Italien 2026: Melonis stabile Regierung und wirtschaftliche Herausforderungen
Im Oktober 2025 war die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni drei Jahre im Amt. In den Schlagzeilen deutscher Zeitungen fand sich überall die Vokabel „Stabilität“. In der Tat, verglichen mit den häufigen Regierungswechseln seit Ende des Zweiten Weltkriegs hat Meloni eine stabile konservative und in Teilen rechtspopulistische Koalition aus drei Parteien gebildet. Ihre Zustimmungswerte sind ordentlich und keine der Parteien hat ein Interesse daran, die Zusammenarbeit aufzukündigen.
Erstmals seit 2008 gibt es außerdem wieder eine klare Mehrheit für einen politischen Block, was die Umsetzung von Reformen erleichtert.
Italien reformiert schneller als gebaut wird
Obwohl Reformen insbesondere in den Bereichen Justiz, öffentliche Verwaltung, Wettbewerb, Steuerrecht gut vorankommen und die Hälfte zahlreichen PNRR-Projekte bereits abgeschlossen sind, hat die Regierung bis Mitte 2025 nur etwas mehr als die Hälfte der erhaltenen Mittel tatsächlich ausgegeben. Um die Umsetzung des PNRR zu beschleunigen, haben die Behörden einige verzögerte Projekte (z.B. Abschnitte der Hochgeschwindigkeitsstrecke, die von archäologischen und gasbedingten Problemen betroffen waren) durch andere Projekte ersetzt, deren termingerechte Fertigstellung als realistischer erachtet wurde und rund 1% des BIP in Form von Zuschüssen und Darlehen umgeschichtet.
Italien halbiert Haushaltsdefizit unter Meloni-Regierung
Unter Ministerpräsidentin Meloni hat sich die Haushaltslage deutlich verbessert. Zeitweise waren die Renditen 10jähriger französischer Staatsanleihen höher als die der italienischen. Das Haushaltsdefizit wird 2025 voraussichtlich bei 3,1% des BIP liegen und damit weniger als halb so hoch sein wie noch 2023. Der Primärsaldo ist sogar ausgeglichen. Erreicht wurde dies in erster Linie über eine Reduzierung der Staatsausgaben.

Trotz der Konsolidierungsfortschritte wächst der Schuldenberg wieder. Die Staatsschuldenquote wird 2025 voraussichtlich bei 136,6% des BIP liegen. Reduzierungen bei den Sozialausgaben und Änderungen bei der Einkommensteuer, die im Haushalt 2024 eingeführt wurden und ursprünglich nur für ein Jahr finanziert waren, dürften 2026 und 2027 fortgeführt werden. Die zusätzlichen Kosten dafür belaufen sich auf 20 Mrd. Euro in den zwei Jahren.

Privater Konsum wird in Italien 2026 wieder zum Wachstumstreiber
Italien ist unter den EU-Staaten besonders anfällig für die Zölle von US-Präsident Trump. 2024 gingen 10% der italienischen Exporte in die USA. Meloni ist es trotz ihres guten Verhältnisses zu Trump nicht gelungen, den Zollhammer abzuwenden. Zwar gab es einige Reduktionen, dennoch muss Italien, wie auch der Rest der EU, einen Zollsatz von 15% auf die meisten Exportgüter verkraften. Sollte der Zollstreit nicht erneut hochkochen, so könnte der italienische Exportsektor 2026 ein leichtes Wachstumsplus erleben, nach einer Stagnation 2025.
Der private Konsum dürfte nach Jahren des Siechtums wieder ein nennenswerter Faktor werden und mit knapp 1% gg. Vj. zulegen. Die privaten Haushalte profitieren vom kontinuierlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren und einer moderaten Inflation bei Lohnsteigerungen oberhalb von 2%.

Mittelfristig werden sich die Wachstumsperspektiven allerdings eintrüben. Hauptgrund hierfür ist die Alterung der Bevölkerung. UN-Prognosen zufolge könnte die Bevölkerung bis 2040 um rund 10% schrumpfen, die Erwerbsbevölkerung bis dahin sogar um 19%.
Die Regierung könnte durch Maßnahmen zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen, der Weiterbildung der Arbeitskräfte und der Steigerung der Gesamtproduktivität gegensteuern. Verglichen mit anderen großen EU-Staaten weist Italien einen deutlichen Rückstand in Sachen Produktivität auf.
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