Norwegische Krone unter geldpolitischem Druck

Helaba: Trotz hoher Energiepreise wertete die Norwegen-Krone deutlich ab.

Die bislang recht zögerliche Zentralbank muss vermutlich noch weiter straffen. Dann dürfte die Krone auch wieder zulegen.

Norwegen wird für die deutsche Energieversorgung immer wichtiger. Nach dem Wegfall russischer Lieferungen nahmen die Öl- und vor allem Gasimporte aus norwegischen Quellen massiv an Bedeutung zu.

Selbst Strom bezieht Deutschland aus Norwegen, und künftig soll Wasserstoff eine immer größere Rolle spielen.

Man sollte meinen, dass die norwegische Wirtschaft und damit die Währung davon kräftig profitieren würde. Tatsächlich sprang Norwegens Leistungsbilanzüberschuss 2022 auf einen Rekordwert von rund 30% am BIP – im Corona-Jahr 2020 lag dieser noch bei 1%.

Dagegen zählte die Norwegische Krone 2022 zu den Verlierern, selbst gegenüber dem Euro.

Im laufenden Jahr ist sie sogar die schwächste unter den Industrieländerwährungen.

 

Rückenwind durch höhere Energiepreise

Nach Beginn des Ukrainekriegs konnte die norwegische Währung mit dem Rückenwind höherer Energiepreise zunächst noch aufwerten.

Die Krone legte allerdings bereits vor dem Hochpunkt bei den Preisen die Kehrtwende ein, obwohl im dritten Quartal allein die Erträge aus den Gasausfuhren mehr als 30% am BIP ausmachten.

 

 

Die dann nachlassenden Öl- und später Gaspreise haben die Währung wohl belastet. Dabei sind die Energiepreise trotz des Rückgangs weiterhin auf erhöhtem Niveau und lassen die Einnahmen sprudeln.

Norwegens außenwirtschaftliche Überschüsse sorgen für eine große Stabilität. Das Finanzvermögen des Staates – der über eine Billion Euro schwere Ölfonds – ist viel größer als die Staatsverschuldung.

Auch politisch ist das Land sehr solide, so dass es die Eigenschaften eines sicheren Anlagehafens besitzt. In den letzten Jahren wurde die Währung aber teilweise als stark risikobehaftet gehandelt, d.h. in Phasen hoher Nervosität an den Finanzmärkten wertete die Krone ab, auch weil sie relativ illiquide ist.

In den letzten Monaten hat sich die Risikoneigung an den Märkten wieder deutlich aufgehellt.

Aber selbst davon konnte die Krone nicht profitieren.

 

 

Leitzinsnachteil für Norwegen

Ein anderer Faktor hat die Währung vornehmlich unter Druck gesetzt: die Geldpolitik.

Zwar startete die norwegische Zentralbank ihren Zinserhöhungszyklus bereits im September 2021, allerdings agierte die Norges Bank recht behutsam und pausierte zuletzt sogar bei einem Leitzinsniveau von 2,75%.

Damit wurde sie erstmals seit 2006 von der EZB übertroffen.

 

 

Gemäß den Geldmarkterwartungen wird sich der Leitzinsnachteil Norwegens sogar noch ausweiten, da der EZB forschere Zinsschritte zugetraut werden als der Norges Bank.

Die eigentliche Schwäche der Krone setzte ein, als die Zinserwartungen hinsichtlich der EZB viel schneller als für die norwegische Notenbank stiegen.

Bei zwei- und erst recht bei zehnjährigen Anleihen hat die Krone zwar einen Renditevorteil gegenüber dem Euro, der jedoch im Vergleich zu den letzten zehn Jahren sehr niedrig ausfällt.

Von daher sind Verluste der Krone durchaus nicht ungerechtfertigt.

 

 

Geringere Inflation als in der Eurozone

In Norwegen kletterte die Inflation auf „nur“ 7,5% und damit weniger als in der Eurozone. Die Öl- und Gaspreise fallen in Norwegen weniger ins Gewicht, da sie beim Heizen und bei der Stromerzeugung nur eine geringe Rolle spielen – dank des Überflusses an Wasserkraft.

Die Kernrate, also ohne Energie und Steueränderungen, lag hingegen mit mehr als 6,4% höher als in der Eurozone und spricht für eine geldpolitische Straffung.

 

 

Konjunktur schwächt sich ab

Die norwegische Konjunktur schwächt sich deutlich ab. Nach 3,3% im Vorjahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt (Festland) 2023 nur um rund 1% wachsen.

Aber zumindest eine Rezession zeichnet sich nicht ab, auch wenn einige Indikatoren zunächst noch zur Vorsicht mahnen.

Der zuvor überschäumende Häusermarkt birgt gewisse Risiken, hält sich aber bislang recht stabil.

Die Arbeitslosenquote ist niedrig, das Lohnwachstum zieht allmählich an.

 

Zentralbank hat noch Spielraum

Die Geldpolitik hat vom Wachstum her also durchaus den Spielraum, den Leitzins weiter anzuheben. Zudem setzen die Zinsschritte der EZB die Norges Bank unter Druck, da die Schwäche der Krone als zusätzliche Inflationsquelle gilt.

Daher wird die norwegische Notenbank vermutlich doch noch stärker nachlegen.

Damit sollten sich die Zinsdifferenzen wieder mehr zu Gunsten der Krone bewegen.

Kurzfristig kann es zwar noch schwierig bleiben, der Kursverfall setzt sich noch fort.

Im späteren Jahresverlauf dürfte der EUR-NOK Wechselkurs wieder klar unter der Marke von 11 notieren.

Dies würde dann auch wieder mehr im Einklang mit Energiepreisen, Leistungsbilanzen, Staatsverschuldung oder auch langfristigen Bewertungen stehen, die allesamt eine stärkere Krone nahelegen.

 

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