschaft im vergangenen Jahr angekurbelt hatte. Auch die geld- und fiskalpolitischen Zügel werden langsam angezogen, was sich in diversen Indikatoren niederschlägt.

Flankiert und verstärkt wird dies durch eine strengere Regulierung. Bis jetzt hat sich die geldpolitische Straffung kaum auf das Weltwirtschaftswachstum ausgewirkt. In den nächsten Monaten dürften die Wachstumssorgen aber wieder zunehmen, wenn die Auswirkungen sichtbarer werden.

Angesichts des intransparenten chinesischen Finanzsystems und der Aufsichtsbehörden lassen sich die Folgen aber kaum beziffern, geschweige denn zeitlich bestimmen.

3. Fed dreht den Geldhahn zu
In den letzten sieben Monaten hat die US-Notenbank die Zinsen dreimal erhöht. Dennoch ist seit Anfang 2016 eine massive Lockerung der Finanzierungsbedingungen in den USA zu beobachten.

Zusammen mit dem Höhenflug an den Aktienmärkten, niedrigeren Renditen, engeren Risikoaufschlägen bei Unternehmensanleihen und dem schwächeren Dollar bestärkt das die Fed, am Straffungszyklus festzuhalten. Und das, obwohl Wachstum und Inflation seit Jahresbeginn unerwartet schwächeln.

 

Finanzierungsbedingungen USA


Da eine Konjunkturabkühlung in China ein reales Risiko für das globale Wachstum ist, könnten übereilte Zinserhöhungen kontraproduktiv sein. Mit der Verknappung von Liquidität seitens der Zentralbanken könnte auch der Geldfluss versiegen, der Vermögenswerte in Schwellenländern in den letzten 18 Monaten gestützt hat.

4. Rohstoffpreise bleiben niedrig
Da China bei vielen Industriemetallen mehr als die Hälfte der weltweit verfügbaren Mengen abnimmt, sind ihre Preise stark von der Nachfrage im Land abhängig. Noch Anfang des Jahres waren die Rohstoffpreise in China stark gestiegen, sind dann aber eingebrochen.

Neue Gesetze gegen Preisspekulationen sind für diese Preisreaktion mitverantwortlich. Aber auch Sorgen über eine Wachstumsabkühlung haben daran Anteil, da die Wirtschaft nach wie vor zu sehr am Investitionstropf hängt.

Mit Initiativen für eine ausgewogenere Volkswirtschaft – zum Beispiel Fördern der Wohnungsnachfrage, Verbessern des sozialen Sicherungsnetzes zur Stimulierung des Konsums und Steuerreformen – will Peking gegensteuern.

Zuletzt sind die Preise einiger Rohstoffe wieder gestiegen. Aber derzeit ist nicht erkennbar, was in Anbetracht der aktuellen Politik für eine nachhaltige Preiserholung sorgen könnte.

5. Schwellenländer mit geringer Abhängigkeit von China profitieren
Da die Fed die Zinsen erhöht und die chinesische Regierung ihre Stimulusmaßnahmen zurücknimmt, könnten Schwellenländer, die eng mit diesen beiden Volkswirtschaften verflochten sind, unter Druck geraten. Allerdings ist ihre Lage heute nicht mehr so prekär wie früher. Länder wie Brasilien, Mexiko und Russland verfügen inzwischen über stärkere Devisenpuffer im Verhältnis zu ihren Bruttoinlandsprodukten.

Grundsätzlich gilt: Volkswirtschaften mit geringerer Abhängigkeit von Rohstoffen und China dürften besser abschneiden.

Autor: Anna Stupnytska

 

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