Inflationsgefahr erst ab 2011
– Volkswirt Martin Hüfner über die Preisentwicklung der nächsten drei Jahre
– „Anziehende Konjunktur und Rohstoff-Knappheit wird Inflation auslösen“
Martin Hüfner, volkswirtschaftlicher Berater des führenden österreichischen Discount-Brokers direktanlage.at, rechnet erst ab 2011 mit der Gefahr einer Inflation. Die Hauptgründe werden dann die nach der Krise erstmals wieder anziehende Konjunktur und die Verknappung einzelner Rohstoffe sein.
„Jeder weiß, dass die Inflation das große Problem der nächsten Jahre ist“, sagt Hüfner. Das sei angesichts der riesigen Liquidität auf den Märkten und der gewaltigen Ausweitung der Staatsverschuldung nicht zu vermeiden. „Die entscheidende Frage aber ist, wann die Geldentwertung kommt, wie stark sie sein wird und wann man sich als Anleger vorbereiten muss.“
Im laufenden Jahr 2009 könne man aus Hüfners Sicht noch ruhig schlafen: „In den nächsten drei bis sechs Monaten sieht es sogar so aus, als gäbe es gar keine Inflation. Viele reden von Deflation. Der Eindruck ist jedoch falsch. Tatsächlich gehen die Preise seit Jahresanfang nicht zurück. Sie steigen vielmehr schon wieder an. Die Zunahme der Preise ist lediglich geringer als vor einem Jahr. Daher geht die Jahresabstandsrate zurück. Das Ganze sieht nach Deflation aus, ist es in Wahrheit aber nicht.“
„2010 ist das Jahr der Notenbanken“
Im Jahr 2010 sehe die Situation laut Hüfner schon anders aus: „Dann wird sich die Konjunktur als Folge der geld- und fiskalpolitischen Ankurbelungsmaßnahmen stabilisieren. In einigen Ländern – zum Beispiel den USA – könnte sogar ein Aufschwung einsetzen.“ Wird jetzt die Inflation ansteigen? Hüfner: „Ich glaube es auch dann noch nicht. Preise steigen nur dann, wenn die Nachfrage schneller steigt als das Angebot und es an Kapazitäten fehlt, um die Nachfrage zu befriedigen. Beides ist 2010 aber noch nicht der Fall.“
Die Geldpolitik werde sich aber 2010 sicher ändern, meint der Volkswirt: „Die Konjunktur braucht keine Stützen mehr. Die Notenbanken können – und sollten – die Liquidität auf den Märkten einsammeln und die Zinsen von dem extrem niedrigen Niveau anheben. 2010 ist das Jahr der Notenbanken. Die Inflation steigt noch nicht gefährlich an. Die Zentralbanken haben die Chance, ihr den Nährboden zu entziehen, die Überliquidität zu beseitigen und die Zinsen wieder auf normal zu setzen.“
Anleger müssen rechtzeitig reagieren
2011 werde es dann aber vermutlich wirkliche Probleme geben, meint Hüfner. „Dann zieht die Inflationsrate in den Ländern auf deutlich über 2 Prozent an, in denen die Konjunktur am ehesten angesprungen ist. Die Zinsen für 10-jährige Staatspapiere werden sowohl in den USA als auch in Europa auf über 5 Prozent steigen. Jetzt wird es ernst. Es entscheidet sich, ob die Inflation Beine bekommt und Schlimmeres zu erwarten ist oder ob die Notenbanken die Sache in Griff behalten. Jetzt muss jeder Investor inflationsgeschützt sein.“
Was bedeutet dies für den Anleger? „Die Inflationsgefahr ist ernst, sie wird vermutlich aber erst in 2 Jahren wirklich akut werden“, sagt der direktanlage.at-Berater. „Je nach Konjunkturentwicklung etwas früher oder später. Der Markt wird diese Situation jeweils ein paar Monate vorher antizipieren. Der Anleger muss also im zweiten Halbjahr 2010 reagieren. Bei einer inversen Zinsstruktur ist es klug, sein Geld dann in kurzen Fristen umzuschichten.“
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