Reise-Aktien: Das Geschäft brummt wieder

Börse FrankfurtAbgesehen von Leon Goretzka, Kai Havertz und der übrigen deutschen Elf in der Fußball-EM interessiert derzeit (fast) nur eins: der Urlaub.

Angesichts immer weiter sinkender Infektionszahlen schnellen die Buchungszahlen nach oben. Nach dem harten Pandemiewinter ist der Wunsch nach Tapetenwechsel und Abstand groß. Diese Woche haben auch die Schulferien in den ersten Bundesländern begonnen.

Am Aktienmarkt hat sich die Branche längst zurückgemeldet: Der Stoxx Europe 600 Travel & Leisure hat seit Jahresanfang um knapp 19 Prozent zugelegt und damit den marktbreiten Stoxx Europe 600 (13,5 Prozent) und auch den DAX (knapp 13 Prozent) klar hinter sich gelassen.

Der europäische Branchenindex umfasst Touristikunternehmen wie TUI, Fluggesellschaften wie Lufthansa, Ryanair und Easyjet sowie Hotelgruppen wie Accor und Intercontinental.

 

„Carnival für Zukunft gut gerüstet“

Zum Index gehört auch das britische-amerikanische Kreuzschifffahrtsunternehmen Carnival Corporation mit den Marken Carnival Cruise, Aida oder Costa.

„Mit dem reinen Fokus auf Schiffe ist Carnival dem Markt natürlich komplett ausgeliefert“, bemerkt Marc Richter von der Baader Bank. „Zwar starten die ersten Schiffe im Juli wieder, für 2021 rechnet Carnival aber noch nicht mit einem Boom.“

Erst 2023 soll die gesamte Flotte wieder eingesetzt werden. Neben Corona ist auch Nachhaltigkeit ein großes Thema für den Konzern, die Umrüstung der Schiffe ist geplant.

Die verbesserten Aussichten schlagen sich auch im Aktienkurs nieder: An der Börse Frankfurt wurde Carnival vor dem Corona-Crash noch um 40 Euro gehandelt und brach bis auf unter 10 Euro ein.

Zwar bleibt die Erholung bis auf aktuell knapp 20 Euro hinter der der Tourismusbranche zurück, „dafür hat die Aktie noch viel Potenzial“, erklärt Richter. „Carnival hat sich auf Corona gut eingestellt und lässt zum Beispiel nur Geimpfte an Bord. Und den ‚Change‘ in Richtung Nachhaltigkeit sollte Carnival hinbekommen.“

 

Booking.com und Expedia: Das Geschäft brummt wieder

Schon längst das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht hat der Kurs des US-Konzerns Booking Holdings mit der Buchungsplattform Booking.com. „Booking.com hat bei Hotelbuchungen in Europa mittlerweile einen Marktanteil von 68 Prozent“, weiß Richter.

Auch das Thema Nachhaltigkeit habe Booking.com auf dem Schirm und stelle sich darauf ein – etwa mit mehr Angeboten für Wanderreisen. Mit der breiten Aufstellung mit Hotels, Ferienwohnungen, Flügen und Mietwagen decke die in den Niederlanden gegründete Plattform Booking.com ein breites Feld ab.

„Wer auf die komplette Branche setzen will, fährt mit Booking.com daher gut.“ Die Aktie kostet an der Börse Frankfurt aktuell 1.891 Euro.

Ebenfalls richtig gut läuft es an der Börse für die US-Reiseplattform Expedia, zu der neben expedia.de auch die Hotelsuchmaschine Trivago gehört. „Das 1996 als Spin-off von Microsoft gegründete Unternehmen ist in den USA die Nummer 4 unter den Reisebüros“, erklärt Walter Vorhauser von Oddo BHF.

Im ersten Quartal schrieb der Konzern noch Verluste und musste einen Umsatzrückgang hinnehmen, jetzt geht es aufwärts. „Expedia legt sich schwer in Zeug, etwa mit einer Expedia-Travel Week mit Rabatten von 40 Prozent auf zahlreiche Hotels.“ Die Aktie hat das Vor-Corona-Niveau längst hinter sich gelassen und kostet an der Börse Frankfurt aktuell 141 Euro.

 

 

MGM Resort: „Buchungen steigen deutlich“

Ebenfalls über dem Vor-Corona-Niveau notiert die Aktie des US-Unternehmens MGM Resorts (US5529531015), zu dessen Portfolio Kasinos, Hotels, Ferienanlagen und Kongresszentren gehören.

„In Las Vegas macht MGM 40 Prozent seines Umsatzes, der Rest wird international generiert“, erklärt Richter. Für 2021 rechne das Unternehmen noch mit einem Verlust, doch die Perspektiven hellten sich auf. „Die Flüge nach Las Vegas haben sich in den letzten Wochen verdoppelt, und die Buchungen steigen deutlich.“

MGM plane zudem Übernahmen im Bereich Online-Wettspiele. „Das ist ein Zukunftsmarkt.“

 

American Airlines: Jetzt fehlen die Piloten

Ein kräftiges Kursplus von 43 Prozent in diesem Jahr hat die Aktie der US-Fluggesellschaft American Airlines gemacht. Noch im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen unterm Strich einen Verlust von 8,9 Milliarden US-Dollar zu verschmerzen, auch im ersten Quartal 2021 setzten sich die roten Zahlen fort.

„Jetzt steigen die Passagierzahlen aber wieder deutlich“, erklärt Vorhauser. Allerdings stehe die vom Staat gestützte Airline nun vor neuen Problemen:  Zuletzt mussten hunderte von Flügen storniert werden, für den Juli wird Ähnliches erwartet. „Das liegt vor allem am fehlenden Personal“, bemerkt Vorhauser.

Die Aktie, die Anfang des Monats noch 21 Euro gekostet hatte, notiert daher aktuell wieder nur bei 18,61 Euro.

 

„Sehr volatile Branche“

Was die weiteren Aussichten für die Branche angeht, rät Richter trotz der Öffnungen zu Vorsicht. „Der Sektor ist und bleibt volatil.“ Wer dennoch investieren wolle, solle auf eine gute Diversifikation achten, auf einen Index setzen oder, bei Einzelaktien, auf mindestens drei bis vier Titel – „und die Branche nur als Beimischung nutzen“.

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