Anleihen: EZB noch ohne Zinssenkungspläne

Börse Frankfurt: Die „Woche der Notenbanken“ hat so manches Erwartete, aber auch so manches Unerwartete gebracht.

Tim Oechsner von der Steubing AG spricht von einer „Richtungssuche nach den Notenbankensitzungen von Fed und EZB“.

Unter dem Strich wurde aber deutlich: Die Zeit der Zinserhöhungen ist vorbei.

Die Renditen gingen dementsprechend abermals zurück.

Die EZB hat am Donnerstag, wie prognostiziert, den Leitzins bei 4,5 Prozent und den Einlagenzins bei 4 Prozent belassen.

Aussagen über künftige Zinssenkungen blieben komplett aus.

„Wir haben überhaupt nicht über Zinssenkungen gesprochen“, erklärte EZB-Chefin Christine Largarde.

Gleichzeitig rechnet die EZB nun mit niedrigeren Inflationsraten im Euroraum, konkret mit 5,4 Prozent in diesem Jahr (zuvor 5,6 Prozent) und 2,7 Prozent 2024 (3,2 Prozent).

 

Leichte Korrekturbewegung nach EZB-Sitzung

Auch die Schweizerische Nationalbank und die Bank von England haben diese Woche die Zinsen unverändert gelassen, ebenso die US-Notenbank am Mittwoch.

Den aktualisierten Projektionen zufolge erwartet die US-Notenbank nächstes Jahr allerdings nun drei statt zwei Zinssenkungen.

„Die Zinssenkungserwartungen sind im Anschluss an die Fed-Sitzung massiv gestiegen, korrigierten aber im Zuge der europäischen Notenbankentscheidungen etwas“, berichtet Ralf Umlauf von der Helaba.

Im Wochenvergleich ist die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zurückgegangen: Am Freitagmorgen lag sie nur noch bei 2,12 nach 2,19 Prozent vor einer Woche.

Am Donnerstag waren es sogar nur rund 2 Prozent – der tiefste Stand seit März.

In den USA fiel der Rückgang noch kräftiger aus: Zehnjährige US-Staatsanleihen rentieren jetzt nur noch mit 3,91 Prozent nach 4,21 Prozent vergangenen Freitag.

 

Risikoaufschläge für Europas Peripherie fallen

Die Entscheidung der EZB über das Abschmelzen des PEPP-Anleiheportfolios wurde am Rentenmarkt positiv aufgenommen.

„Offensichtlich hatte man ein stärkeres Abschmelzen befürchtet, denn die Peripherie-Spreads sind gesunken“, stellt Umlauf fest.

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank meldet Käufe einer bis 2030 laufenden Polen- (XS2726911931) und Abgaben einer bis 2029 laufenden Spanien-Anleihe (ES0000012F43).

Oechsner sieht gute Umsätze in Papieren des ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus), die 2026 fällig sind (EU000A1U9944).

 

Gefragt: Gute Bonität, intakte Geschäftsmodelle

Für den Handel mit Unternehmensanleihen melden Gregor Daniel und auch Rainer Petz von Oddo BHF keine Auffälligkeiten.

Gekauft werden Oechsner zufolge weiter Anleihen bekannter Adressen mit Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren: „Die Bonität muss gut, die Geschäftsmodelle müssen intakt sein.“

Als Beispiele nennt er Papiere von SAP, Siemens, Lanxess, Eon, Deutsche Telekom, VW, BMW, Mercedes, Fraport, RWE, Conti und Porsche (XS2615940215) mit Renditen von 3 bis 4,5 Prozent.

Gut nachgefragt seien zudem Bonds der Deutschen Bank (DE000DB7XJJ2), Fresenius (XS2698713695) und der Deutschen Bahn (XS2624017070).

Weiter gesucht: US-Dollar-Bonds von John Deere (US24422EWZ86).

Die einige Wochen vom Handel ausgesetzte, Ende des Jahres fällige Metalcorp-Anleihe ist nun wieder handelbar, mit neuer Wertpapierkennnummer und ISIN (DE000A3LQF45), wie Daniel berichtet.

Ein Viertel des Kupons von 9 Prozent, den das kriselnde Unternehmen nicht zahlen konnte, wird nun auf den Nominalbetrag aufgeschlagen. Der liegt nun bei 1.022,50 Euro statt 1.000 Euro.

Die 2026 fällige Anleihe des Dienstleisters in der Metall- und Mineralienindustrie (DE000A3KRAP3) wird aktuell zu 1,1 Prozent gehandelt.

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