Positive Prognose für Aktien trotz steigender Anleiherenditen

LGIM: Während Experten im Euroraum frühestens Mitte 2019 eine erste Zinsanhebung über das aktuelle Rekordtief von null Prozent hinaus erwarten, schreitet die Normalisierung der Geldpolitik in den USA voran. Entsprechend hob die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr an – auf die neue Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was mit Aktien passiert, wenn die Renditen von Anleihen steigen. Nach Meinung von Lars Kreckel, Global Equity Strategist bei Legal & General Investment Management (LGIM), muss eine Antwort mehrere Faktoren berücksichtigen.

Rückenwind für Aktien bei steigenden Anleiherenditen
„Die historische Entwicklung zeigt,  dass sich Aktienkurse positiv entwickeln können, wenn die  Anleiherenditen steigen. In den vergangenen 40 Jahren sind  die Renditen von US-Staatsanleihen in 16 Zeiträumen stark gestiegen. In 14 dieser Episoden verzeichneten die im Aktienindex S&P 500 notierten Titel der größten US-amerikanischen Unternehmen ein durchschnittliches Kurswachstum von mehr als sieben Prozent“, sagt Kreckel.

Noch wichtiger als der Anstieg der Rendite an sich seien die Gründe dafür, also der Renditetreiber. „Wenn die Renditen steigen, weil die Märkte stärker wachsen oder das Deflationsrisiko sinkt, dann sind das auch gute Nachrichten für den Aktienmarkt“, so der Experte. „Sind jedoch die Sorgen vor einer Hyperinflation der  Auslöser für steigende Anleiherenditen, dann sind das schlechte Nachrichten für Aktien.“

Neben den Renditetreibern sollten Anleger auch die  Geschwindigkeit im Blick behalten, mit der die Anleihenrenditen steigen. „Aktien können in der Regel einen langsamen Renditeanstieg von Anleihen gut verkraften. Problematisch sind dagegen starke Renditeschwankungen nach oben und unten. Renditespitzen erhöhen das Risiko von Verwerfungen an den Rentenmärkten, die auf andere Märkte oder Volkswirtschaften übergreifen. Wenn sich die Renditen stabilisieren, erholen sich Aktien typischerweise“, erklärt Kreckel.

Darüber hinaus zähle auch die Höhe der Renditen. Bislang seien die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) im Allgemeinen am höchsten ausgefallen, wenn 10-jährige Staatsanleihen eine Rendite vonn fünf bis sieben Prozent aufwiesen. Dagegen hätten sich steigende Anleiherenditen  in der Spanne von fünf bis sechs Prozent negativ auf die Aktienkurse ausgewirkt. Derzeit sprächen die Anzeichen jedoch dafür, dass dies schon früher der Fall sein könnte.

 

 

Aktien haben Bewertungspuffer gegenüber höheren Anleiherenditen
Ein weiterer wichtiger Faktor ist laut Kreckel der Bewertungspuffer von Aktien gegenüber höheren Anleihenditen. „In der Regel liegen die Renditen von Aktien höher als die von Anleihen. Der Renditeabstand ist derzeit überdurchschnittlich hoch, ebenso wie die Risikoprämie auf Aktien – ein Plus an Rendite, das Anleger typischerweise für das Halten von Aktien statt Anleihen verlangen“, erklärt der Experte von LGIM.

Der Renditeabstand und die Risikoprämie hätten sich allgemein immer bei sinkenden Anleiherenditen erhöht und bei steigenden Renditen vermindert. Staatsanleihen, die mit rund 3,6 Prozent rentieren, würden den Renditeabstand auf den langfristigen Durchschnitt zurückführen.

„Höhere Anleiherenditen belasten die Erträge. Wir gehen davon aus, dass ein Renditeanstieg von 0,5 Prozent bei Unternehmensanleihen den Gewinn pro Aktie im S&P 500 um circa zwei Prozent reduziert“, sagt Kreckel.

Gleichzeitig sinke der Anreiz für Unternehmen zum Rückkauf eigener Aktien, wenn die Anleiherenditen steigen: „Rückkäufe dienen nicht mehr der Ertragsteigerung, wenn die Anleiherenditen die Gewinnrendite von derzeit etwa 5,8 Prozent übersteigen.“ In der Verganhenheit hätten Rückkaufprogramme dagegen den Gewinn pro Aktie im S&P 500 kontinuierlich um 1,5 bis 2 Prozent gesteigert.

„Berücksichtigt man all diese Faktoren, könnten die Aktienkurse weiter steigen, auch wenn die Anleiherenditen allmählich oben gehen. Der Trade-off wird allerdings komplizierter, wenn die Renditen von US-Staatsanleihen die Bandbreite von 3,5 bis 4 Prozent erreichen“, lautet das Fazit von Kreckel.

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