Marktausblick: Drohnenangriff trifft saudische Ölindustrie
XTB: Für den Ölmarkt war es ein dramatischer Start in die neue Woche – Brent verzeichnete den größten prozentualen Anstieg seit der Invasion Kuwaits im Jahr 1990 durch Saddam Hussein. Der Angriff auf die Ölanlagen Saudi-Arabiens führte zu einem erheblichen Schock auf der Angebotsseite und ließ die Futures kurzzeitig um fast 20% steigen.
Der Schaden wird auf mehr als 5 Mio. Barrel geschätzt, das entspricht ca. 5% der weltweiten Versorgung.
Außerdem bestehen Sorgen, dass weitere Vorfälle folgen könnten.
HOUTHI-REBELLEN BEKENNEN SICH ZUM ANGRIFF
Die vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen im Jemen bekannten sich zu dem Angriff. Dies wirft die Frage auf, wie anfällig Saudi-Arabien künftig für weitere Angriffe ist, daher könnte es in absehbarer Zeit einen erheblichen geopolitischen Risikoaufschlag beim Ölpreis geben. Die Risiken im Mittleren Osten schienen nach dem Rücktritt von US-Sicherheitsberater John Bolton letzte Woche zurückzugehen, mit der Spekulation, dass dies auf Pläne aus Washington zurückzuführen sei, die Sanktionen gegen Teheran aufzuheben.
Die Angriffe haben die Geschichte an dieser Front jedoch völlig verändert.
AUSWIRKUNGEN AUF ANDERE ANLAGEKLASSEN
Auch andere Anlageklassen erfuhren interessante Bewegungen: Die größten Profiteure waren beispielsweise der CAD sowie die NOK, während die Währungen großer Ölimporteure wie die TRY eine Abwertung erfuhren. Aktienindizes eröffneten wiederum tiefer, während Anleihen und Edelmetalle auf mehr Käuferinteresse stießen – Gold notiert wieder oberhalb der 1.500 USD-Marke.
TRUMP GIBT ÖLRESERVEN FREI
Trotz der größten historischen Unterbrechung der Ölversorgung gibt es beträchtliche Reserven, um die Auswirkungen zu mildern. Saudi-Arabien verfügt über Ölreserven von rund 188 Mio. Barrel, sodass das Defizit für rund 37 Tagen abgedeckt werden kann. Andererseits twitterte US-Präsident Trump kurz vor der heutigen Markteröffnung, dass er bereit sei, so viel Öl wie nötig aus der strategischen Erdölreserve (SPR) freizusetzen. Mit rund 640 Mio. Barrel gibt es bei Bedarf eine ausreichende Menge, um der jüngsten Entwicklung entgegenzuwirken. Dies hat dazu beigetragen, dass Brent rund die Hälfte seines Anstieges wieder abgegeben hat.
Zum Zeitpunkt des Schreibens notiert der Preis 7% oberhalb des Schlusskurses vom Freitag.
WAS SOLLTE MAN KÜNFTIG BEACHTEN?
Die nachhaltigen Auswirkungen dieser Angriffe werden zum Teil davon abhängen, wie schnell die verlorene Produktion ausgeglichen werden kann. Saudi-Arabien bleibt auch für weitere Angriffe anfällig, sodass der Ölpreis weiter auf hohem Niveau notieren könnte. Kurzfristig werden Händler gespannt auf weitere Informationen über die Dauer des Ausfalls achten.
Die planmäßige Aufrechterhaltung der Ölförderung dauert jedoch oft länger als erwartet, und ein längerer Ausfall zusammen mit der vermeintlich erhöhten Gefahr einer weiteren Eskalation im Nahen Osten könnte den Ölpreis leicht über die 70 USD-Marke pro Barrel (möglicherweise sogar bis zu 75 USD) steigen lassen.
Auf der Unterseite sollte wiederum die 60,25 USD-Marke beachtet werden.
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